Eine Aufnahme aus dem Künstlerbuch Falten der Zeit. Auf der linken Seite die Fotografie einer Litfaßsäule, auf der rechten ein Zitat des Philosophen Martin Heidegger.© V. Sitnikov
Gedanken zur Wesen der Zeit: In seinem Künstlerbuch "Falten der Zeit" kombiniert Vladimir Sitnikov seine Fotografien von Litfaßsäulen mit Zitaten von Philosophen.

„Falten der Zeit“

von Frauke Schäfer

Vladimir Sitnikov hat schon viele Male im Bunker-D ausgestellt, auf dem Campus finden sich zahlreiche Werke des russischen Malers und Buchkünstlers. Fotografien sind dabei eindeutig in der Minderheit. Doch in seiner Ausstellung „Falten der Zeit“, die am Donnerstag, 11. November 2021 um 18 Uhr in der Galerie des Bunker-D eröffnet wird, zeigt der gebürtige Moskauer großformatige Fotografien, die in den vergangenen anderthalb Jahren entstanden sind. Sitnikovs einziges Motiv: Kieler Litfaßsäulen.

Insgesamt sind 40 Aufnahmen unterschiedlicher Litfaßsäulen in den beiden Galerieräumen des Bunker-D zu sehen. Für ihn, erklärt Sitnikov, symbolisierten die abgerissenen und abgeblätterten Schichten verschiedener Plakate das zum vollständigen Erliegen gekommene Kulturleben während der Pandemie: „In den dunklen Monaten der Corona-Pandemie schien die Welt still zu stehen. Gegen diesen Stillstand half es uns ein wenig, spazieren zu gehen. Vielleicht waren wir noch nie so viel zu Fuß in der Natur, aber auch in der Stadt unterwegs wie im Lockdown, vielleicht haben wir vieles noch nie so bewusst, ohne Ablenkung, Lärm und Hektik gesehen. Es geschah NICHTS und nichts konnte besser die totale Abwesenheit von Ereignissen, Konsumreizen und Werbekampagnen, Events und Kulturveranstaltungen widerspiegeln als die Litfaßsäulen der Stadt. Wir merkten langsam, dass sie nicht mehr beklebt wurden, sie standen nur noch für abgelaufene oder wegen der Pandemie geschlossene Ausstellungen und längst verhallte Konzerte. Die nach dem Verleger Ernst Litfaß bekannten Reklamesäulen verloren ihre wichtigste Funktion: die aktuelle, kurzlebige Information der Öffentlichkeit.“

Aus den Fotografien hat Sitnikov ein Künstlerbuch geschaffen, die er mit Zitaten Philosophen wie Jaques Derrida oder Martin Heidegger ergänzt. In der Text-Bild-Reihenfolge erschließen sich den Leser*innen dekonstruktivistische Gedankengänge zur Vergänglichkeit der Zeit. 

„Falten der Zeit“istvom 11. November bis zum 8. Dezember 2021 mittwochs während der regulären Öffnungszeiten im Bunker-D der FH Kiel zu sehen. Weitere Termine nach Vereinbarung unter: bunker-d(at)fh-kiel.de.

Hintergründe zum Künstler 

Der gebürtige Russe Vladimir Sitnikov studierte von 1979 bis 1985 an der Buchgraphischen Fakultät der Moskauer Kunstakademie. Anschließend war er als Kunstredakteur und Art Director für graphische Gestaltung im Verlag „Kniga“ tätig. Bevor er mehrere Jahre als freiberuflicher Graphikdesigner, Illustrator und Buchgestalter arbeitete, leitete er von 1988 bis 1989 den Bereich Graphik und Drucktechniken im Moskauer Druckstudio „Estampe“. Seit 1996 lebt Sitnikov in Kiel. Er arbeitete bereits mit der Muthesius Kunsthochschule zusammen und war einige Jahre Dozent im Institut für Kunst und ihre Didaktik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Der freischaffende Künstler hat bisher an mehr als einhundert Gruppenausstellungen teilgenommen und 40 Einzelausstellungen im In- und Ausland organisiert.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Künstlers. 

 

 

 

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