#kielnähtzusammen

Mundschutz ist in Zeiten des Corona-Virus zu einem knappen Gut geworden. Logistikprofessor Dr. Peter Franke vom Fachbereich Wirtschaft der FH Kiel will gemeinsam mit Studierenden für Abhilfe sorgen: In Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Kiel und der Bäckerei Steiskal sollen von Bürger*innen genähte Masken dorthin gebracht werden, wo sie fehlen.

Alten- und Pflegeheime, häusliche Krankenpflege, Krankenhäuser, Arztpraxen, Praxen für Physiotherapie und Psychotherapie und viele andere können ohne einen engen Kontakt zu ihren Patient*innen nicht arbeiten und sind auf Mundschutz für die Mitarbeiter*innen und für die Patient*innen angewiesen, damit die weitere Ausbreitung des Corona-Virus gebremst wird. Durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) kann die Verteilung von Tröpfchen in der Umgebung und auf Kontaktpersonen verringert werden. Jeder Mundschutz ist besser als kein Mundschutz. Helfen Sie mit, damit alle im Gesundheitswesen wenigstens einen Behelf-Mund-Nasen-Schutz tragen können!

Für alle, die mitmachen wollen:

Bitte legen Sie Ihre Spende sauber in einem Umschlag oder einem Plastik­beutel verpackt in die Sammelbehälter bei der Bäckerei Steiskal. Jeder Spender wird von Steiskal mit einem Muffingebäck belohnt!

Im Internet finden Sie viele Anleitungen für Behelf-Mund-Nasen-Schutz (BMNS). Wir sind für jeden BMNS dankbar. Wir bitten aber, folgendes zu beachten:

  • Der BMNS muss bitte als Kochwäsche waschbar sein!
  • Es sollten möglichst zwei Lagen atmungsdurchlässiger Baumwollstoff verwendet werden (z.B. Geschirrtuch, Bettlaken, T-Shirt ohne Elasthan, ggf. eine Lage Molton etc.) Prüfung der Durchlässigkeit der Atmung: Tuch/ Stoff doppelt legen, dicht um Mund und Nase schließen und wenn Ein- und Ausatmen ohne größeren Atemwiderstand möglich ist, eignet sich das Material. Der BMNS sollte in der Mitte eingebügelte Falten aufweisen, so passt er kleineren und größeren Personen.
  • Es sollte ein Draht als Nasensteg (dünner, biegsamer Draht z.B. Bastel-, Garten-, Klemmdraht von Gefrierbeuteln, der ggf. in einen Plastikstrohhalm eingeschweißt wird) eingearbeitet werden, alternativ: Einen Schlauch zwischen zwei Nähten vorbereiten, in den ein Draht/Heftstreifen o.ä. eingeschoben werden und zum Waschen herausgenommen werden kann.
  • Schrägband/Gummibänder erleichtern das Anlegen der BMNS, müssen aber waschbar sein.
  • Herstellung und Gebrauch erfolgt auf eigene Gefahr! Der im Rahmen dieser Initiative gespendete Behelf-Mund-Nasenschutz ist weder geprüft noch zertifiziert und stellt lediglich ein Hilfsmittel dar.

Kontakt: kielnaehtzusammen[at]fh-kiel.de

Anleitungen finden Sie unter diesen Links

https://www.burdastyle.de/mundschutz_tutorial (Maske 2)

https://sewsimple.de/anleitung-mundschutz-naehen-mit-schnittmuster/

https://www.radiowestfalica.de/service/naehanleitung-mundschutz.html

https://landfrauen-nlv.de/fileadmin/Content/pdf/2020/Anleitung_Behelfs-Mund-Nasen-Schutz.pdf

https://www.youtube.com/watch?v=24TERM9-2GU

Infos zum Ausdrucken und Mitnehmen:

Kontakt: kielnaehtzusammen[at]fh-kiel.de

Prof. Dr. Franke was kann man seitens der Logistik tun, um auf die Corona-Krise zu reagieren?

