Der Strand von Sankt Peter Ording. Im Vordergrund stehen sehr viele Fahrräder, im Hintergrund sind ein Pfahlbau und die Kuppeln von kleinen Zelten zu sehen.© Pixabay
Im Sommer kann es ganz schön voll werden am Strand von Sankt Peter Ording.

FH Kiel erforscht mit Partner*innen digitales System für landesweites Besuchermanagement

von Frauke Schäfer

Die Fachhochschule (FH) Kiel und das Deutsche Institut für Tourismusforschung der Fachhochschule Westküste wollen gemeinsam mit schleswig-holsteinischen IT-Unternehmen ein landesweites digitales System zum Besucher*innen- Management erforschen. Bislang haben mehr als ein Dutzend Tourismusmarketing-Organisationen im Land ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium fördert das auf anderthalb Jahre ausgelegte Projekt mit EFRE-Mitteln in Höhe von fast 1,2 Millionen Euro.

Schleswig-Holstein wird als Tourismusstandort zunehmend beliebter. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt – nicht zuletzt durch die erfolgreichen Modellprojekte für Urlauben in Coronazeiten im Frühjahr 2021. Ab August überstiegen die monatlichen Übernachtungszahlen sogar die des Rekordjahrs 2019. Wirtschafts- und Tourismusminister Dr. Bernd Buchholz: „Wir freuen uns natürlich, wenn immer mehr Menschen den echten Norden für sich entdecken. Wir müssen aber auch dafür Sorge tragen, dass weder die Natur noch die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner überstrapaziert werden. Unser Land ist groß genug, aber wir müssen den Tourismus intelligent managen. Deswegen fördert das Land dieses Forschungsvorhaben, von dem wir alle profitieren können.“

Das Forschungsvorhaben „Landesweites Digitales Besuchermanagement Tourismus in Schleswig-Holstein“, kurz LAB-TOUR SH, wird von der Fachhochschule Kiel koordiniert. Sie verfügt über die notwendige technische IT-Infrastruktur, um reale Daten in die Datenplattform zu implementieren und das System in Echtzeit testen zu können, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Prange. Der Experte für Data Science vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik verantwortet die Entwicklung der grundlegenden zentralen Integrationsplattform. Eine Herausforderung sei dabei, verschiedene Datenquellen zusammenzuführen, so Prange: „Grundlage für den Datenaustausch zwischen verschiedenen IT-Systemen im Tourismus sind standardisierte Datenmodelle und Datenschnittstellen. Diese wollen wir in Abstimmung mit nationalen und internationalen Organisationen definieren.“ So soll eine standardisierte, universell nutzbare Datenplattform entstehen, die Prognosen und Empfehlungen für verschiedene Anwendungsfälle ermöglicht.

Als zweite Wissenschaftseinrichtung beteiligt sich das Deutsche Institut für Tourismusforschung am Projekt. Fünf Forschende sind für die Entwicklung des Gesamtkonzeptes sowie die Aufbereitung und Analyse der Daten verantwortlich und bilden die Schnittstelle zur Tourismusbranche. Projektleiter ist hier Prof. Dr. Dirk Schmücker: „Es gibt bereits erste Ansätze für digitales Besuchermanagement im Land. Die Lübecker Bucht ist mit ihrer Strandampel, die Gästen die Auslastung der Strände anzeigt, sogar bundesweit ausgezeichnet worden. Aber welche erfolgversprechenden Ansätze es darüber hinaus gibt, welche Erfolgsfaktoren beachtet werden müssen und wie die lokalen Anstrengungen so verknüpft werden, dass positive Netzwerkeffekte entstehen, muss noch erforscht werden.“

Die Lufthansa Industry Solutions (LHIND) bringt ihr Know-how und ihre Erfahrung rund um Sensorik, Datenintegration und -analyse sowie Cloud-basierte Plattformen zur Besucherlenkung in das Projekt ein. Darüber hinaus wird die LHIND die Entwicklung des KI-basierten Empfehlungssystems federführend umsetzen. Dieses soll die touristischen Destinationen in Schleswig-Holstein vor lokaler Überlastung schützen. Das System soll dazu die in Echtzeit erfasste Auslastung möglicher Hotspots mit der historischen Auslastung und weiteren Daten kombinieren und basierend auf diesen Berechnungen den Gästen sinnvolle touristische Alternativen vorschlagen. So sollen sich Besucherströme möglichst frühzeitig gut verteilen lassen.

Für die Umsetzung können die Beteiligten im Land auf bereits vorhandene Systeme zurückgreifen, erklärt Björn Schwarze vom Projektpartner ADDIX Internet Services GmbH: „Mit dem #SH_WLAN gibt es in Schleswig-Holstein bereits ein kostenloses Netz, mit 3.000 Accesspoints an 800 Standorten und etwa 100.000 Zugriffen pro Woche, welches zur Interaktion und zum Datenaustausch genutzt wird. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Projektpartnern an den Themenfeldern Übermittlung, Aufbereitung und Analyse von Daten zu arbeiten und hierbei durch Inspirations- und Informationsangebote sichtbare Mehrwerte für die Besucherinnen und Besucher in Schleswig-Holstein zu schaffen.“

 

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