100 Tage im Amt als Vizepräsidentin der Fachhochschule Kiel - ein Interview mit Prof. Dr. Ruth Boerckel

100 Tage ist Prof. Dr. Ruth Boerckel bereits im Amt als Vizepräsidentin der Fachhochschule Kiel. 100 Tage, die von neuen Aufgaben und Eindrücken stark geprägt waren. An diesem besonderen Tag, den 9. Juni 2022, durften wir Prof. Dr. Boerckel interviewen und spannende Einblicke in die Aufgabenbereiche, Ziele sowie Herausforderungen erhalten. 

Wie verliefen die ersten 100 Tage im Amt als Vizepräsidentin der Fachhochschule Kiel?
Ich muss sagen, dass die Zeit unheimlich schnell vergangen ist. Mein beruflicher Alltag ist noch abwechslungsreicher geworden, als er vorher schon war. Es kommt immer etwas Neues in den vollen Terminkalender hinzu.  Aufgrund dessen bin ich ziemlich gefordert. Folgende Adjektive beschreiben es wohl ganz gut: prall angefüllt, turbulent, bunt, im wesentlichen freundlich und in guter Stimmung.

Was sind Ihre Hauptaufgaben als Vizepräsidentin?
Die Abkürzung von meiner Stelle ist VPI, I steht hierbei für Inneres. Das bedeutet, dass, sobald Sie an unsere Hochschule kommen und solange Sie bei uns sind, fällt alles rund um Ihr Studium, Prüfungswesen sowie Studienbedingungen in meinen Aufgabenbereich. Das sind meine zentralen Aufgabenfelder. Natürlich gibt es auch Überschneidungen, auch mit meinen Kollegen, den anderen Vizepräsidenten, Tobias Hochscherf und Klaus Lebert. Unsere Abstimmung funktioniert sehr gut.  

Welche persönlichen Eigenschaften bringen Sie in das Amt ein?
Ich würde von mir behaupten, dass ich ein freundlicher Mensch bin, ich bin auch recht geduldig. Ich glaube, ich kann gut zuhören und auch integrieren - verschiedene Persönlichkeiten aber auch Themen, Herangehensweisen sowie Perspektiven. Und wenn es nötig ist, kann ich auch bestimmt sein. Ich hoffe, dass das meine Kolleginnen und Kollegen so auch bestätigen würden, wenn Sie diese fragen (lacht).

Welche Ziele haben Sie sich als Vizepräsidentin gesetzt?
Mein Blick ist jetzt in die gesamte Hochschule gerichtet. Bevor ich überlegen kann, wie ich die gesetzten Ziele erreichen kann, muss ich unsere Hochschule noch viel besser kennenlernen und verstehen. Neben der Bewältigung des Alltagsgeschäft, lerne ich momentan vor allem sehr viel, nehme viel auf, höre zu und führe sehr viele Gespräche. Als ich zu der Wahl angetreten bin, habe ich es auf drei Ziele konzentriert, die ich auch heute noch sehr passend finde. Das erste Ziel ist natürlich, dass Sie als Studierende, nachdem Sie uns verlassen haben, sagen, dass es eine tolle Zeit war. Das zweite Ziel ist die Umsetzung des neu aufgestellten Qualitätsmanagements unserer Hochschule: Wir sichern und wahren die Qualität unseres Studienangebotes, bauen sie aus und reflektieren sie immer wieder. Dafür gibt es auch eine ganze Abteilung „Hochschulentwicklung“, die sich damit befasst. Das ist auch die Abteilung, die zentrale Ansprechpartnerin für mich ist, mit der ich mich intensiv austausche. Dieses Qualitätsmanagement weiterzuentwickeln und auszubauen, so dass wir es an der Hochschule verstehen, schätzen und letztlich leben. Das dritte Ziel ist die Stärkung von Transparenz und Beteiligung an der Hochschule. Es ist ein besonders Gut, dass wir uns an der Hochschule selbst verwalten können. Natürlich gibt es hier auch die Zentralverwaltung, die dort professionell tätig ist. Dennoch machen wir dies als Studierende und Lehrende ebenfalls neben unseren Hauptrollen. Außerdem habe ich den Eindruck, dass in der Zeit von und nach Corona das ein oder andere im Hinblick auf unser Miteinander vor Ort wieder gestärkt und aufgebaut werden muss. Dies sehe ich als Aufgabe im Präsidium, aber auch speziell als eine Aufgabe in meinem Bereich als Vizepräsidentin.  

Hat Sie Ihr vorheriges Amt als Dekanin des Fachbereichs Wirtschaft auf dieses Amt vorbereitet?
Ja, das würde ich schon sagen. Auch hier waren mir bereits Transparenz und Partizipation wichtig, jedoch war hier natürlich der Blick auf den Fachbereich das Zentrale. Dennoch war bereits der Blick immer wieder auf die Fachhochschule als Ganzes gerichtet: Wie arbeiten wir zusammen mit den anderen Fachbereichen? Wo stehen wir als Fachbereich in der Hochschule? Wie sind wir an die Verwaltung und an das Präsidium angekoppelt? In der Zeit wurden auch bereits die Verbindungen zu den weiteren Bereichen der Hochschule gestärkt. Der Austausch in der Dekan*innen-Runde war und ist sehr intensiv. Man versucht, den Blick der anderen zu verstehen, schaut aber auch, wo Differenzen vorhanden sind, weil die Studienbedingungen durchaus anders sind. Das war sehr gut, diese Aspekte in der Zeit schon stärker kennenzulernen, ein Bewusstsein für Unterschiede zu entwickeln, enger mit Kolleginnen und Kollegen in der Zentralverwaltung zusammenzuarbeiten und in den Fachbereichen Kontakte zu knüpfen. Außerdem erfährt man, was es heißt, im Hochschulbetrieb Verantwortung zu übernehmen.

Welche Vorteile haben die Studierenden von Ihrer Aufgabe als Vizepräsidentin?
Wie ich bereits angeführt habe und was auch mein erstes Ziel ist: Dass Sie sich hier wohlfühlen und gerne hier studieren. Im Großen und Ganzen sollen Sie das Gefühl haben, dass wir Sie an der Fachhochschule Kiel gerne bei uns haben, ernst nehmen und dass wir uns Mühe geben. Sie sollen sich vom ersten bis zum letzten Tag willkommen geheißen, wertgeschätzt fühlen, so dass Sie wissen, dass Sie die zentralen Personen an der Fachhochschule sind. Das ist meine Perspektive, die ich verfolge. Ich glaube, dass es zusammenhängt, wie wohl Sie sich an unserer Hochschule fühlen und wie gerne Lehrende und Verwaltende hier bei uns tätig sind. Im Wesentlichen sollen Sie das an unserer Hochschule mitnehmen. Ich hoffe, dass ich das ausstrahle und auch in meine Tätigkeitsbereiche mit einbringe. Ich habe auch sehr gerne studiert. Manchmal würde ich sehr gerne wieder mit Ihnen tauschen und die Freiheiten einer Studentin oder eines Studenten erleben können. Das ist es wahrscheinlich, warum die meisten wieder an die Hochschule zurückkommen, da sie das Klima schätzen. Und dieses Klima mitzugestalten, aufzubauen und zu stärken, das sehe ich als Aufgabe und auch als Privileg meiner Position.

Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Boerckel für die Einblicke in Ihre Arbeitsabläufe und wünschen ihr weitere 100 erfolgreiche Tage im Amt.

Text: Anna Thomsen 
(veröffentlicht: 29.06.2022-ra)