Soft Skills: Der Weg zum Er­folg

Wie komme ich in Ge­sprä­chen gut an und wor­auf legen Vor­ge­setz­te und Per­so­na­ler*innen wert? Bei all dem Kon­kur­renz­kampf, der in den Un­ter­neh­men herrscht: Was kann ich tun, um po­si­tiv auf­zu­fal­len? Warum zie­hen ei­ni­ge Kol­leg*innen bei der glei­chen fach­li­chen Eig­nung auf der „Kar­rie­re­lei­ter“ an an­de­ren vor­bei und ge­nie­ßen mehr An­er­ken­nung? Was ist die­ses be­rüch­tig­te Cha­ris­ma, das uns hilft, Be­zie­hun­gen mit un­se­ren Mit­men­schen aus­zu­bau­en und auf einen hö­he­ren qua­li­ta­ti­ven Level zu brin­gen?

Das sind diese über­fach­li­chen Kom­pe­ten­zen, im Eng­li­schen „Soft Skills“, die im Be­rufs­le­ben un­er­läss­lich sind und die uns das „ge­wis­se Etwas“ ver­lei­hen. Sie zei­gen sich vor allem in der Nut­zung der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Im Be­son­de­ren geht es um un­se­re kör­per­li­che und geis­ti­ge Prä­senz im Raum, wert­schät­zen­de, klare und ge­wähl­te Spra­che, Um­gang mit Men­schen, un­se­re Durch­set­zungs­kraft, Team­kom­pe­tenz, Lern­fä­hig­keit, Selbst­ma­nage­ment, Re­fle­xi­on und vie­les mehr. Ein Profi zum Thema Softs­kills am Fach­be­reich Wirt­schaft ist Eka­te­ri­na Ha­meis­ter, Lehr­kraft für be­son­de­re Auf­ga­ben. Wir haben ihr dazu ein paar Fra­gen ge­stellt.

Warum ist es wich­tig und be­rei­chernd, sich mit Soft Skills aus­ein­an­der­zu­set­zen?
Gute Kom­mu­ni­ka­ti­on und aus­ge­präg­te per­sön­li­che Kom­pe­ten­zen er­leich­tern den Er­folg im Leben. Schlech­te Kom­mu­ni­ka­ti­on führt zu Un­stim­mig­kei­ten, Miss­ver­ständ­nis­sen und Sprach­lo­sig­keit. Diese schein­ba­ren Klei­nig­kei­ten stel­len den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­er­folg in­fra­ge und ver­hin­dern gute Zu­sam­men­ar­beit und ein har­mo­ni­sches Mit­ein­an­der.

Durch eine wert­schät­zen­de At­mo­sphä­re, einen kon­struk­ti­ven Ein­satz der Spra­che sowie einen be­wuss­ten Ein­satz rich­ti­ger Tech­ni­ken wird Kon­flik­ten vor­ge­beugt. Für den Fall, dass ein Kon­flikt be­reits ent­stan­den ist, kön­nen Sie dies früh­zei­tig er­ken­nen und kom­mu­ni­ka­tiv lösen. Nicht, indem Sie nach­ge­ben (im Sinne: der Klü­ge­re gibt nach) und dabei Ihre Ideen nicht durch­set­zen bzw. Ihre Be­dürf­nis­se nicht er­füllt wer­den. Statt­des­sen ler­nen Sie zu ver­ste­hen, worum es Ihnen und Ihren Ge­sprächs­part­ner*innen in die­ser kon­kre­ten Si­tua­ti­on geht und wie Sie ihre Po­si­ti­on ver­tre­ten kön­nen. Dem­entspre­chend ar­ti­ku­lie­ren Sie ihre Be­dürf­nis­se.

In­wie­fern hel­fen uns Soft Skills, um eine Prü­fung er­folg­reich zu be­stehen?
Eine Prü­fung be­steht nicht nur dar­aus, den Prü­fer*innen zu zei­gen, dass Sie den Lern­stoff aus­wen­dig ge­lernt haben und ihn re­pro­du­zie­ren kön­nen. Es ist deut­lich mehr. Vor allem in münd­li­chen Prü­fun­gen geht es darum, zu de­mons­trie­ren, ob Sie das Ge­lern­te an­wen­den und kri­tisch re­flek­tie­ren kön­nen. Was be­deu­tet das? Kön­nen Sie sich mit dem Stoff aus­ein­an­der­set­zen, indem Sie An­wen­dungs­ge­bie­te, Vor­tei­le, die sich in der An­wen­dung er­ge­ben, und mög­li­che Gren­zen er­ken­nen? Kön­nen Sie einen et­wai­gen Ge­dan­ken­feh­ler bei sich er­ken­nen und ihn zu­ge­ben (das wäre äu­ßerst au­then­tisch)? Schlie­ß­lich soll­ten Sie in einer Prü­fungs­si­tua­ti­on die­sen Feh­ler be­he­ben, indem sie ein­fach laut nach­den­ken und den Prü­fer*innen an Ihrem Ge­dan­ken­gang teil­ha­ben las­sen. Da­durch kön­nen Sie Ihre Note ma­ß­geb­lich ver­bes­sern.

