Wis­sen von Schü­le­rin­nen und Schü­lern über se­xu­el­le Ge­walt in päd­ago­gi­schen Kon­tex­ten

Pro­jekt­da­ten

Lauf­zeit
Au­gust 2014 - Juli 2017

Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher

Dr. Heinz Kind­ler, Deut­sches Ju­gend­in­sti­tut e.V., Mün­chen

Kon­takt­da­ten

kind­ler(at)dji.​de

Pro­jekt­ko­or­di­na­ti­onhof­herr(at)dji.​de

www.​dji.​de/​Schüler­wis­sen

Hin­ter­grund des Pro­jekts

Se­xu­el­le Ge­walt und Über­grif­fe in schu­li­schen Ein­rich­tun­gen stel­len ein nicht zu ver­nach­läs­si­gen­des Phä­no­men dar. Seit dem Jahr 2010 be­rich­te­ten viele von se­xu­el­ler Ge­walt Be­trof­fe­ne in der Öf­fent­lich­keit, dass sie in schu­li­schen In­sti­tu­tio­nen, z.B. in kirch­li­chen und re­form­päd­ago­gi­schen In­ter­na­ten, se­xu­el­len Miss­brauch er­fah­ren muss­ten. In der Folge emp­fah­len der Runde Tisch und die Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz Maß­nah­men zur Prä­ven­ti­on, In­ter­ven­ti­on und Auf­ar­bei­tung von se­xu­el­len Ge­walt­fäl­len in Schu­len. Das For­schungs­pro­jekt "Wis­sen von Schü­le­rin­nen und Schü­lern über se­xu­el­le Ge­walt in päd­ago­gi­schen Kon­tex­ten" be­schäf­tigt sich des­halb mit der Ge­stal­tung schu­li­scher Struk­tu­ren und Pro­zes­se, damit die Ge­fahr se­xu­el­ler Grenz­ver­let­zun­gen durch Schul­per­so­nal wie auch durch Mit­schü­le­rin­nen bzw. Mit­schü­ler ver­rin­gert wer­den kann. Dabei ste­hen die Sicht­wei­sen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Vor­der­grund.

Fra­ge­stel­lung

Wel­che Maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung und Auf­ar­bei­tung von se­xu­el­len Über­grif­fen wer­den in Schu­len er­grif­fen und wie wer­den diese von Schü­le­rin­nen und Schü­lern er­lebt?

In wel­chem Aus­maß schil­dern Schü­le­rin­nen und Schü­ler trotz­dem er­leb­te Über­grif­fe? Wie häu­fig wird dabei Hilfe ge­sucht?

Wel­chen Ein­fluss neh­men hier Prä­ven­ti­ons­an­stren­gun­gen, aber auch das Klima in der Schu­le, so wie es von Schü­le­rin­nen und Schü­lern er­lebt wird?

Stu­die

An­ge­nom­men wird, dass unter an­de­rem ak­ti­ve Prä­ven­ti­ons­be­mü­hun­gen von Schu­len und eine wahr­nehm­ba­re In­ter­ven­ti­ons­be­reit­schaft bei Lehr­kräf­ten se­xu­el­le Über­grif­fe un­wahr­schein­li­cher ma­chen und zu­gleich die Be­reit­schaft er­hö­hen, Über­grif­fe auf­zu­de­cken und Hilfe zu su­chen. Mit­hil­fe der For­schungs­fra­gen soll­ten spe­zi­fi­sche Merk­ma­le von Schu­len, in denen se­xu­el­le Ge­walt er­folg­reich ver­mie­den oder auf­ge­ar­bei­tet wurde, her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den. Dafür wur­den in dem Pro­jekt 4.334 Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Se­kun­dar­stu­fe I sowie deren Schul­lei­tun­gen von ins­ge­samt 128 Schu­len in vier Bun­des­län­dern be­fragt. Die Be­fra­gung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler fand wäh­rend einer Schul­stun­de im Klas­sen­zim­mer statt und wurde durch In­ter­viewe­rin­nen bzw. In­ter­view­er eines Be­fra­gungs­in­sti­tuts durch­ge­führt sowie von Fach­be­ra­te­rin­nen bzw. Fach­be­ra­tern gegen se­xu­el­le Ge­walt be­glei­tet. Es ging unter an­de­rem um die Er­fas­sung der Kennt­nis­se von schu­li­schen Schutz­kon­zep­ten, um eine Er­he­bung der be­ob­ach­te­ten und er­leb­ten se­xu­el­len Ge­walt­er­fah­run­gen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler sowie um eine Ana­ly­se der Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Schul­merk­ma­len (u.a. Schutz­kon­zep­te) mit die­sen Ge­walt­er­fah­run­gen.

