Münzgeld gestapelt in fünf Türmen© Pixa­bay
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Alles rund um den Stu­di­en­kre­dit

von Julia Kö­nigs

Mit einem Stu­di­en­kre­dit die ei­ge­ne Bil­dung selbst fi­nan­zie­ren

An der Fach­hoch­schu­le Kiel gibt es keine Stu­di­en­ge­büh­ren. Der Bei­trag für das Se­mes­ter­ti­cket, den AStA und das Stu­den­ten­werk, der jedes Se­mes­ter fäl­lig wird, ist auch nicht hoch. Trotz­dem ist ein Stu­di­um für viele Stu­die­ren­de eine fi­nan­zi­el­le Be­las­tung. Da nicht alle Stu­die­ren­den aus dem El­tern­haus un­ter­stützt wer­den kön­nen und auch nur eine ge­rin­ge An­zahl von ihnen be­rech­tigt ist, BAföG zu emp­fan­gen, sind An­ge­bo­te von Bil­dungs­fonds, Stu­di­en­bei­trags­dar­le­hen und Stu­di­en­ab­schluss­dar­le­hen eine Al­ter­na­ti­ve. Die be­kann­tes­ten An­ge­bo­te sind Stu­di­en­kre­di­te, bei denen mo­nat­lich ein fest­ge­setz­ter Be­trag auf das per­sön­li­che Konto ein­geht. 

Wer an Kre­di­te denkt, hat schnell Grund­stü­cke, Häu­ser und Autos im Sinn. Dass auch ein Stu­di­um mit einem Kre­dit fi­nan­ziert wer­den kann, ist ein al­ter­na­ti­ves An­ge­bot für Stu­die­ren­de, die mo­nat­lich auf ein si­che­res Ein­kom­men set­zen wol­len, sich aber auch nicht davor scheu­en, das ge­lie­he­ne Geld nach ein paar Jah­ren zu­rück­zu­zah­len.

Da ein Stu­di­um grund­sätz­lich we­ni­ger kos­tet als das Ei­gen­heim, lohnt sich der Blick auf die ver­schie­de­nen An­ge­bo­te der gän­gi­gen An­bie­ter.

Was genau ist ein Stu­di­en­kre­dit?

Bei einem Stu­di­en­kre­dit über­nimmt der Kre­dit­ge­ber die Kos­ten, die eine Stu­den­tin oder ein Stu­dent selbst nicht tra­gen kann. Das sind Le­bens­hal­tungs­kos­ten, die ganz in­di­vi­du­ell sind, Se­mes­ter­bei­trä­ge und even­tu­ell Stu­di­en­ge­büh­ren. Stu­die­ren­de er­hal­ten mit Be­ginn des Kre­dits einen fest­ge­leg­ten Be­trag aus­ge­zahlt, mo­nat­lich oder pro Se­mes­ter, um ihre Kos­ten zu de­cken. So kann man sein Stu­di­um be­en­den, ohne in Geld­sor­gen zu ge­ra­ten.

Ist die Lauf­zeit des Kre­dits be­en­det, bei­spiels­wei­se weil das Stu­di­um ab­ge­schlos­sen oder das vier­zehn­te Se­mes­ter über­schrit­ten ist, zahlt die/der Kre­dit­neh­men­de das ge­lie­he­ne Geld zu­rück. Wich­tig hier­bei ist, dass man nicht nur die Summe des Kre­dits zu­rück­zahlt, son­dern auch Zin­sen, die sich aus Soll­zins und Ef­fek­tiv­zins zu­sam­men­set­zen.

Der Soll­zins gibt an, wie viel Zin­sen jähr­lich für einen Kre­dit zu zah­len sind. Der Ef­fek­tiv­zins be­rück­sich­tigt even­tu­el­le sons­ti­ge Kos­ten. Zu­sam­men er­ge­ben Ef­fek­tiv- und Soll­zins den Jah­res­zins, der in den An­ge­bo­ten der Kre­dit­ge­ber mit per anno (p.a.) aus­ge­schrie­ben wird.

Wel­che Stu­di­en­kre­di­te gibt es über­haupt?

Die An­ge­bo­te für einen Stu­di­en­kre­dit un­ter­schei­den sich im Zins­satz, den Vor­aus­set­zun­gen und den Ein­zel­kri­te­ri­en für die För­de­rung.

Je nach Bun­des­land gibt es ver­schie­de­ne An­ge­bo­te, die sich darin un­ter­schei­den, ob man

  • nur die Stu­di­en­ge­büh­ren fi­nan­zie­ren möch­te,
  • eine mo­nat­li­che Aus­zah­lung wünscht,
  • eine Ein­mal­zah­lung be­nö­tigt,
  • eine Ein­mal­zah­lung im Aus­lands­stu­di­um braucht oder
  • ein kom­plet­tes Aus­lands­stu­di­um fi­nan­ziert haben möch­te.

