Highlights der IT-Expert*innen-Interviews im Modul IT-Management

„Man kann nicht 'nicht führen'“ - so könnte das Motto des Moduls IT-Management im Studiengang Wirtschaftsinformatik lauten (leicht abgewandelt nach dem berühmten Axiom des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick). In diesem Modul vermitteln wir (die Dozent*in Prof. Dr. Doris Weßels und Dr. Ole Hüter) ein Verständnis vom Beitrag des IT-Managements als zentraler Treiber der Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen. Wir lernen dazu die Aufgaben und Zielsetzungen, Konzepte und Prozesse sowie aktuelle Frameworks im IT-Management kennen. Dabei berücksichtigen wir auch, dass Entscheidungen über die Einführung und Operationalisierung solcher Konzepte von Menschen, in der Regel von Führungskräften, getroffen werden.

Doch was ist das überhaupt - eine Führungskraft? Bei einer Umfrage zu Beginn des Semesters gaben 62 % der Studierenden im Kurs an, dass sie eine Karriere als Führungskraft anstreben. Je nach vorheriger Berufserfahrung ist den Studierenden im dritten Semester jedoch häufig noch unklar, worin eigentlich deren Aufgaben und Verantwortlichkeiten liegen, und was die tägliche Arbeit ausmacht. Daher macht das Thema Führung, heute oft als Leadership bezeichnet, gut die Hälfte der Kursinhalte aus. Führung im Sinne von „Einfluss nehmen“ muss nicht immer nur im Sinne klassischer Mitarbeiterführung „nach unten“ verstanden werden, sondern sollte breiter gefasst und betrachtet werden: inklusive der Einflussnahme auf sich selbst, auf Kolleg*innen und Partner*innen sowie den eigenen Chef bzw. Chefin – das heißt, in alle Richtungen.

Dies thematisieren wir explizit unter dem Titel „360°-Führung“: Die Führung von sich selbst behandelt beispielsweise Selbst- und Zeitmanagement durch die Definition von Zielen und das Setzen von Prioritäten. Das direkte Arbeitsumfeld kann durch laterale Führung, d.h. Führung „zur Seite“ ohne Weisungsbefugnis, gestaltet werden. Gerade für Fachexperten im IT-Bereich ist dies das am Häufigsten verwendete und daher wichtigste Instrument zur Einflussnahme. Dazu gibt es einen ersten Einblick in verschiedene Konzepte, um Mitarbeitende in einem disziplinarischen Verhältnis zu führen, sowie die Do’s und Don’ts des Cheffings, d.h. der (respektvollen) Führung nach oben. Der wesentliche Aspekt bei allen Führungsrichtungen ist die Gestaltung von sozialen Situationen durch geeignete und wirkungsvolle Kommunikation sowie das Herbeiführen von Entscheidungen und Ergebnissen in einer menschenorientierten, wertschätzenden Art und Weise.

Um einen Bezug zum echten Alltag von Führungskräften in IT-Unternehmen herzustellen ist ein besonderer Bestandteil dieses Moduls das IT-Expert*innen-Interview. Hierbei führen die Studierenden in Zweierteams ein Interview mit einer in Kiel ansässigen Führungskraft aus einem regionalen Unternehmen, in einigen Fällen sogar aus globalen Playern. Häufig werden die Gespräche sogar mit einem Mitglied der Geschäftsführung oder des Vorstands geführt. Die diskutierten Themen werden von den Studierenden selbst gewählt, so dass in der Regel für beide Seiten interessante und eindrückliche Interviews geführt werden. Die Gespräche dauern meist weit länger als die ursprünglich angesetzte Dauer von einer Stunde, was die Offenheit und Neugier beider Seiten unterstreicht. Nach Möglichkeit findet der Termin vor Ort in den Räumlichkeiten der Unternehmen statt, wodurch das Interview einen besonderen Stellenwert erhält. Im Anschluss an das Interview fertigt jeder Studierende eine schriftliche Ausarbeitung des Interviews an, in der die besprochenen Themen festgehalten, in Kontext gesetzt sowie diskutiert und reflektiert werden.

Im Folgenden werden zwei Interviews, die sich durch ihre interessante Themenauswahl und die gewährten Einblicke besonders auszeichnen, durch ihre Autoren vorgestellt.

