Eine Frau© K. Dillenberger

Alumni im Portrait: Ines Riecken

von Kristina Langhof

16 Jahre ist es her, dass Ines Riecken ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Kiel abgeschlossen hat. Heute arbeitet die gebürtige Schleswig-Holsteinerin bei Oerlikon Neumag in Neumünster, wo sie im strategischen Einkauf tätig ist und sich unter anderem um die Prozessoptimierung durch digitale Lösungen kümmert.

Nach ihrem Abitur machte Ines Riecken eine Ausbildung zur Industriekauffrau und entschied sich im Anschluss daran für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Zunächst praktische Erfahrung in einem Betrieb zu sammeln, habe sie letztendlich in Richtung Studium geleitet: „Ich habe durch die Ausbildung erst kennengelernt, was Wirtschaft und Betrieb in dem Sinne bedeutet und daraufhin festgestellt, dass mir dieser Themenbereich liegt. Vorher habe ich mir gar nicht zugetraut zu studieren, mich dann aber aufgrund dessen doch beworben“, sagt Riecken. Nach dem Vordiplom, welches sie an der Fachhochschule Flensburg absolvierte, wechselte sie schließlich an die FH Kiel, um den Schwerpunkt Einkauf und Logistik zu verfolgen, den es so nur in der Landeshauptstadt gab. Den Praxisbezug der Fachhochschulen, sowohl in Flensburg als auch in Kiel, sieht sie positiv: „In Flensburg hatten wir beispielsweise eine Schulung, wie man Controlling mit SAP macht, aber auch in Kiel gab es viele Projekte. Einmal sollten wir eine Analyse der Geschäftsmodelle von Unternehmen machen, die noch nicht lange auf dem Markt waren, heute würde man sagen Start-ups“. Es folgte ein sechsmonatiges Praktikum. Ebenfalls ein Aspekt, den Riecken als wichtige Erfahrung innerhalb des Studiums ansieht: „Durch Praktika, die ja auch heute oft Teil von vielen Bachelor- und Masterstudiengängen sind, lernt man natürlich auch nochmal recht viel kennen.“ 

Nach ihrer Diplomarbeit startete Riecken ihre erste Stelle über einen dauerhaften Leiharbeitsfirmeneinsatz bei Airbus im operativen Einkauf. Hier kümmerte sie sich um den Einkauf von Lampen und Lichtern für die Innenausstattung, die im nächsten Schritt im Airbuswerk in Toulouse in die Flugzeuge eingebaut wurden. So stand sie viel mit den französischen Kolleg*innen im Austausch und betreute zudem die Einführung einer Online-Plattform, die für die Verbesserung der Bestellprozesse zu den Lieferanten eingesetzt werden sollte. Knapp vier Jahre später zog sie nach Berlin und startete eine ähnliche Stelle bei dem Zughersteller Bombardier Transportation, wo sie im darauffolgenden Jahr Teamleiterin wurde: „Ich habe mich dann ein bisschen mehr auf das operative Geschäft fokussiert und wie man dies optimieren und effizienter gestalten kann.“ Auch die Betreuung von Auszubildenden und Mitarbeiterschulungen gehörten am Standort Hennigsdorf bei Berlin zu ihren Aufgaben.

2016 zog es Riecken und ihren Mann aber schließlich wieder in den Norden. „So habe ich dann Oerlikon gefunden. Von den Aufgaben her passte das perfekt, ich hätte vorher nicht erwartet, so etwas hier in Norddeutschland zu finden“, erzählt die Alumna über ihren aktuellen Arbeitgeber in Neumünster. Oerlikon, dessen Hauptsitz in der Schweiz liegt, produziert Maschinen, die zum Anlagenbau für die Textilindustrie gehören. Konkret produzieren diese Anlagen beispielsweise Teppichgarne oder Vliese für Textilien. Seit der Corona-Pandemie ist Oerlikon nun auch im Hygienemarkt vertreten: „Wir verkaufen Anlagen für die Vliese, die dann in die Atemschutzmasken hineinkommen“, erklärt Riecken.