Hier kann auch zäh­len, ob man be­reit ist, einen Nach­weis über die Stu­di­en­leis­tun­gen zu er­brin­gen und wie viel Fle­xi­bi­li­tät man bei der Rück­zah­lung be­nö­tigt. Lauf­zei­ten der Kre­di­te und die ma­xi­ma­le Aus­zah­lungs­sum­me kön­nen sich eben­falls un­ter­schei­den.

Das be­kann­tes­te An­ge­bot ist der staat­li­che KfW-Stu­di­en­kre­dit, bei dem die Rah­men­be­din­gun­gen immer gleich sind. Beim An­ge­bot des Spar­kas­sen­ver­bunds und der Volks­ban­ken/Raiff­ei­sen­ban­ken gibt es ge­le­gent­lich re­gio­na­le Un­ter­schie­de. Bei­spiels­wei­se wird das An­ge­bot auf den Stand­ort der Hoch­schu­le zu­ge­schnit­ten, denn an­de­re Re­gio­nen haben an­de­re Le­bens­hal­tungs­kos­ten. An­de­re An­bie­ter wie Fu­ture Fi­nan­ce, Deut­sche Bank oder DKB haben ei­ge­ne Kon­zep­te, nach denen sie hoch­schul­spe­zi­fi­sche Kre­di­te mit einem güns­ti­gen Zins­satz an­bie­ten.

Wie gehe ich vor, wenn ich einen Kre­dit brau­che?

Zu­erst soll­te man genau be­rech­nen, wie viel Geld man für das Stu­di­um wirk­lich braucht. Das um­fasst wirk­lich alle Aus­ga­ben, die an­fal­len kön­nen: Stu­di­en­ge­büh­ren, Miete, Ne­ben­kos­ten, Rund­funk­bei­trag, Auto, Haus­halt und Le­bens­mit­tel, Te­le­fon und In­ter­net, wei­te­re Kos­ten. Kennt man den ei­ge­nen in­di­vi­du­el­len Be­darf und weiß auch dar­über Be­scheid, wie viel man aus einem Ne­ben­job, von den El­tern oder aus an­de­ren Fi­nan­zie­rungs­quel­len er­hält, kann man die An­bie­ter ver­glei­chen.

Die meis­ten Stu­die­ren­den ent­schei­den sich für den Stu­di­en­kre­dit der KfW, da die Vor­aus­set­zun­gen immer gleich blei­ben. Die KfW bie­tet

  • 3,5% p.a. Jah­res­zins bei einer Höchst­gren­ze von 54.600 Euro
  • För­de­rung von Erst- und Zweit­stu­di­um, eines post­gra­dua­len Mas­ters und auch der Pro­mo­ti­on
  • fle­xi­ble Aus­zah­lun­gen zwi­schen 100 und 650 Euro pro Monat bis zum 14. Se­mes­ter
  • eine Fi­nan­zie­rung, die un­ab­hän­gig vom ei­ge­nen Ein­kom­men ist,
  • eine ge­wünsch­te An­pas­sung des Aus­zah­lungs­be­trags zwei­mal im Jahr und
  • fle­xi­ble und mo­de­ra­te Rück­zah­lungs­mo­da­li­tä­ten mit einem fest­ge­leg­ten Zins­satz und einem Stan­dardrück­zah­lungs­plan über zehn Jahre.

Dabei ist es egal, ob man in Voll­zeit, in Teil­zeit, fern, on­line oder be­rufs­be­glei­tend stu­diert. Aus­lands­se­mes­ter wer­den eben­falls mit­fi­nan­ziert, wenn man gleich­zei­tig noch an einer deut­schen, staat­li­chen oder staat­lich an­er­kann­ten Hoch­schu­le im­ma­tri­ku­liert bleibt. Die­ser Kre­dit ist auch mit BAföG kom­bi­nier­bar. Be­son­ders an­spre­chend ist, dass nicht nur deut­sche Staats­bür­ger fi­nan­ziert wer­den, son­dern auch EU-Bür­ger/-innen, die seit drei Jah­ren in Deutsch­land ge­mel­det sind oder EU-Bür­ger/-innen, die An­ge­hö­ri­ge einer seit drei Jah­ren ge­mel­de­ten Per­son sind. Auch Bil­dungs­in­län­de­rin­nen und -in­län­der, also Per­so­nen aus dem Aus­land, die ihre Hoch­schul­zu­gangs­be­rech­ti­gung in Deutsch­land er­langt haben, kön­nen die­sen Kre­dit in An­spruch neh­men. Man muss je­doch als Kre­dit­neh­mer/-in immer zwi­schen 18 und 44 Jah­ren alt sein.

