Schwing­fes­tig­keit von la­ser­ge­schwei­ß­ten T-Stö­ßen an dün­nen Ble­chen

Bei dy­na­misch stark be­an­spruch­ten Stahl­kon­struk­tio­nen ist die Kennt­nis der so­ge­nann­ten Be­triebs­fes­tig­keit von be­son­de­rer Be­deu­tung. Es geht dabei um die Wi­der­stands­fä­hig­keit einer Kon­struk­ti­on gegen häu­fig auf­tre­ten­de Last­schwan­kun­gen. Die da­durch ent­ste­hen­de Ma­te­ri­al­er­mü­dung äu­ßert sich durch die Bil­dung von zu­nächst klei­nen An­ris­sen, die sich bei an­hal­ten­der Schwing­be­las­tung wei­ter aus­brei­ten und zu­sam­men­wach­sen und schlie­ß­lich so lang wer­den kön­nen, dass sie die be­trof­fe­ne Kom­po­nen­te oder gar die Struk­tur im Gan­zen ge­fähr­den. Die An­ris­se ent­ste­hen be­vor­zugt an kon­struk­ti­ons- und fer­ti­gungs­be­ding­ten Kerb­stel­len, z.B. Schweißnäh­ten.

Für die Ge­währ­leis­tung aus­rei­chen­der Be­triebs­fes­tig­keit von Schweißnäh­ten ste­hen heute ver­schie­de­ne Be­rech­nungs­ver­fah­ren zur Ver­fü­gung. Alle mo­der­nen Ver­fah­ren ver­bin­den rech­ne­risch die An­zahl der er­trag­ba­ren Last­spie­le mit einer kenn­zeich­nen­den Be­an­spru­chungs­grö­ße. Häu­fig ist das die max. auf­tre­ten­de Span­nungs­schwing­wei­te. Zu die­sen Ver­fah­ren ge­hört auch das sog. Kerb­span­nungs­kon­zept. Hier wird die Le­bens­dau­er einer Kon­struk­ti­on aus der Span­nungs­schwing­wei­te im kri­ti­schen Kerb­grund ab­ge­lei­tet. Die ma­ß­geb­li­che Kerb­grund­span­nung wird dabei auf Basis der Mi­kro­s­tüt­z­wir­kungs­theo­rie nach Neu­ber be­stimmt. Dazu wird die reale Kerb­kon­tur rech­ne­risch um einen fik­ti­ven Ra­di­us ver­grö­ßert. Die ge­rin­ge geo­me­tri­sche Aus­deh­nung von Schweiß­naht­ker­ben er­for­dert eine hohe Auf­lö­sung der fik­ti­ven Kerb­grund­geo­me­trie. Dafür ist die FE-Me­tho­de be­son­ders gut ge­eig­net. Al­ler­dings wer­den dafür sehr feine FE-Netze be­nö­tigt. Damit ge­hört das Kerb­span­nungs­ver­fah­ren zu den be­son­ders re­chen­in­ten­si­ven Kon­zep­ten.

Das Kerb­span­nungs­kon­zept ist seit ei­ni­gen Jah­ren in ak­tu­el­len Be­mes­sungs­vor­schrif­ten ver­an­kert. Als Stand der Tech­nik gilt, dass die Plat­ten­di­cken der zu ver­schwei­ßen­den Bau­tei­le di­cker als 5 mm sein müs­sen. Bei dünn­wan­di­gen Schwei­ß­kon­struk­tio­nen zeigt das Ver­fah­ren noch Pro­gno­se­schwä­chen, die der­zeit vie­ler­orts Ge­gen­stand der For­schung sind. Dies For­schungs­pro­jekt soll einen Bei­trag zur Ent­wick­lung und Ab­si­che­rung des Kerb­span­nungs­kon­zep­tes auf dünn­wan­di­ge Schweiß­bau­tei­le leis­ten.

Im Rah­men des Vor­ha­bens wer­den Ex­pe­ri­men­te zur Be­stim­mung der Wöh­ler­li­ni­en von la­ser­ge­schwei­ß­ten T-Stö­ßen durch­ge­führt. Die dazu be­nö­tig­ten Pro­ben wur­den mit einer Ma­te­ri­al­stär­ke von 2–3 mm von einem In­dus­trie­part­ner ro­bo­ter­ge­schwei­ßt. Bei den ex­pe­ri­men­tell er­mit­tel­ten Le­bens­dau­ern wird zwi­schen An­ris­sen in der Nah­t­ober­sei­te und -wur­zel un­ter­schie­den. Vor Durch­füh­rung der Ex­pe­ri­men­te wur­den die Naht­geo­me­tri­en der Pro­ben di­gi­ta­li­siert. Sie wer­den sta­tis­tisch auf­be­rei­tet und bil­den so die Basis für die FE-Be­rech­nun­gen. Der dann fol­gen­de Ver­gleich zwi­schen ex­pe­ri­men­tel­len und be­rech­ne­ten Le­bens­dau­ern soll Aus­sa­gen zur Qua­li­tät des Ver­fah­rens und sei­ner ak­tu­ell dis­ku­tier­ten Wei­ter­ent­wick­lung zur An­pas­sung an Dünn­blech­schwei­ßun­gen er­mög­li­chen.

Das Pro­jekt wird in einer Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen der Fach­hoch­schu­le Kiel und der Uni­ver­si­ty of Southern Den­mark be­ar­bei­tet und von einem In­dus­trie­part­ner be­glei­tet. Es bie­tet dem aus­füh­ren­den Wis­sen­schaft­ler die Ge­le­gen­heit zur Pro­mo­ti­on. Die ge­plan­te Pro­jekt­lauf­zeit ist 6/2018 bis 5/2021.