Eine ihrer Aufgaben im Einkauf ist es, die Schnittstellen zum Lieferanten zu optimieren, um eine effizientere Kommunikation zu ermöglichen: „Ich habe kein direktes Einkaufsgebiet, sondern bin sozusagen für die Digitalisierung- und Prozessoptimierung zuständig – Was kann man anders oder besser machen, was kann man vielleicht weglassen? Wie können wir die Informationsflut und die Kommunikationsstruktur optimieren?“ Hierbei müsse sich außerdem viel mit anderen Abteilungen abgestimmt und Schulungen durchgeführt werden. Diesen gesamten Prozess nennt Riecken „Change-Management“. „Zentrale Fragen sind hier, wie bereitet man Einkäufer*innen und andere Mitarbeiter*innen darauf vor, dass Veränderungen passieren, und wie kann man sie mitnehmen?“, so Riecken. Bei der Bestelloptimierung gehe es vor allem um die Einführung von Online-Plattformen – ein Gebiet, mit dem Riecken bisher in allen Abschnitten ihres Berufslebens zu tun hatte: „Es begleitet mich, seitdem ich arbeite, dass ich immer bei der Einführung einer Internetplattform dabei bin, um die Kommunikation zum Lieferanten papierloser darzustellen, und das war zufällig auch in allen drei Unternehmen, wo ich war, immer derselbe Anbieter“. Ein Projekt im vergangenen Jahr war beispielsweise, dass Auftragsbestätigungen von Seiten der Lieferanten in der Zukunft mit Hilfe einer Software automatisiert ausgelesen werden: „So muss nicht mehr jede Auftragsbestätigung eins zu eins mit der Bestellung abgeglichen werden“, erklärt Ines Riecken.

Die Entscheidung, zurück nach Schleswig-Holstein zu ziehen, habe auch familiäre Gründe gehabt, erzählt die Alumna, die ursprünglich aus der Nähe von Kiel kommt. Familie und Freunde in der Nähe zu haben, sei damals auch ein Faktor gewesen, als sie sich für das Studium an der FH Kiel bewarb. Im Großen und Ganzen blickt Ines Riecken positiv auf das Studium an der FH zurück. Mit einigen ehemaligen Kommiliton*innen hat sie ab und an über LinkedIn, Xing oder WhatsApp Kontakt, aber vor allem durch das studentische Symposium von Prof. Dr. Klaus Dieter Lorenzen bleibe ihre Verbindung zur Fachhochschule erhalten. „Die Studierenden von Herrn Lorenzen müssen in dem Modul Einkauf verschiedene Themen aufarbeiten und diese im Anschluss Unternehmen oder Alumni präsentieren“, erklärt Riecken.

Für sie sei das nahezu jedes Jahr ein Anlass, zurück an die FH zu kommen: „Da gehe ich immer noch regelmäßig hin, und somit erhält man dann jedes Jahr eine Auffrischung an Einkaufsthemen, das ist immer ganz nett. Außerdem bleibt die Erinnerung präsent, dass man selbst auch an der FH studiert hat." Ein wenig verändert habe sich der Campus seit ihrem Studium, es sähe jetzt mehr nach Campus aus, hat Riecken festgestellt. Was ihr schon damals gefallen hat, war die besondere Lage der FH am Wasser: „Die Mensa war natürlich immer ein schöner Platz direkt neben der Schwentine, und auch wenn die Bibliothek damals kein riesen Angebot für den wirtschaftlichen Bereich hatte, gab es dort super Bücher. Da habe ich immer viel ausgeliehen und teilweise auf dem Nachhauseweg gelesen, wenn ich entweder mit dem Schiff oder dem Bus wieder rüber ans Westufer gefahren bin“. Auch an die außerstudentischen Aktivitäten denkt Riecken gerne zurück: „Ich habe einmal eine Studienfahrt nach Tallin mitgemacht, das war sehr spannend, und einmal im Monat gab es im Foyer des Hochhauses Bierabende. Von der Fachschaft wurde immer recht viel angeboten.“

Bei Oerlikon hat Ines Riecken eine zukunftsorientierte Aufgabe, die die Prozesse im operativen Einkauf und der Kommunikation langfristig effektiver machen werden. Schon während des Studiums hat sie erkannt, in welchem Gebiet sie später arbeiten möchte und dieses Ziel letztendlich erreicht. Die Zeit an der Fachhochschule stellte dabei einen wesentlichen Baustein auf ihrem Weg dar.

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