Die Studentinnen Rayyan und Sarina am Strand.© Wald­bur­ger

Ein Se­mes­ter am Meer

von Kris­ti­na Lang­hof

Un­ge­fähr seit Se­mes­ter­be­ginn leben die Schwei­zer Stu­den­tin­nen Ray­yan Wald­bur­ger und Sa­ri­na Höpp­ner in Kiel. Beide stu­die­ren im drit­ten Se­mes­ter Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion an der Fach­hoch­schu­le Grau­bün­den und haben be­schlos­sen im Rah­men ihres Aus­lands­se­mes­ters an die Fach­hoch­schu­le Kiel zu kom­men. Ob­wohl Sa­ri­na und Ray­yan im sel­ben Se­mes­ter an der sel­ben Hoch­schu­le stu­die­ren, haben sie sich erst in Kiel ken­nen­ge­lernt. Das liegt daran, dass sie in der Schweiz an un­ter­schied­li­chen Stand­or­ten stu­die­ren - Sa­ri­na in Bern und Ray­yan in Chur. Zwei Orte, die mit der Land­schaft Schles­wig-Hol­steins wenig ge­mein­sam haben: „Ich bin ei­gent­lich um­ge­ben von Ber­gen, also das kom­plet­te Ge­gen­teil von hier“, er­zählt Ray­yan. Dass ihre Wahl auf Kiel fiel hatte un­ter­schied­li­che Grün­de. Für Ray­yan waren es vor allem die Stu­di­en­in­hal­te des Kie­ler Mul­ti­me­dia-Pro­duc­tion-Stu­di­en­gangs, die sich zum gro­ßen Teil mit ihrem Stu­di­um in der Schweiz deck­ten. Ein wei­te­rer Grund sei Kiels Lage an der Ost­see ge­we­sen, der auch Sa­ri­na über­zeug­te: „Ein gro­ßer Traum von mir war es immer, dass ich eines Tages am Meer lebe. Jetzt kann ich mir die­sen Traum ver­wirk­li­chen.“

An der FH Kiel be­le­gen die bei­den Mo­du­le wie Audio- und Vi­deo­pro­duk­ti­on. Das Stu­di­um hier sei zwar ähn­lich, den­noch haben die Schwei­ze­rin­nen ein paar Un­ter­schie­de fest­stel­len kön­nen. „Ich ge­nie­ße es, hier mal ein biss­chen was Fik­tio­na­les zu ma­chen, und in den Fä­chern habe ich meine In­ter­es­sen ver­tie­fen kön­nen. Au­ßer­dem sieht man das Ganze aus einem an­de­ren Blick­win­kel“, so Sa­ri­na. Ray­yan stimmt ihr zu: „Man merkt, dass die Schweiz re­la­tiv klein und viel­leicht in ge­wis­sen tech­no­lo­gi­schen Be­rei­chen noch nicht so fort­ge­schrit­ten oder offen ist wie Deutsch­land.“ Zudem mögen Ray­yan und Sa­ri­na die Stim­mung am Fach­be­reich, ob­wohl der Aus­tausch mit den Do­zie­ren­den und Kom­mil­li­ton*innen co­ro­na­be­dingt nur on­line statt­fin­den kann.

Was den bei­den Stu­den­tin­nen in ihrer Zeit in Kiel bis­her auf­ge­fal­len ist, ist die nord­deut­sche Men­ta­li­tät. Die sei näm­lich an­ders als in der Schweiz: „Ich finde die Leute total ent­spannt hier“, so Ray­yan. „Und auch ein biss­chen of­fe­ner“, er­gänzt Sa­ri­na. Au­ßer­dem merke man die Nähe zu Skan­di­na­vi­en, da Dä­ne­mark, Nor­we­gen und Schwe­den ein häu­fi­ges Rei­se­ziel der Nord­deut­schen seien. Auch Sa­ri­na mag Skan­di­na­vi­en und be­legt die­ses Se­mes­ter einen Nor­we­gisch-Kurs im Spra­chen­zen­trum der FH.

Ihr Aus­lands­se­mes­ter trotz der Co­ro­na-Pan­de­mie an­zu­tre­ten, war für die Schwei­ze­rin­nen eine be­wuss­te Ent­schei­dung. „Es gab bei uns viele Kri­sen­sit­zun­gen, und uns wurde ge­sagt, dass es zu einem zwei­ten Shut­down kom­men könn­te, oder dass uns ver­mut­lich kei­ner be­su­chen kann. Jetzt sind wir hier, und es ist trotz­dem schön, und ich ge­nie­ße die Zeit trotz­dem“, so Ray­yan. Auch Sa­ri­na be­reut ihre Ent­schei­dung nicht, nach Kiel ge­kom­men zu sein: „Viel­leicht bin ich jetzt mehr zu­hau­se, aber da kann ich auch Dinge er­le­ben. Ich bin in dem Haus, in dem ich lebe, auch nicht al­lei­ne, ges­tern hat­ten wir zum Bei­spiel einen Spie­le­abend.“ Ein­sam füh­len sich die Stu­den­tin­nen in Kiel auf jeden Fall nicht. Sa­ri­na wohnt in einem Stu­die­ren­den­wohn­heim in der Nähe der Kiel­li­nie und Ray­yan in einer WG, eben­falls auf dem West­ufer. Bei­den ge­fällt die Größe Kiels: „Von mir aus kann ich alles zu Fuß ma­chen, ich bin schnell am Bahn­hof, schnell an der Förde und kann auch schnell ein­kau­fen gehen“, sagt Sa­ri­na.

Auch wenn Kiel für die Schwei­ze­rin­nen nicht die schöns­te Stadt der Welt ist, fin­den sie, dass die Lan­des­haupt­stadt viele schö­ne Ecken hat und vor allem das Mit­ein­an­der einen Ort le­bens­wert macht: „Kiel ist keine Perle, aber wenn man näher hin­guckt ist es sehr schön. Au­ßer­dem habe ich schon total viele coole Leute ken­nen­ge­lernt und das macht viel aus“, so Ray­yan. Zwar haben sich die Stu­den­tin­nen ihr Aus­lands­se­mes­ter zu Be­ginn ihres Stu­di­ums ein wenig an­ders vor­ge­stellt, den­noch sind beide froh, nach Kiel ge­kom­men zu sein, und ge­spannt auf ihre ver­blei­ben­de Zeit in Nord­deutsch­land. Und auch wenn es mo­men­tan Ein­schrän­kun­gen im öf­fent­li­chen Leben gibt, hat Kiel doch einen ent­schei­den­den Vor­teil zu an­de­ren Orten, fin­det Sa­ri­na: „Man kann immer noch ans Meer gehen!“

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