Menschen am Tisch mit Notizblock© Pixabay

Wann und warum sich Praktika (noch) lohnen

von viel.-Redaktion

Steht ihr kurz vor dem ersten Hochschulabschluss, plant eure nächsten Karriereschritte oder spielt mit dem Gedanken, in den Semesterferien Berufserfahrung zu sammeln? Vielleicht ist ein Praktikum genau richtig für euch – oder auch nicht. Damit euch die Entscheidung leichter fällt, solltet ihr ein paar Gedanken in Erwägung ziehen. 

Sind Praktika noch nötig, um in den Beruf zu starten?

Natürlich sind Praktika noch immer wichtig, um nach dem Studienabschluss vorweisen zu können, dass man sich mit den typischen Aufgaben der gewählten Karriere auseinandergesetzt hat. Wer zum Beispiel Wirtschaftsingenieur*in werden möchte, sollte zumindest einmal in ein Ingenieurbüro hineingeschaut, sich im Bereich Logistik umgesehen oder bei einer konkreten Montageplanung mitgemacht haben. Arbeitgeber*innen orientieren sich bei der Berufsvergabe daran, welche Fachkenntnisse und Erfahrungen der/die Bewerber*in vorweisen kann. Allerdings sind Praktika nur ein Weg, um solche Qualifikationen zu sammeln. Wer neben dem Studium nämlich als Werkstudent*in arbeitet oder sich bei einem Saisonjob Einblicke in die gewählte Branche möglich macht, trifft ebenfalls eine sehr gute Wahl.

Pflicht oder freiwillig?

In einigen Studiengängen sind Pflichtpraktika oder konkrete Unternehmensprojekte vorgegeben. Solche Praktika sind zwar gerne gesehen, sollten aber bestmöglich immer von freiwilligen Praktika begleitet werden. Das heißt: Man sollte es vermeiden, sich nur auf die verpflichtenden Praktika zu verlassen. 

Freiwillige Praktika haben den Vorteil, dass man sich ganz nach persönlichen Interessen weiter spezialisieren und ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln kann. Mit einer solchen Eigenschaft kann es später leichter sein, sich von potenziellen Mitbewerber*innen abzugrenzen. Außerdem bedeuten freiwillig absolvierte Praktika, dass man motiviert ist und die Initiative ergreifen kann.

Wie viele Praktika sollte man machen?

Es gibt einige Fachleute, die der Meinung sind, es sei karriereschädlich und wirke orientierungslos, zu viele Praktika in zu vielen Bereichen zu machen. Wo ein Teil dieser Ansicht sicherlich korrekt ist, ist ein anderer Teil vielleicht ein guter Ratschlag: Viele Studierende haben jede Menge Ideen und möchten sich ausprobieren. Man möchte herausfinden, was genau zu einem passt, wo man sich selbst verwirklichen und die eigenen Talente einbringen kann. Das bedeutet: Es ist lediglich nötig, bei einem Bewerbungsgespräch gut begründen zu können, warum man diverse Praktika im Lebenslauf untergebracht hat. 

Wo sollte man Praktika absolvieren?

Eine essenzielle Frage ist die, wo man die Berufserfahrung sammeln sollte. Bei großen Unternehmen, im Mittelstand oder doch lieber bei kleinen Betrieben? 

Alle Optionen haben ihre Vorteile. Letztendlich kommt es immer darauf an, was man möchte. In Großkonzernen gibt es ganze Praktikaprogramme und Abteilungen, die sich um die Nachwuchsförderung kümmern. Hier kann man aber durchaus in der Masse untergehen und nicht die gewünschten Einblicke bekommen. In mittleren und kleinen Unternehmen dagegen wird man häufig stärker einbezogen, bekommt Verantwortung übertragen und kann inhaltlich vieles lernen. 

Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Praktikum?

Nach dem Wo folgt die Frage nach dem Wann. Der richtige Zeitpunkt für ein Praktikum variiert. Am günstigsten sind die Semesterferien. 

Absolventinnen und Absolventen eines Studiums sollten eigentlich keine Praktika mehr machen müssen. Die Tatsache, dass viele Hochschulabgehende noch immer unbezahlte Stellen annehmen, ist ein großes Problem, das einige Unternehmen gezielt ausnutzen. Mit einem abgeschlossenen Studium sollte man sich daher entweder auf eine direkte Stelle oder ein Trainee-Programm bewerben und auf die bereits gemachten Berufsqualifikationen hinweisen.

Sehr sinnvoll für Praktika kann dagegen die Übergangsphase zwischen dem Bachelor- und dem Masterstudium sein. Wenn man während der Bachelorphase verschiedene Schwerpunkte innerhalb des Fachgebiets kennengelernt hat, kann man jetzt in einem Praktikum in die Praxis einsteigen und das vertiefte Wissen anwenden. Vielleicht erkennt man durch ein so gelegtes Praktikum auch, welcher Masterstudiengang der beste für den weiteren Karriereweg ist. 

Übrigens sind lückenlose Lebensläufe häufig nur Theorie – wer zwanghaft versucht, Leerläufe zwischen zwei Lebensabschnitten mit einem Praktikum zu schließen, tut sich damit nicht immer einen Gefallen. Besser: Sich bewusst für einen Weg entscheiden und dazu stehen. 

Julia Königs

© Fachhochschule Kiel