Aus­ge­wähl­te Er­geb­nis­se

Die Un­ter­su­chung zeigt, dass 60% der be­frag­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­reits ir­gend­ei­ne Art se­xu­el­ler Ge­walt er­lebt haben. Am häu­figs­ten wer­den von ihnen ver­ba­le Ge­walt­for­men wie Be­läs­ti­gung oder Witze über den Kör­per ge­nannt. Ins­ge­samt be­rich­ten Mäd­chen häu­fi­ger von Ge­walt­er­fah­run­gen als Jun­gen. Tä­te­rin­nen bzw. Täter sind über­wie­gend die Mit­schü­le­rin­nen und Mit­schü­ler. Mit­schü­le­rin­nen und Mit­schü­ler sind zu­gleich auch die Per­so­nen, denen das Er­leb­te am häu­figs­ten er­zählt wird, ge­folgt von den El­tern.

Wäh­rend fast alle Be­frag­ten im Un­ter­richt etwas über Se­xu­al­auf­klä­rung er­fah­ren hat­ten und sich gut über die­ses Thema in­for­miert füh­len, hat­ten sie sich nur sel­ten mit dem Thema "Prä­ven­ti­on se­xu­el­ler Ge­walt" be­schäf­tigt. Der Gro­ß­teil der be­frag­ten Mäd­chen gab an, gern mehr über die­ses Thema er­fah­ren zu wol­len, unter den be­frag­ten Jun­gen war das In­ter­es­se an die­sem Thema deut­lich ge­rin­ger.

Pra­xis­be­zug

  • Die Mehr­heit der be­frag­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler ist min­des­tens ein­mal von ir­gend­ei­ner Art se­xu­el­ler Ge­walt be­trof­fen ge­we­sen.
  • Die Tä­te­rin­nen bzw. Täter, aber auch die Per­so­nen, denen von die­sen Si­tua­tio­nen be­rich­tet wird, sind Mit­schü­le­rin­nen und Mit­schü­ler.
  • Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben meis­tens im Un­ter­richt Se­xu­al­auf­klä­rung be­han­delt und füh­len sich gut in­for­miert dar­über.
  • Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben nur sel­ten in der Schu­le etwas über Prä­ven­ti­on se­xu­el­ler Ge­walt er­fah­ren.

Pu­bli­ka­tio­nen

Ver­öf­fent­licht:

Kind­ler, Heinz; Hof­herr, Ste­fan: Wis­sen von Schü­le­rin­nen und Schü­lern über se­xu­el­le Ge­walt in päd­ago­gi­schen Kon­tex­ten. Mün­chen: DJI.

In Vor­be­rei­tung:

Hof­herr, Ste­fan; Kind­ler, Heinz: Se­xu­el­le Über­grif­fe in Schu­len aus der Sicht von Schü­le­rin­nen und Schü­lern: Zu­sam­men­hän­ge zum Er­le­ben von Schu­le und der Be­reit­schaft zur Hil­fe­su­che. In Ar­beit.

Hof­herr, Ste­fan; Sagre­sta­no, Lynda M.: Re­la­ti­on­ship bet­ween De­mo­gra­phics, Vic­ti­mi­za­ti­on, Cha­rac­te­ristics and Dis­clo­sure of Ex­pe­ri­en­ced and Wit­nes­sed Se­xu­al Vio­lence. In Ar­beit.