Wie lernt man ef­fek­tiv und nach­hal­tig?
Un­se­re Ein­stel­lung zum Ler­nen ist wich­tig. Ich höre oft: „Das Skript ist sehr kom­pli­ziert ge­schrie­ben und es ist so viel zu lesen“. Das ist nichts an­de­res als Pro­kras­ti­na­ti­on und unser Selbst­schutz­me­cha­nis­mus. Wie kön­nen wir denn solch eine Ein­stel­lung än­dern? Wir könn­ten ver­su­chen, diese geis­ti­ge Fest­le­gung, die uns ein­grenzt und hemmt, zu ver­las­sen und diese Si­tua­ti­on aus einer an­de­ren Per­spek­ti­ve zu be­trach­ten. Das könn­te fol­gen­der­ma­ßen aus­se­hen: „Die­ser um­fang­rei­che Lern­stoff ist eine hoch­wer­ti­ge, aus­ge­wo­ge­ne und kom­ple­xe Nah­rung für mein Ge­hirn, die mich in mei­ner Ent­wick­lung nach vorne bringt.“ Neue­re wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se zei­gen, dass das Ge­hirn so etwas wie ein Mus­kel ist. Unser Ge­hirn muss „schwe­re“ Ar­beit leis­ten, um da­durch zu wach­sen und stär­ker zu wer­den.
Des­we­gen brau­chen wir in­ter­es­san­te, her­aus­for­dern­de Bü­cher, Ge­sprä­che mit in­tel­li­gen­ten Men­schen, gute Filme, an­spruchs­vol­le Musik und so wei­ter. Wir müs­sen unser Ge­hirn be­las­ten, es hart ar­bei­ten las­sen. Und die „Ar­beit“ muss schwer sein: ein Buch, das her­aus­for­dert und zum Nach­den­ken be­wegt; ein Film, den man nicht ver­steht und an­schlie­ßend Kri­ti­ken liest. Mu­si­zie­ren und das Hören von an­spruchs­vol­ler Musik, Tan­zen, Akro­ba­tik u.ä. ver­bes­sern eben­falls die Ge­hirn­leis­tung.

Wel­che Ab­läu­fe las­sen sich wäh­rend des Pro­zes­ses in un­se­rem Ge­hirn er­ken­nen?
Die Neu­ro­wis­sen­schaft be­fasst sich mit der Hirn­for­schung und es sind meh­re­re Dis­zi­pli­nen (Bio­lo­gie, Psy­cho­lo­gie und Ma­the­ma­tik), die sich hier­mit aus­ein­an­der­set­zen.
In­ter­es­sant ist der Über­gang von In­for­ma­tio­nen vom Kurz­zeit- in das Lang­zeit­ge­dächt­nis. Im Schla­fen lau­fen be­stimm­te Pro­zes­se in un­se­rem Ge­hirn ab. Es er­le­digt ge­wal­ti­ge Ar­beit, indem das Ge­lern­te oder das, was wir am Tag er­lebt haben, vom Kurz­zeit- in das Lang­zeit­ge­dächt­nis über­tra­gen wird. Wenn Sie mor­gen eine Klau­sur schrei­ben und Sie die ganze Nacht dafür ler­nen und wenig bis gar nicht ge­schla­fen haben, wer­den Sie mit einer sehr hohen Wahr­schein­lich­keit die Prü­fung nicht be­stehen. Und das pas­siert nicht, weil Sie müde sein wer­den, son­dern weil das Ge­hirn es ein­fach nicht schafft, die In­for­ma­tio­nen in das Lang­zeit­ge­dächt­nis zu über­tra­gen, aus dem Sie die In­for­ma­tio­nen in der Prü­fungs­si­tua­ti­on an­schlie­ßend wie­der ab­ru­fen kön­nen. Am nächs­ten Tag hät­ten Sie die glei­che Prü­fung al­ler­dings er­folg­reich be­stan­den.

Gibt es wei­te­re Tipps und Tricks für einen er­folg­rei­chen Stu­di­en­ab­lauf?
Mein Tipp, um das Lang­zeit­ge­dächt­nis zu för­dern: hand­schrift­li­che No­ti­zen an­fer­ti­gen und diese wie­der­holt durch­le­sen. Den Stoff nach­ar­bei­ten, indem Sie ihn in Lern­grup­pen dis­ku­tie­ren. Aus­wen­dig zu ler­nen bringt meist am we­nigs­ten.

Wir be­dan­ken uns herz­lich bei Frau Ha­meis­ter für den in­ter­es­san­ten Ein­blick in das wich­ti­ge Thema Soft Skills!

Text: Pau­li­ne Awe
(ver­öf­fent­licht: 13.12.2022-ra)