"Raum­dia­lo­ge in Stein und Me­tall" von Rot­raut Fi­scher und Jörg Pli­ckat

Vom 06. Sep­tem­ber bis 02. Ok­to­ber 2018 stell­ten Rot­raut Fi­scher und Jörg Pli­ckat in einer Ge­mein­schafts­aus­stel­lung ihre ver­schie­den­ar­ti­gen Kunst­wer­ke aus. In "Raum­dia­lo­ge in Stein und Me­tall" brach­ten die bei­den Künst­ler skulp­tu­ra­len Schmuck, Mes­sing­skulp­tu­ren, Ma­le­rei­en und Fotos zu­sam­men und schaff­ten so einen Dia­log der Kunst­for­men.

 

"Wenn auch in un­ter­schied­li­chen For­mat, ar­bei­ten wir doch beide mit Stein und Me­tall. Um es ein­fach zu sagen: Um un­se­re Werke zu ent­wi­ckeln, müs­sen wir beide drei­di­men­sio­nal den­ken, um die zu bauen, müs­sen wir beide schmie­den, fle­xen, schwei­ßen, löten und po­lie­ren", so Jörg Pli­ckat über die Ge­mein­sam­kei­ten der Ar­bei­ten des Künst­ler­paa­res.  Die­ser Dia­log des Schaf­fens hin­ter den Aus­stel­lungs­stü­cken soll in "Raum­dia­lo­ge in Stein und Me­tall" sicht­bar wer­den. Dabei spie­len die ge­mein­sa­men in­ter­na­tio­na­len Schaf­fen­sor­te und die wech­sel­sei­ti­ge Be­ein­flus­sung durch diese eben­falls eine Rolle. Doch nicht nur der selbe Ar­beits­pro­zess und die ge­mein­sa­men Rei­sen ver­bin­den die Werke der Künst­ler, sie tei­len auch die Liebe zu streng geo­me­tri­schen For­men. Somit liegt Un­ter­schied der Aus­drucks­ar­ten vor allem in der Di­men­si­on. Wäh­rend Jörg Pli­ckat näm­lich Werke im Groß­for­mat schafft, ar­bei­tet Rot­raut Fi­scher mit klei­nen Ob­jek­ten aus Stein und Me­tall.

Die Schmuck­ob­jek­te Fi­schers waren im zen­tra­len Raum in der Bun­ker-Ga­le­rie in drei Stand­vi­tri­nen und zwei Tisch­vi­tri­nen zu be­stau­nen. Die Künst­le­rin zeig­te Ob­jek­te aus Na­tur­stein in Form von Aqua­ma­ri­nen, Berg­kris­tal­len und La­pis­la­zu­li, die sie mit Sil­ber, Gold und Edel­stahl ver­band. Die Kom­bi­na­ti­on die­ser Ma­te­ria­li­en ergab span­nen­de Ge­gen­sät­ze: So kon­tras­tier­te der "un­ed­le" Na­tur­stein mit glän­zen­den Edel­me­tal­len und Edel­stei­nen. Aber auch die amor­phe Form des Na­tur­steins in Ver­bin­dung mit streng geo­me­tri­schen For­men schaff­te reiz­vol­le Ef­fek­te, die die Gäste zum nä­he­ren hin­se­hen ein­lu­den. Doch trotz die­ser Un­ter­schied­lich­keit oder ge­ra­de wegen die­ser, ver­schmol­zen form­lo­se, geo­me­tri­sche, na­tur­be­las­se­ne und glän­zen­de Ma­te­ria­li­en in Fi­schers Ar­bei­ten zu einem har­mo­ni­schen Mit­ein­an­der. Das Er­geb­nis sind trag­ba­re Skulp­tu­ren in Form von mi­ni­ma­lis­ti­schen und ef­fekt­vol­len Rin­gen, Arm­rei­fen oder Ket­ten, die es schaf­fen mit sei­ner Trä­ge­rin in Ver­bin­dung zu tre­ten und eine Ein­heit zu bil­den.