Wie viel wird mich ein Kre­dit wirk­lich kos­ten?

Mit einem Bei­spiel zei­gen wir euch, wie so ein Kre­dit aus­se­hen kann.

Wir legen fest, dass un­se­re bei­spiel­haf­te Stu­die­ren­de

  • 350 Euro Miete plus 50 Euro Ne­ben­kos­ten zah­len muss,
  • 100 Euro für Ver­si­che­run­gen be­nö­tigt,
  • 200 Euro für Le­bens­mit­tel und Haus­halt aus­gibt,
  • 25 Euro für Zug­fahr­ten oder Bus­fahr­ten zu­sätz­lich be­rech­net,
  • 30 Euro für In­ter­net und Te­le­fon braucht,
  • 18 Euro für den Rund­funk­bei­trag aus­gibt,
  • 20 Euro für Lern­mit­tel ein­plant,
  • 50 Euro extra für alle Fälle be­rech­net und
  • 129,50 Euro Se­mes­ter­bei­trag pro Se­mes­ter an die Hoch­schu­le zahlt.

Damit hat sie in der Summe mo­nat­li­che Le­bens­hal­tungs­kos­ten von 843 Euro. Im Stu­di­um, das sie­ben Se­mes­ter dau­ert, wird sie in­klu­si­ve Se­mes­ter­bei­trag (129,50 Euro x 7) 36.312,50 Euro an Le­bens­hal­tung aus­ge­ben.

Von ihren El­tern be­kommt sie nun 150 Euro Un­ter­stüt­zung, be­sitzt 2.000 Euro ei­ge­ne Er­spar­nis­se und ver­dient mit ihrem Ne­ben­job in einer Bar 450 Euro.

Sie hat über ihre Stu­di­en­zeit also Ein­nah­men von 27.200 Euro.

Setzt man diese bei­den Sum­men in Re­la­ti­on, be­nö­tigt sie eine Kre­dit­fi­nan­zie­rung von mo­nat­lich ca. 215 Euro, was einem Ge­samt­be­darf von 9030 Euro ent­spricht.

Diese Zah­len be­nö­tigt sie, um sich über ihren Kre­dit zu in­for­mie­ren. Sie legt fest:

  • Datum der ers­ten Aus­zah­lung: 01.05.18
  • Tur­nus der Aus­zah­lung: pro Monat
  • Aus­zah­lungs­be­trag: 215 Euro
  • Aus­zah­lungs­dau­er: 42 Mo­na­te (7 Se­mes­ter)
  • Zins­satz pro Jahr in der Aus­zah­lungs­pha­se: 3,5%

Sie ent­schei­det sich dafür, die Zin­sen erst in der Rück­zah­lungs­pha­se zu zah­len, damit sich ihr Aus­zah­lungs­be­trag pro Monat nicht ver­rin­gert.

Für die Ka­renz­zeit wählt sie ein Jahr. Das be­deu­tet, dass sie die Rück­zah­lung des Kre­dits ein Jahr ruhen las­sen kann, ehe sie fäl­lig wird. Al­ler­dings ver­än­dert sich so auch ge­ge­be­nen­falls die Aus­zah­lungs­sum­me, wenn sie kei­nen fes­ten Zins­be­trag ver­ein­bart hat.

Für ihre Rück­zah­lung legt un­se­re Stu­die­ren­de fest:

  • Rück­zah­lung er­folgt mo­nat­lich
  • Mo­nat­li­cher Be­trag: 150 Euro
  • Zins­satz: 3,5%

So kommt sie auf eine Rück­zah­lungs­sum­me von 11.014,01 Euro – weil ihre Zins­kos­ten (1.984,01 Euro) ge­rin­ger aus­fal­len als die Summe aller aus­ge­zahl­ten Be­trä­ge, bei­des aber zu­rück­ge­zahlt wer­den muss. Es lohnt sich also, einen ge­nau­en Blick dar­auf zu wer­fen, wel­che Be­din­gun­gen und Kon­di­tio­nen die je­wei­li­gen Kre­dit­ge­ber an­ge­ben, wie hoch die Zin­sen aus­fal­len und wel­ches Mo­dell am bes­ten zu den per­sön­li­chen Be­dürf­nis­sen passt.

Wer aus­rech­nen will, wie hoch der per­sön­li­che Be­darf an­ge­setzt wer­den soll­te und wie viel der ei­ge­ne Stu­di­en­kre­dit kos­ten könn­te, kann das kos­ten­frei unter http://​www.​stu​dien​kred​it.​de tes­ten.

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