Vier junge Menschen, Sinje Matthiesen, Luk Albertsen, Norvin Carstensen und Merrit Koopmann (v.l.n.r.) halten einen symbolischen Scheck in die Kamera. Foto: Kim Kaufner)© K. Kaufner
Das erstplatzierte Team Flying Bird kann sich über ein Preisgeld von 3.000 Euro freuen. (v.l.n.r. Sinje Matthiesen, Luk Albertsen, Norvin Carstensen, Merrit Koopmann.)

Erfolgreiches Finale der StartUp Challenge SH an der FH Kiel

von Frauke Schäfer

Heute (24.02.2023) fand an der Fachhochschule (FH) Kiel das Finale der StartUp Challenge SH statt. 16 Teams aus dem ganzen Land hatten sich in Regionalentscheiden hierfür qualifiziert und stellten ihre Idee einer Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik vor.

Manchmal kann Brainstorming ja wirklich hilfreich sein. Sinje Matthiesen, Luk Albertsen, Norvin Carstensen und Merrit Koopmann jedenfalls hat es immerhin zum ersten Platz verholfen. Die vier Schüler*innen von der Beruflichen Schule Nordfriesland hatten zunächst so gar keine Idee für ihre fiktive Geschäftsgründung. Also fragten sie kurzerhand im Kreis der Familie nach, was man besser machen könnte oder woran es irgendwie hapert. Und siehe da, es fand sich ein Problem, dass dringend gelöst werden muss: Die Kommunikation zwischen Landwirten und den Betreibern von Windenergieanlagen. Wo hier genau das Problem liegt, erklärt Merrit Koopmann. „Wenn Landwirte ihre Flächen bearbeiten wollen, auf denen im Rahmen der Genehmigung der Anlagen Großvögel gesichtet wurden, müssen sie dies den Betreibern der Anlagen melden. Die Betreiber müssen die Anlagen abschalten, damit die Vögel geschützt werden. Das erfolgt bis jetzt über E-Mail, Fax oder Telefon und ist sehr umständlich, wie uns der Onkel eines Teammitglieds erklärt hat. Wir haben eine App erstellt, mit der das direkter und einfacher wird. Mein Vater arbeitet bei einer Windenergieanlagenfirma und er hat gesagt, genau da gibt es eine Lücke.“

Tatsächlich hat diese Idee beste Aussichten, in die Realität umgesetzt zu werden: Team Flying Bird verhandelt bereits mit einer Firma, die die App programmieren soll. Die 3.000 Euro Preisgeld, die sie als Erstplatzierte heute mit nach Hause nehmen konnten, hatten sie noch nicht einmal in ihre Kalkulation einbezogen. „Eigentlich“, verrät Merrit Kopmann, „sollten wir das Angebot heute schon haben.“ Ob das zweitplatzierte Team sTray vom BBZ Schleswig (2.000 Euro Preisgeld) eines Tages sein kippsicheres Serviertablett produzieren kann oder das digitale Eintrittsticket von Team Sitin (BBZ Dithmarschen, 3. Platz und 1.000 Euro Preisgeld) künftig Türsteher*innen in Clubs den Job erleichtert, ist hingegen noch ungewiss.

Die Bandbreite der Ideen der Schüler*innen war groß. Mit in Dachpfannen integrierten Solarmodulen wollen die jungen Männer und Frauen die Energiewende vorantreiben, mit Dämmstoffen aus Brennnesseln, Heizkosten und CO2 einsparen oder mit einer App labilen Menschen helfen, ihren Alltag zu strukturieren. „Einen solchen Wettbewerb hätte ich mir für meine Schulzeit auch gewünscht“, gestand Julia Carstens, Staatssekretärin aus dem Wirtschaftsministerium, in ihrem Grußwort. „Wenn ich mir Ihre Ideen so anschaue, fällt mir auf, dass Sie ganz viele aktuelle Probleme und Fragestellungen aufgreifen. Wir brauchen für die Herausforderungen der Zukunft genau solche innovativen Geschäftsideen.“

Auch Prof. Dr. Björn Christensen, der Präsident der Fachhochschule Kiel und Mitglied der Jury, war erneut begeistert von dem Einfallsreichtum der Schüler*innen: „Wenn man sich die Präsentationen beim Finale anguckt, ist es zunächst einmal beeindruckend, was für Ideen die jungen Menschen haben. Aber es bleibt eben nicht nur bei Ideen, sondern sie beginnen auch, diese gedanklich umzusetzen und zu konkretisieren. Sie berücksichtigen technische und wirtschaftliche Aspekte. Da werden Marktchancen analysiert, Businesspläne erstellt und Marketingkampagnen angedacht. Es macht einfach nur Spaß, das zu erleben.“

Das Konzept der StartUp Challenge funktioniert also. Regionale Gründungszentren, Schulen und die Fachhochschule Kiel arbeiten Hand in Hand. Seit 2022 organsierte die FH Kiel den Wettbewerb, der seitdem deutlich gewachsen ist: In diesem Schuljahr haben bereits zehn Berufsbildende Schulen bzw. Berufsbildungszentren und damit 543 junge Frauen und Männer am Wettbewerb teilgenommen. Seinen lokalen Vorläufer hat Bernd Krohn gemeinsam mit dem IZET Itzehoe aus der Taufe gehoben. Krohn unterrichtet am Regionalen Berufsbildungszentrum des Kreises Steinburg und ist als Landeskoordinator für die Kontakte zu den Schulen verantwortlich. „Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Freude und Motivation alle an der Startup-Challenge beteiligten Personen am Wettbewerb mitmachen. Es ist auch eine deutliche Verbesserung der Abläufe im Vergleich zum ersten Durchgang zu verzeichnen. Zudem ist es bemerkenswert, wie vertrauensvoll die regionale Zusammenarbeit zwischen Schule, Wirtschaft und Gründerzentren funktioniert.“

Weitere Informationen zum Wettbewerb, Sponsoren und Kooperationspartnern unter: https://startup-challenge-sh.de/

Hintergrund
Ihren Ursprung hat die StartUp Challenge SH am Regionalen Berufsbildungszentrum Steinburg in Itzehoe, dort ist der Wettbewerb seit über zehn Jahren Teil der Entrepreneurial Education. Seit dem Schuljahr 21/22 ist das Projekt an der Fachhochschule Kiel angesiedelt und hat den Teilnahmekreis erweitert: Im ersten Schuljahr kamen das Regionale Bildungszentrum (RBZ) Wirtschaft Kiel, die Theodor-Litt-Schule (TLS) Neumünster und die Berufliche Schule des Kreises Nordfriesland in Husum hinzu. In der aktuellen Runde waren außerdem die Berufsbildungszentren (BBZ) Bad Segeberg, Schleswig, Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen, das RBZ Technik Kiel sowie die Walter-Lehmkuhl-Schule Neumünster mit von der Partie.

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