Natürlich ist kaum eine Lieferkette auf eine solche Krise, wie die aktuelle Corona-Situation, vorbereitet. Es zeigt sich, wie wichtig es ist, im Rahmen des Risikomanagements auch für unvorhersehbare Versorgungsengpässe alternative, möglichst regionale oder sogar lokale Quellen für den Notfall zu identifizieren. Das ist natürlich nicht einfach, weil für viele Produkte in Europa gar keine Hersteller mehr existieren. Wenn keine entsprechende Vorsorge getroffen wurde, muss man in einer solchen Situation kreativ werden. Eine agile Logistik wird nun zumindest flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen und Lieferketten reagieren können.

Wie kommen Sie zu der Idee hier eine solche Aktion in Kiel zu starten?

Wir machen allgemein eine sehr praxisorientierte Lehre an der Fachhochschule. Dazu gehört, dass wir mit den Studierenden unserer Masterstudiengänge regelmäßig Praxisprojekte mit Unternehmen durchführen. In diesen Projekten bearbeiten die Studierenden eine vom Unternehmen gestellte Aufgabenstellung mit wissenschaftlichen Methoden. Aufgrund der Corona-Situation haben mehrere Unternehmen die für dieses Semester geplante Zusammenarbeit kündigen müssen, so waren wir in der Situation, dass wir eben auch flexibel reagieren mussten und Projekte finden, die einen deutlichen Praxisbezug haben. Als ich am Wochenende an einem von der Bundesregierung unterstützten Hackathon zum Thema Corona (#WirvsVirus) mit über 40.000 Teilnehmern teilgenommen habe, kam mir der Gedanke, dass sich daraus gute Projekte für die Studierenden ergeben, eben auch diese Idee mit dem Behelf-Mund-Nasen-Schutz.

Was hat der Mundschutz mit Logistik zu tun?

Auch für den Mundschutz musste nun in kürzester Zeit eine kleine Lieferkette organisiert werden. Sollen die Masken direkt von denen, die sie genäht haben an die Einrichtungen des Gesundheitswesens geliefert werden? Nein, das ist nicht gewollt. Also musste ein anderer, koordinierter Weg gefunden werden, mit Sammlung und Verteilung wie bei vielen anderen Produkten auch.

Aus welchem Studiengang kommen die Studierenden und was ist nun ihre Aufgabe?

Es sind Studierende unseres Master-Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen, die anhand der Ansätze, die jetzt vielfach in Open Source Projekten für die aktuelle Krise entwickelt werden, erarbeiten sollen, wie die Abläufe bei der Beschaffung der notwendigen Komponenten und der Distribution gestaltet werden können. Sie sollen auch Ansätze zur Verbesserung der Produkte entwickeln, dafür haben wir standardisierte Verfahren, zum Beispiel die Wertanalyse und das Quality Function Deployment. Am Projekt „Kiel näht zusammen“ werden zwei Studentinnen arbeiten.

Bei der Sammlung und Verteilung wird der Prozess ja schon feststehen oder?

Ja, hier mussten wir natürlich sehr schnell eine Lösung finden. Bäcker Steiskal hat freundlicherweise angeboten, die Sammlung über die Bäckereifilialen in Kiel zu übernehmen. Wer näht, möge den Behelf-Mund-Nasen-Schutz bitte in einen Umschlag tun. Dann liefert Steiskal an das Amt für Soziale Dienste, das dann die weitere Verteilung übernimmt. Die Studierenden werden bei den Alters- und Pflegeheimen, bei den Krankenhäusern und Verbänden den Bedarf erfragen und die Disposition übernehmen. Wie genau das gemacht wird, das werden die Studierenden erarbeiten, ein paar Stunden haben wir noch. Sicherlich werden wir auch die Daten, natürlich keine personenbezogenen Daten, die wir dabei sammeln, für die Lehre nutzen können.