Jörg Pli­ckat zeig­te aus sei­nem brei­ten Œu­v­re Klein­plas­ti­ken, klei­ne Skulp­tu­ren sowie Akt­stu­di­en, aber auch seine welt­weit rea­li­sier­ten Gro­ß­plas­ti­ken waren durch Fo­to­gra­fi­en ver­tre­ten. Die groß­for­ma­ti­gen Ob­jek­te be­stehen aus Mes­sing, Bron­ze oder Cor­ten­stahl und sind auf­grund der mar­kan­ten und geo­me­tri­schen For­men­spra­che Pli­ckats un­ver­kenn­bar. Sie ste­hen in allen Tei­len der Welt. So zeig­ten die Fo­to­gra­fi­en Ar­bei­ten aus Braun­schweig, Prag, Vaduz, Pe­king, Can­ber­ra und Syd­ney. Auch die fünf Ton­nen schwe­re Ar­beit "Hel­ping Hands, Homa­ge to Hu­ma­ni­ty", für die der Künst­ler 2017 den Nord­Art-Preis er­hal­tet hat, war fo­to­gra­fisch ver­tre­ten. Eine an­de­re Fo­to­gra­fie zeigt hin­ge­gen die Skulp­tur "Move", die an ein Was­ser­rad zu er­in­nern scheint. Sie ist in Bad Ragaz in der Schweiz in­stal­liert und ist Teil der grö­ß­ten Open-Air Skulp­tu­ren­aus­stel­lung in Eu­ro­pa. Be­son­ders be­ein­dru­ckend ist der Stand­ort der Ar­beit, so ist sie auf dem Was­ser eines Sees im­ple­men­tiert und im Hin­ter­grund thront eine  im­po­san­te Berg­land­schaft. Neben den Fo­to­gra­fi­en schmück­ten zudem 15 vor­her noch nicht ge­zeig­te Akt­stu­di­en die Wände der Ga­le­rie Bun­ker-D. Diese sind wäh­rend Pli­ckats Lehr­tä­tig­keit als Gast­pro­fes­sor in China ent­stan­den, wes­halb er auch chi­ne­si­sches Pa­pier und chi­ne­si­sche Tinte ver­wen­de­te.

Har­mo­nisch zum Am­bi­en­te des Bun­ker-D pas­send waren auch die 15 Klein­plas­ti­ken  aus Stein, Bron­ze, Mes­sing und Stahl. Ver­teilt im Raum konn­te man sie aus allen Per­spek­ti­ven be­trach­ten. Dar­un­ter war auch ein klei­nes Mo­dell der be­rühm­ten Skulp­tur "Di­vi­ded Pla­net", die als Re­ak­ti­on auf die men­schen­ver­ach­ten­den State­ments des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Do­nald Trumps ent­stand.

Nicht nur mit die­sem Werk, son­dern mit der ge­sam­te Ge­mein­schafts­aus­stel­lung konn­ten Rot­raut Fi­scher und Jörg Pli­ckat Dia­lo­ge schaf­fen -  Dia­lo­ge der Kunst­for­men, Dia­lo­ge des Schaf­fens und Dia­log zwi­schen Kunst­schaf­fen­den und Kunst­in­ter­es­sier­ten.

Rot­raut Fi­scher hat eine Aus­bil­dung als Gold­schmie­din in Köln ab­sol­viert und hat sich im An­schluss daran für ein Stu­di­um ent­schie­den. Als Gast stu­dier­te sie für ei­ni­ge Se­mes­ter Zeich­nen an der Zei­chen­aka­de­mie in Hanau und be­en­de­te ihr Stu­di­um dann in Düs­sel­dorf im Fach Schmuck-und Pro­dukt­de­sign. Rot­raut Fi­scher be­treibt selbst­stän­dig ein Ate­lier in Bre­den­bek und war schon an über 350 Aus­stel­lun­gen be­tei­ligt.

Jörg Pli­ckat hat 1980 sein Stu­di­um der Bild­haue­rei an der Muthe­si­us-Kunst­hoch­schu­le ab­sol­viert und ist seit­dem als frei­schaf­fen­der Künst­ler tätig. Er war be­reits an zahl­rei­chen Ge­mein­schafts-und Ein­zel­aus­stel­lun­gen im In-und Aus­land be­tei­ligt. Jörg Pli­ckat ge­wann au­ßer­dem zahl­rei­che Prei­se. Dar­un­ter unter an­de­rem 2012 den Kunst­preis der Schles­wig-Hol­stei­ni­schen Wirt­schaft.