Pres­se­mel­dung

„End­spiel“ – Ul­ri­ke Theus­ner im Bun­ker-D der Fach­hoch­schu­le Kiel


von Frau­ke Schä­fer

Der Kreis, den die Mensch­heit aus­zu­lau­fen hat, ist be­stimmt genug, und un­ge­ach­tet des gro­ßen Still­stan­des, den die Bar­ba­rei mach­te, hat sie ihre Lauf­bahn schon mehr als ein­mal zu­rüc­kg­ele­gt. Will man ihr auch eine Spi­ral­be­we­gung zu­schrei­ben, so kehrt sie doch immer wie­der in jene Ge­gend, wo sie schon ein­mal durch­ge­gan­gen. Auf die­sem Wege wie­der­ho­len sich alle wah­ren An­sich­ten und alle Irr­tü­mer.
Jo­hann Wolf­gang von Goe­the (1749 -1832)  

„End­spiel“ ist die Aus­stel­lung von Ul­ri­ke Theus­ner über­schrie­ben, die am kom­men­den Don­ners­tag (16.11.2017) um 18 Uhr im Bun­ker-D der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel er­öff­net wird. Die Wei­ma­rer Künst­le­rin setzt sich in ihren Ar­bei­ten mit ge­sell­schaft­li­chen und dys­to­pi­schen The­men aus­ein­an­der. Auf der Ein­la­dungs­kar­te zu sehen ist „Die Pa­ra­de“, auf der eine uni­for­me, grel­le, laut trom­meln­de Masse, dumpf und leer ge­ra­de­aus mar­schiert und alles nie­der­walzt. „Jener Zu­stand“, sagt Theus­ner, „wenn Fa­na­tis­mus und vor­ur­teils­vol­les, un­dif­fe­ren­zier­tes Den­ken über­hand neh­men.“ Die Tu­sche­zeich­nung stammt aus der Serie „The Gasping So­cie­ty“ (2015/16), in der es um die ge­stör­te Be­zie­hungs­auf­nah­me der Men­schen un­ter­ein­an­der und zu ihrer Um­welt geht.

In ihrer Kalt­na­del­se­rie „The tra­gic life of de­spe­ra­te Art­bit­ches“ (2016) legt die Künst­le­rin den „ver­zwei­fel­ten Kunst-Schlam­pen“ ei­ge­ne Er­fah­run­gen aus dem Hai­fisch­be­cken des Kunst­mark­tes in den Mund. Hier, so Theus­ner, kol­li­dier­ten Ideal und Wirk­lich­keit und es trete „ein immer noch vor­herr­schen­der, tes­to­ste­ron­ge­la­de­ner Chau­vi­nis­mus“ zu Tage. Eman­zi­pa­ti­on sei kein Thema, statt­des­sen gelte: „I‘m not in­te­rested in your art, I just wanna eat your Pussy."

Als Ge­gen­ent­wurf die­nen, zu­sam­men­ge­fasst in einem an­de­ren Aus­stel­lungs­raum, Ma­le­rei­en und Holz­schnit­te aus „The Pro­mi­sed Land“ und das Au­dio­stück „Der Traum eines lä­cher­li­chen Men­schen“ von Fjo­dor M. Dos­to­jewk­si, das zu­sam­men mit der ei­gens für die Aus­stel­lung ent­wor­fe­nen In­stal­la­ti­on „Bio­sphä­re II“ ge­zeigt wird.

Hin­ter­grund zur Künst­le­rin

Ul­ri­ke Theus­ner (ge­bo­ren 1982) stu­dier­te zwi­schen 2002 und 2008 Freie Kunst an der Bau­haus-Uni­ver­si­tät Wei­mar sowie an der Éc­ole des Beaux-Arts „Villa Arson“ in Nizza. Sie ar­bei­te­te an ver­schie­de­nen Orten wie Ber­lin, Leip­zig, Vil­ni­us, Los An­ge­les, Paris und New York – und kehr­te zwi­schen­durch immer wie­der zu ihrem Ru­he­punkt Wei­mar zu­rück. Ihre Ar­bei­ten wur­den in zahl­rei­chen Aus­stel­lun­gen im In- und Aus­land (u. a. Neues Mu­se­um und ACC Ga­le­rie Wei­mar, An­ger­mu­se­um Er­furt, Y Gal­le­ry New York, Ga­le­rie Dukan Paris, Eigen-Art LAB Ber­lin, Kunst­hal­le Darm­stadt und Mu­sée des Beaux-Arts Nice) ge­zeigt und mit Prei­sen ge­wü­rdi­gt, wie dem Gra­fik-Preis der Il­straud Glock-Grabe-Stif­tung und dem ers­ten Preis der Eu­rope­an Print Tri­en­na­le Tou­lou­se. Zu­sam­men mit dem Bu­reau Mirko Bor­sche ge­stal­te­te sie 2014/15 die Spiel­zeit-Pos­ter der Baye­ri­schen Staats­oper Mü­nchen. Ul­ri­ke Theus­ner lebt und ar­bei­tet in Ber­lin und Wei­mar.