Ein Mann steht, von der Sonne erhellt, im Eingang zu einer Markthalle.© Privat

„Ich hatte Lust auf Argentinien“

von Laura Berndt

Während seines einjährigen Spanisch- und Mathematikstudiums an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel kristallisieren sich für Fabian Göttsch zwei Wünsche heraus: mehr Praxisbezug und ein Studienaufenthalt in der Ferne. Mit dem Wechsel in den Bachelorstudiengang Technologiemanagement und -marketing der Fachhochschule Kiel (FH Kiel) erfüllt er sich zunächst den ersten, vier Semester später folgt der zweite. Mit einem Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) geht er für zwei Semester an die Ingenieursfakultät der Universität Buenos Aires (UBA), Argentinien. Zur Halbzeit sprach der 22-Jährige mit Laura Berndt über sein Stipendium, warum seine Wahl auf Argentinien fiel und welchen hochschulischen Unterschieden er in Südamerika bisher begegnet ist.

Laura Berndt (LB): Haben Sie ein Studium in einem spanischsprachigen Land von Anfang an favorisiert?

Fabian Göttsch (FG): Schon. Während der zwei Semester an der CAU habe ich eine große Affinität für die Sprache entwickelt. Ich wollte sie irgendwann einmal fließend sprechen und die Kultur eines spanischsprachigen Landes kennenlernen können – ein Studienaufenthalt erschien mir die beste Möglichkeit dafür.

LB: Warum fiel Ihre Wahl auf Argentinien?

FG: Ich hatte Lust auf dieses Land, weil ich schon viel Positives darüber gehört hatte: Besonders Buenos Aires hätte viel Charme – mit seinen Theatern, seinem kulinarischen Angebot, dem Fußball und der Mischung aus europäischer und lateinamerikanischer Kultur. Prof. Dr.-Ing. Helmut Dispert, der ehemalige Auslandsbeauftragte des Fachbereichs Informatik und Elektrotechnik, empfahl mir in einem Gespräch schließlich die UBA. Die Ingenieursfakultät hat ein hohes Forschungs- und Lehrniveau und liegt im Zentrum von Buenos Aires. Das war mir wichtig, weil ich unmittelbar am täglichen Leben teilnehmen wollte.

LB: Haben Sie den Studienplatz an der UBA über das Jahresstipendium erhalten?

FG: Nein. Stipendien- und Studienplatzbewerbung gehören nicht zusammen. Das Jahresstipendium des DAAD ist eine finanzielle Förderung, die aufgrund fachlicher Qualifikation und persönlicher Eignung vergeben wird. Den Studienplatz habe ich mir parallel selbst organisiert. Dafür musste ich ein Bewerbungsformular mit allgemeinen Informationen ausfüllen und mehrere Unterlagen, unter anderem ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf, eine Leistungsübersicht und Gutachten zweier FH-Professoren, bei der UBA einreichen. Die Zusage kam Mitte Juni 2014, zwei Monate vor Semesterbeginn.

LB: Und wie haben Sie sich für das Stipendium beworben?

FG: Dabei hat mich das International Office der FH unterstützt. Im Prinzip musste ich mehr oder weniger die gleichen Unterlagen einreichen, wie für den Studienplatz an der UBA, plus  einen Sprachnachweis und das Zeugnis meiner Hochschulzugangsberechtigung. Ende Mai lud mich der DAAD zu einem Auswahlgespräch nach Bonn ein, wo ich zum Stand meiner Vorbereitung, den Anrechnungsmöglichkeiten sowie zur Geschichte und aktuellen Situation Argentiniens befragt wurde. Zwei Wochen danach bekam ich die Zusage.

LB: Sie sind nun schon ein Semester in Argentinien. Welche Unterschiede gibt es zu Ihrem Studium an der FH Kiel?

FG: Der größte ist die theorielastigere Herangehensweise an den Stoff. An der UBA nehmen Grundlagen viel Platz ein, die praktische Anwendung kommt erst spät. Um die abstrakten Übungsaufgaben lösen zu können, muss ich eine ganze Reihe Texte lesen. Gerade in der Zeit vor den Abschlussexamen war das von Vorteil, weil ich vieles schon verinnerlicht hatte und es nur noch wiederholen musste. Sowohl methodisch als auch fachlich habe ich einiges dazugelernt, auch wenn es anfangs schwierig war, den Vorlesungen zu folgen, da sie alle auf Spanisch stattfinden. Die Lehrenden haben aber Geduld mit ausländischen Studierenden und helfen gerne. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Vorlesungszeiten: Der Großteil der Veranstaltungen findet von 16 bis 22 Uhr statt. Bis auf wenige Ausnahmen werden alle Module übrigens jedes Semester angeboten und die Studierenden schreiben sich direkt bei den Lehrenden ein.

LB: Würden Sie den Auslandsaufenthalt in Argentinien weiterempfehlen?

FG: Auf jeden Fall. Trotz der derzeitigen Finanzkrise sind die Menschen fröhlich und genießen das Leben. Buenos Aires ist eine lebendige Stadt mit vielfältigen kulturellen Angeboten. Aber egal ob Argentinien, Schweden oder die Türkei, jeder Studienaufenthalt hat viele positive Aspekte. Wer sich dazu entscheidet, ins Ausland zu gehen, lernt nicht nur eine andere Sprache und Kultur kennen, sondern entwickelt sich auch persönlich weiter. Um am alltäglichen Leben teilnehmen zu können und gleichzeitig die Zeit zu haben, das Land zu bereisen, empfehle ich einen zweisemestrigen Aufenthalt. Das Einleben dauert schließlich auch eine gewisse Zeit.

LB: Was planen Sie für die letzten Monate in Argentinien?

FG: Während des ersten Semesters bin ich nicht viel herum gekommen, sondern habe hauptsächlich Buenos Aires erkundet. Das soll sich ändern. Geplant habe ich eine Reise zu den Gletschern in Patagonien, den Wasserfällen in Iguazu und dem Weinanbaugebiet Mendoza. Vielleicht schaffe ich es auch nach Bolivien, Peru oder Chile.

Informationen zum DAAD-Jahresstipendium

Leistungsstarke Studierende können sich für das Stipendium zum Auslandsstudium an einer anerkannten Hochschule bewerben. Maßgeblich sind die fachliche Qualifikation und die persönliche Eignung. Die Studienplatzbewerbung erfolgt  nicht über den DAAD, sondern parallel zur Stipendienbewerbung in eigener Regie.

Die Bewerbung zum Jahresstipendium bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und durchläuft ein qualitatives Auswahlverfahren durch den DAAD. Der Mehrwert des Auslandsstudiums in Bezug auf den individuellen Studienverlauf muss überzeugend dargestellt werden. Es empfiehlt sich daher, frühzeitig mit dem International Office an der FH Kiel Kontakt aufzunehmen, um die Bewerbung gemeinsam vorzubereiten.

Je nach Zielland gibt es verschiedene Bewerbungstermine. Geförderte erhalten einen Reisekostenzuschuss und ein monatliches Stipendium, beides kann je nach Gastland in der Höhe variieren. Der DAAD erwartet, dass für eventuell erhobene Studiengebühren ein Gebührenerlass besteht oder eine erhebliche Eigenbeteiligung geleistet wird.  

Weitere Informationen finden Sie unter www.daad.de oder beim International Office der FH Kiel.

International Office (C 19) 
Sokratesplatz 4, 24149 Kiel 
Telefon: +49 (0)431 210-1800 
Fax: +49 (0)431 210-1810 
E-Mail: international(at)fh-kiel.de
www.fh-kiel.de/international-office/ 

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