Interview mit Dr. Thorsten Völkel, Vorstandsvorsitzender der PPI AG
Jonas Braun stammt aus Dingolfing in Niederbayern, bekannt für das größte BMW-Werk Europas, wo er nach einer Ausbildung zum IT-Systemelektroniker in der Automobilbranche arbeitete. Nach den herausfordernden Covid-Jahren inklusive Kurzarbeit und Homeoffice entstand bei ihm das Bedürfnis, neue Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen, weshalb er im September 2022 ein Wirtschaftsinformatik-Studium an der Fachhochschule Kiel begann.

Jonas Braun beschreibt seinen Interviewpartner, Thorsten Völkel, als nahbaren und sehr offenen Interviewpartner, der seine Rolle als sinnstiftend empfindet und für die Produkte des von ihm geführten Unternehmens brennt. Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Interview für ihn persönlich sind zum einen die Bestätigung, mit einem Wirtschaftsinformatik-Studium aufgrund der guten und vielfältigen Zukunftsperspektiven eine gute Wahl getroffen zu haben und zum anderen nimmt er eine gewisse Gelassenheit mit. Denn wie Dr. Völkel mehrfach betonte, gibt es viele Variablen, auf die man keinen Einfluss hat. Kurz gesagt: Man muss manchmal zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Hier ist die vollständige Abgabe

Interview mit Tim Müller, IT Solution Architect bei der knk Business Software AG
Matthias Kleine ist 22 Jahre alt und hat gerade erfolgreich das dritte Semester Wirtschaftsinformatik abgeschlossen. Vor seinem Studium hat er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in einem Fachgroßhandel für Heizung, Sanitär und Stahl absolviert. Teil seiner Ausbildung war ein Einsatz im Online-Marketing, wo er erste  Erfahrungen im IT-Umfeld beim Aufbau eines neuen Online-Shops im B2B-Bereich sammelte.

Für ihn war es sehr spannend, einen Einblick in Tim Müllers Arbeitsalltag zu erhalten, wo er Inhalte aus dem IT-Management-Modul sofort wiedererkannt und von deren Anwendung in der Praxis erfahren hat. Besonderen Eindruck hat bei ihm hinterlassen, wie innovativ die knk Gruppe ist: nicht nur bei ihren Produkten, sondern auch in Bezug auf Mitarbeiter*innengewinnung und -förderung. Darüber hinaus wurde ihm die Relevanz von Praxiserfahrung bereits beim Berufseinstieg vor Augen geführt, da seine Interviewpartner*innen dies mehrmals betonten. In Folge begann er direkt mit der Suche nach einer Werkstudententätigkeit. Hier ist die vollständige Abgabe.

Nach den Interviews wurde in diesem Semester eine Evaluation unter den Studierenden durchgeführt, aus der eine Rückmeldung hier wiedergegeben werden soll, da sie besonders gut ein Lernziel dieses Modulabschnitts zusammenfasst und bestätigt: Führungskräfte sind auch nur Menschen! „Nach dem Gespräch hatte ich das Gefühl, dass auch ich, wenn ich mich bemühe, viel Erfahrung sammle und meine Fähigkeiten ausbaue, Führungsverantwortung übernehmen kann. Vorher dachte ich, die Fähigkeit zu führen, müsse man einfach haben, aber das sehe ich nun nicht mehr so.“

Abschließend bedanken wir uns sehr herzlich bei allen Führungskräften und Unternehmen, die uns in diesem Semester unterstützt haben:

ACT GmbH, Anschütz GmbH, Ask Dante GmbH, Cap3 GmbH, CGI Deutschland BV, CONSIST GmbH, Coronic GmbH, Dataport AöR, FLS fast lean smart GmbH, IBM Deutschland GmbH, IDALABS GmbH, knk AG, lmbit GmbH, NordwestLotto GmbH, NetUSE AG, PPI AG, ppi Media GmbH, Provinzial Nord AG, Regiocast GmbH, REWE digital GmbH, Soulbreak GmbH, Thyssenkrupp Marine Systems GmbH, Vater Gruppe

Text: Prof. Dr. Doris Weßels/Dr. Ole Hüter
(veröffentlicht: 06.03.2024-ra)