Mann und Frau mit zwei Hunden im Schnee© Pri­vat

Be­reit für das nächs­te Schlit­ten­hun­de-Ren­nen

von Len­nard Woro­bic

Über einen Monat ist es jetzt schon her, dass FH-Stu­den­tin Jas­min Sa­dow­ski ihre Reise ins schwe­di­sche Lapp­land an­trat, um wäh­rend der Se­mes­ter­fe­ri­en im klei­nen Ört­chen Åsele Schlit­ten­hun­de zu trai­nie­ren (die viel.- Re­dak­ti­on be­rich­te­te). Jas­min wohnt auf dem Ge­län­de ihres Gast­ge­bers Mi­cha­el in einem klei­nen Gäs­te­haus mit ei­ge­ner Etage. Im Rah­men des so­zia­len Pro­gramms „Ur­laub gegen Hand“ hilft sie dem Schlit­ten­hun­de­trai­ner aus der Schweiz, seine Vier­bei­ner auf die nächs­te Sai­son vor­zu­be­rei­ten. Nach ei­ni­gen Start­schwie­rig­kei­ten ist das Trai­ning mitt­ler­wei­le in vol­lem Gange. 

Jeden Tag um halb 8 Uhr mor­gens steht Jas­min auf und ver­sorgt zu­nächst die Schlit­ten­hun­de von Mi­cha­el – 16 Hus­kys und einen Scan­di­na­vi­an Hound (Eu­ro­päi­scher Schlit­ten­hund). Zu Be­ginn ihrer Zeit in Åsele war es noch nicht mög­lich, die Hunde re­gel­mä­ßig zu trai­nie­ren. „Wir hat­ten in der ers­ten Zeit nicht so gutes Wet­ter, es war tat­säch­lich sehr warm“, sagt Jas­min. Zu warm? Dar­über wür­den sich an­de­re Ur­lau­ber si­cher­lich nicht be­schwe­ren. Doch in Lapp­land sind ver­hält­nis­mä­ßig hohe Tem­pe­ra­tu­ren fatal für das Schlit­ten­hun­de-Trai­ning. „Die Schwe­den hier sagen, dass es lange nicht so warm war“, be­rich­tet Jas­min. Zwi­schen­zeit­lich san­ken die Tem­pe­ra­tu­ren dann aber ra­pi­de auf bis zu minus 24 Grad. Die plötz­li­che Kälte zog Blitz­eis nach sich, so dass es wie­der­rum nicht mög­lich war, die Schlit­ten­hun­de zu be­we­gen. „Das war ein auf und ab, wir konn­ten gar nicht rich­tig trai­nie­ren“, er­zählt Jas­min – an­sons­ten wären die Hunde auf­grund der Glät­te aus­ge­rutscht. Das Wet­ter hielt die Stu­den­tin und ihren Gast­ge­ber Mi­cha­el al­ler­dings nicht von der Ar­beit ab. „In der Zeit haben wir dann an­de­re Sa­chen ge­macht“, be­rich­tet Jas­min. So nah­men sie Re­pa­ra­tu­ren am Haus vor und be­sorg­ten einen neuen Trak­tor sowie einen neuen Ofen. Trotz­dem kamen die Schlit­ten­hun­de nicht zu kurz: „Wir waren viel un­ter­wegs und haben die Hunde dann vor Ort be­spa­ßt“, so Jas­min. 

Ir­gend­wann habe es dann drei Tage am Stück ge­schneit, wo­durch die Vor­aus­set­zun­gen fürs Schlit­ten­fah­ren immer bes­ser wur­den, er­zählt Jas­min. „Kürz­lich ist eine Frau aus der Schweiz nach Åsele ge­kom­men, sie macht hier immer drei Mo­na­te Schlit­ten­hun­de­trai­ning“, be­rich­tet die Stu­den­tin. Nach dem Ein­zug half Jas­min der Nach­ba­rin dabei, in ihrem Haus die Ba­de­zim­mer-Wand zu strei­chen. Auch ihre Hunde ver­sorg­te Jas­min und fuhr schlie­ß­lich ge­mein­sam mit ihnen über den „Trail“, so be­zeich­net man in Åsele die Stre­cke, wel­che mit den Schlit­ten be­fah­ren wird. „Wir haben immer einen Dop­pel­schlit­ten – das heißt, der Hun­de­füh­rer ist vorne,und ich bin mit mei­nem ei­ge­nen Schlit­ten an den vor­de­ren an­ge­bun­den“, sagt Jas­min und er­zählt wei­ter: „Wir sind dann zu­sam­men eine wun­der­schö­ne Stre­cke, die 16 Ki­lo­me­ter lang ist, ge­fah­ren – das war traum­haft.“ Nach und nach be­kommt die Kie­le­rin ein Ge­fühl für den Schlit­ten. „Die nächs­ten Tage werde ich dann auch sel­ber mit mei­nem ei­ge­nen Team fah­ren“, be­rich­tet sie. Damit sind sechs bis acht Schlit­ten­hun­de ge­meint. Die Länge der Ein­hei­ten hinge davon ab, „wie kalt es ist und wie gut die Hunde trai­niert sind“. Teil­wei­se müs­sen die Schlit­ten­hun­de sogar einen Käl­te­schutz tra­gen. 

Die Tage im schwe­di­schen Lapp­land sind sehr kurz: „Die Sonne geht erst so gegen halb 9 oder 9 Uhr auf und ab 14.15 Uhr schon wie­der unter“, sagt Jas­min – spä­tes­tens um 15 Uhr sei es dann „stock­dun­kel“. Abend­essen um 17 Uhr, das kann­te die Stu­den­tin vor­her nicht. „Daran muss­te ich mich ge­wöh­nen, weil ich nor­ma­ler­wei­se viel spä­ter esse“, meint Jas­min. Da die Aben­de ent­spre­chend lang sind, ver­bringt sie auch ei­ni­ge Zeit im Haus. „Man nutzt den Tag aber viel mehr aus, weil man nur so we­ni­ge Stun­den hat, in denen es hell ist“, sagt Jas­min zu­frie­den. Tags­über gehe sie in ihrer frei­en Zeit viel spa­zie­ren, um die Ge­gend zu er­kun­den. „Mi­cha­el wohnt di­rekt an einem See, da­hin­ter ist ein rie­si­ger Fluss, der kom­plett zu­ge­fro­ren ist“, be­rich­tet die FH-Stu­den­tin. 

In Åsele sam­mel­te Jas­min in­ner­halb kur­zer Zeit viele Ein­drü­cke, letz­te Woche be­glei­te­te sie ihren Gast­ge­ber Mi­cha­el etwa zum Eis­an­geln. Bis Sams­tag, den 1. Fe­bru­ar 2020, wohnt Jas­min noch bei ihm im Gäs­te­haus. „Heim­weh hatte ich nicht“, sagt sie und lacht. 

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