"NEXUS-D" von Ma­thi­as Wolf und Jens Fi­scher

Unter dem über­grei­fen­den Thema der Ver­bin­dung stell­ten Ma­thi­as Wolf und Jens Fi­scher vom 20. bis 26. April in „NEXUS-D“ auf dem Max-Reich­pietsch-Platz und in der Ga­le­rie des Bun­ker-D aus.

In „NEXUS-D“ ver­schmol­zen Faden- und Klang­in­stal­la­ti­on; Sehen und Hören ver­ban­den sich und schu­fen ein mul­ti­sen­so­ri­sches Er­leb­nis auf dem Cam­pus der Fach­hoch­schu­le Kiel.

Ver­bun­den wur­den nicht nur die zwei Kunst­for­men, son­dern auch die un­ter­schied­li­chen Ge­bäu­de, zwi­schen denen sich die him­mel­blau­en Fäden von Ma­thi­as Wolf spann­ten: Ver­wal­tungs­ge­bäu­de, Com­pu­ter­mu­se­um, WiSo-Ge­bäu­de und Bun­ker-D sind von ar­chi­tek­to­ni­schen und funk­tio­na­len Span­nungs­ver­hält­nis­sen ge­zeich­net. Sie re­prä­sen­tie­ren auf der einen Seite Lehre und auf der an­de­ren Zer­stö­rung. Mit den reiß­fes­ten, aber den­noch leicht im Wind schwe­ben­den schnur­ge­ra­den Fäden wur­den die Ge­bäu­de mit­ein­an­der ver­bun­den; Kunst und Wis­sen­schaft wur­den zu­sam­men­ge­führt und ver­schmol­zen in der In­stal­la­ti­on wie auch auf der ge­sam­ten Kul­tur­in­sel Diet­richs­dorf.

Zen­tra­ler Punkt der In­stal­la­ti­on war der Kreis aus Stein­ku­geln von Lud­ger Ger­des, be­stehend aus zwölf Gra­nit­ku­geln, so­zu­sa­gen als Hom­mage an den 2008 ver­stor­be­nen Künst­ler. Die Grund­form der Fa­den­in­stal­la­ti­on am Boden war kreis­för­mig kon­zi­piert. In der Luft je­doch ent­stand ein Vier­eck aus den vier so ver­schie­de­nen Ge­bäu­den. So wurde eine Kreis­be­we­gung sug­ge­riert, die für ein dy­na­mi­sches Mit­ein­an­der der Ein­rich­tun­gen und auf dem Cam­pus ins­ge­samt ste­hen kann. 

Jens Fi­schers Klang­in­stal­la­ti­on ver­band die Ge­bäu­de zu­sätz­lich au­di­tiv. Sie ent­hielt keine der üb­li­chen mu­si­ka­li­schen Ele­men­te wie Rhyth­mus oder Me­lo­die. Auch gab es kei­nen An­fang und kein Ende; die ver­frem­de­ten Laute und elek­tro­nisch be­ar­bei­te­ten Ge­räu­sche wur­den asyn­chron in vier Loops ge­spielt. So ent­stand eine un­end­li­che Va­ria­ti­on von For­men und Klän­gen. Das Zen­trum bil­de­te auch hier der Stein­kreis. In ihm ent­stand ein Ge­samt­klang. Die Klang­in­stal­la­ti­on sug­ge­rier­te eine Zeit­lu­pen­si­tua­ti­on me­di­ta­ti­ver Grund­stim­mung. An ge­gen­über­lie­gen­den Ge­bäu­den spiel­ten die glei­chen Klän­ge. So wur­den die un­ter­schied­li­chen Ein­rich­tun­gen auch klang­lich ver­bun­den. Die Um­welt­ge­räu­sche – das Stim­men­ge­wirr des Cam­pus­le­bens, das Ge­schrei der Möwen und das Rau­schen des Win­des – wur­den Teil der In­stal­la­ti­on und lie­ßen die Kunst eins wer­den mit ihrem Um­feld.

In der Bun­ker­ga­le­rie waren Fa­den­ob­jek­te von Ma­thi­as Wolf zu sehen. Die ge­zähm­ten Fäden im Rah­men ver­ban­den Sym­me­trie und Chaos, Zart­heit und Sta­bi­li­tät. Die Hän­gung zum Teil vor der un­be­han­del­ten Fas­sa­de des Bun­kers brach­te Am­bi­va­len­zen her­vor: Die Leich­tig­keit der Ge­bil­de kon­tras­tier­te mit der Schwe­re des Bun­kers.

Im Nord­raum der Ga­le­rie waren zwei Vi­deo­do­ku­men­ta­tio­nen zu sehen. Eine In­stal­la­ti­on zeig­te den Auf­bau der In­stal­la­ti­on „d-con­nec­tion.net“ (2008) in einem Video von Lars Wind im Zeit­raf­fer. Die Musik dazu kom­po­nier­ten Jens Fi­scher und sein Sohn Mo­ritz. Im klei­nen Ne­ben­raum wurde, mit einem dunk­len Vor­hang vom hel­len Ga­le­rie­raum ge­trennt, ein Video der von Re­na­te Knau­er in der Aus­stel­lung „Kern­ge­plau­der“ (2009) aus­ge­stell­ten Schmuck­ob­jek­te ge­zeigt. Flüs­ter- und Stim­men­ge­räu­sche sowie Ge­sang aus allen Rich­tun­gen re­kon­stru­ier­ten im Ori­gi­nal­ton das klang­li­che Am­bi­en­te der ver­gan­ge­nen ge­mein­sa­men Aus­stel­lung von Re­na­te Knau­er, Jens Fi­scher und Ma­thi­as Wolf.

Im Süd­raum wurde, zu­sam­men mit Ma­thi­as Wolfs Fa­den­ob­jek­ten, die klang­li­che At­mo­sphä­re von „d-con­nec­tion.net“ nach­ge­bil­det. Mit der Re­tro­spek­ti­ve aus ge­mein­sa­men Aus­stel­lun­gen der Künst­ler wurde so, neben der Ver­bin­dung von Bild und Klang, auch ein Bogen über die Jahre hin­weg ge­schla­gen, der ver­schie­de­ne Aus­stel­lun­gen ver­schmel­zen ließ.

NEXUS-D war die 73. Aus­stel­lung im Bun­ker-D, mit der gleich­zei­tig die 20. Bun­ker­wo­che ein­ge­läu­tet wurde. Die Faden- und Klang­in­stal­la­ti­on hing vom 20. bis 26. April, die In­stal­la­tio­nen in der Ga­le­rie waren bis zum 3. Mai zu sehen.