eine Frau© Meise

Fas­zi­na­ti­on für die kom­ple­xe Welt der Pro­te­ine

von Su­san­ne Meise

Des­in­fek­ti­ons­mit­tel haben in den zu­rück­lie­gen­den Mo­na­ten Ein­zug in das öf­fent­li­che Leben ge­hal­ten: An Ein­gän­gen zu Ge­schäf­ten, Schu­len und Be­hör­den neh­men uns die Spen­der in Emp­fang. Das Co­ro­na-Virus hat nicht nur die Nach­fra­ge nach sol­chen Pro­duk­ten in die Höhe schnel­len las­sen, son­dern auch das Thema Hy­gie­ne in einen noch nie da ge­we­se­nen Fokus ge­rückt. Für Dr. Kat­rin Stein­hau­er ist das Thema je­doch nicht neu – seit 19 Jah­ren be­fasst sich die Pro­fes­so­rin am Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen mit der mi­kro­bio­lo­gi­schen Un­ter­su­chung der Wirk­sam­keit von Des­in­fek­ti­ons­mit­teln.

Seit Be­ginn des Win­ter­se­mes­ters 2020/21 gibt Stein­hau­er ihr Wis­sen und ihre jah­re­lan­ge Er­fah­rung an Stu­die­ren­de der FH Kiel wei­ter, haupt­säch­lich am Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen. „Hier geht es unter an­de­rem um die Ge­stal­tung von Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen, da spielt Hy­gie­ne eine große Rolle“, sagt die Bio­lo­gin, die ihren Schwer­punkt auf Mikro- und Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie ge­setzt hat. Zudem sei der Fach­be­reich bes­tens aus­ge­stat­tet, um etwa die Kom­pa­ti­bi­li­tät von Des­in­fek­ti­ons­mit­teln mit ver­schie­de­nen Ober­flä­chen und Ma­te­ria­li­en zu un­ter­su­chen. Aber es gebe auch viel­fäl­ti­ge An­knüp­fungs­punk­te in an­de­re Fach­be­rei­che, sagt die Ham­bur­ge­rin wei­ter, die sich zum einen auf die Ar­beit mit den Stu­die­ren­den freut, zum an­de­ren dar­auf, das Thema im Aus­tausch mit Kol­leg*innen aus völ­lig neuen Per­spek­ti­ven an­zu­ge­hen und Ex­per­ti­sen zu­sam­men­zu­füh­ren. Die sind in der jet­zi­gen Si­tua­ti­on stark ge­fragt.

An­ders sah das Ende der 1990er Jahre aus: Als Stein­hau­er nach ihrer Pro­mo­ti­on, für die sie in Er­lan­gen und Port­land/Ore­gon die Rönt­gen­struk­tur eines En­zyms er­forscht hatte, als wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin im Be­reich For­schung und Ent­wick­lung beim Nor­der­sted­ter In­fek­ti­ons­schutz-Un­ter­neh­men Schül­ke & Mayr be­gann, ar­bei­te­te sie in einer Ni­schen­bran­che. Den Weg dort­hin hatte ihr die Aus­ein­an­der­set­zung mit einem Virus ge­wie­sen: das Hu­ma­ne Im­mun­de­fi­zi­enz-Virus, kurz HIV. „Als Ju­gend­li­che habe ich jede Pu­bli­ka­ti­on ge­le­sen, die mir dazu in die Fin­ger kam“, er­zählt Stein­hau­er. Sie emp­fand es „be­ein­dru­ckend und zu­gleich er­schre­ckend“, wie das Virus den mensch­li­chen Or­ga­nis­mus außer Ge­fecht zu set­zen ver­moch­te. War das Virus an­fangs schwer ein­zu­schät­zen, leis­te­ten Wis­sen­schaft und For­schung im Laufe der Jahre einen gro­ßen Bei­trag zum Um­gang und zur Prä­ven­ti­on, er­klärt die Pro­fes­so­rin.

Das er­in­nert an COVID-19. „Die pan­de­mi­sche Si­tua­ti­on ist ein Aus­nah­me­zu­stand, den wir so in un­se­rer Ge­ne­ra­ti­on noch nicht ge­habt haben“, hält Stein­hau­er fest. Das Co­ro­na-Virus habe ge­lernt, sich so gut an den mensch­li­chen Or­ga­nis­mus an­zu­pas­sen, dass es sich ex­trem schnell ver­brei­ten konn­te. „Und wie­der spielt die Wis­sen­schaft eine vor­der­grün­di­ge Rolle, um Ant­wor­ten auf Fra­gen nach Prä­ven­ti­on und Be­hand­lung zu fin­den“, macht die Bio­lo­gin deut­lich. Sie ist über­zeugt, dass es nur ge­mein­schaft­lich ge­lin­gen kann, das Virus ein­zu­däm­men. Um das zu er­rei­chen, müsse er­klärt wer­den, warum wel­che Maß­nah­men sinn­voll und wich­tig sind und jeder sie be­fol­gen soll. „Ab­stand hal­ten, Hy­gie­ne­re­geln be­ach­ten und All­tags­mas­ke tra­gen – diese AHA-Re­geln hel­fen uns in der Pan­de­mie, die Aus­brei­tung des Virus zu mi­ni­mie­ren“, sagt Stein­hau­er.

In den In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen (IDW) bie­tet sie den On­line-Kur­sus „Ba­sis­wis­sen Hän­de­hy­gie­ne“ an. Wer wis­sen möch­te, wo der Un­ter­schied zwi­schen Hän­de­wa­schen und Hände­des­in­fek­ti­on liegt, wel­che Wirk­stof­fe ein­ge­setzt wer­den und wie man das für die je­wei­li­gen Be­dürf­nis­se rich­ti­ge Pro­dukt fin­det, der kann sich hier an­mel­den.

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