Eine Frau© Woro­bic

Feliz Na­vi­dad – Weih­nach­ten in Ar­gen­ti­ni­en

von Len­nard Woro­bic

„Hier ist es zu Weih­nach­ten dun­kel und die Be­sche­rung ist schon am 24. De­zem­ber, das ist eine ganz an­de­re Stim­mung“, er­zählt Sil­va­na Jor­dan. Für sie war die kalte Weih­nachts­zeit in Kiel an­fangs noch un­ge­wohnt, mitt­ler­wei­le ge­nie­ße sie aber die ge­müt­li­che At­mo­sphä­re bei sin­ken­den Tem­pe­ra­tu­ren. 1985 kam Jor­dan nach Deutsch­land, die Mut­ter von zwei Kin­dern stammt ur­sprüng­lich aus Ar­gen­ti­ni­en. Dort fängt im De­zem­ber der Som­mer an, zudem gibt es an­de­re Tra­di­tio­nen als in hier­zu­lan­de. Len­nard Woro­bic aus der viel.-Re­dak­ti­on sprach mit Sil­va­na Jor­dan über die Weih­nachts­bräu­che in Süd­ame­ri­ka.

Sie selbst ist Ein­zel­kind, doch Sil­va­na Jor­dans Mut­ter hatte sie­ben Ge­schwis­ter. Jedes Jahr tra­fen sich alle Fa­mi­li­en­mit­glie­der beim Gro­ßva­ter, um den 24. De­zem­ber mit­ein­an­der zu ver­brin­gen. Bei den Tref­fen kamen häu­fig bis zu 50 Leute zu­sam­men, denn Part­ner*innen und Kin­der wur­den eben­falls mit­ge­bracht. Hei­lig Abend fei­ert man in Ar­gen­ti­ni­en nicht wie wir es ken­nen - das ei­gent­li­che Weih­nachts­fest fin­det erst am nächs­ten Tag statt. Nichts­des­to­trotz gibt es am 24.12. ein Fest­mahl für die ganze Fa­mi­lie. Ge­ges­sen wer­den ähn­li­che Weih­nachts­ge­rich­te wie in Eu­ro­pa, zum Bei­spiel ge­füll­te Gans. Im An­schluss daran räu­men alle den Tisch ab und de­cken ihn neu – mit Sü­ßig­kei­ten, Cider und Sekt.

„Um Mit­ter­nacht sto­ßen wir dann an und sagen Feliz Na­vi­dad“, er­klärt Sil­va­na Jor­dan. Die Feier sei sehr wich­tig für alle, aus re­li­giö­sen sowie fa­mi­liä­ren Grün­den. „Es tref­fen sich viele Fa­mi­li­en­mit­glie­der, die sich sonst nicht oft sehen kön­nen“, er­klärt Jor­dan. Sogar die Gar­de­ro­be spie­le eine Rolle – für das Fest klei­den sich alle ele­gant, auch die Kin­der. Mit dem 25. De­zem­ber be­ginnt dann das Weih­nachts­fest für die Ar­gen­ti­ni­er, Ge­schen­ke wer­den ähn­lich wie in den USA mor­gens aus­ge­packt. Am 26. De­zem­ber ist Weih­nach­ten dann auch schon wie­der vor­bei, einen zwei­ten Weih­nachts­fei­er­tag gibt es nicht. „Das ist ge­nau­so wie in Spa­ni­en“, er­zählt Sil­va­na Jor­dan, die auch dort Ver­wandt­schaft hat. 

Manch­mal fei­ert Jor­dan Weih­nach­ten bei ihrer Fa­mi­lie in Spa­ni­en, doch auch in Kiel ver­bringt sie die Fest­ta­ge gerne. Die Um­stel­lung vor 27 Jah­ren sei für die Süd­ame­ri­ka­ne­rin nicht wei­ter schlimm ge­we­sen. „Weih­nach­ten mit Dun­kel­heit und Schnee kann­ten wir nur aus dem Fern­se­hen“, be­rich­tet sie, und er­gänzt zu­frie­den: „Dann war ich end­lich hier – es war sehr schön, das selbst zu er­le­ben.“ Da Sil­va­na Jor­dan sich mitt­ler­wei­le an Weih­nach­ten in Deutsch­land ge­wöhnt hat, sind Weih­nachts­märk­te und Tan­nen­bäu­me für sie gar nicht mehr weg­zu­den­ken. Daher fehle ihr auch etwas, wenn sie zu Weih­nach­ten in Spa­ni­en ist, denn dort sind ei­ni­ge Weih­nachts­bäu­me aus Plas­tik. In­zwi­schen ex­por­tier­ten viele deut­sche sowie hol­län­di­sche Un­ter­neh­men Na­del­bäu­me nach Spa­ni­en, so Jor­dan.

Sel­ten reist sie nach Ar­gen­ti­ni­en, um dort Weih­nach­ten zu ver­brin­gen. „Es ist ge­nau­so wie frü­her, nur die Kin­der wün­schen sich etwas an­de­re Ge­schen­ke“, stellt Jor­dan fest. Die Weih­nachts­zeit in ihrem Hei­mat­land ver­mis­se die ge­bür­ti­ge Ar­gen­ti­nie­rin heute nicht mehr gro­ß­ar­tig, schlie­ß­lich hat sie in Deutsch­land eine Fa­mi­lie ge­grün­det und sich ein neues Leben auf­ge­baut. „Weih­nach­ten mit Kin­dern ist etwas be­son­ders, das finde ich viel schö­ner“, sagt Jor­dan. Mitt­ler­wei­le sind die Kin­der er­wach­sen und der letz­te Be­such in Ar­gen­ti­ni­en liegt schon ei­ni­ge Zeit zu­rück. Trotz­dem er­in­nert sich Sil­va­na Jor­dan gerne an die Fa­mi­li­en­fei­ern und la­tein­ame­ri­ka­ni­schen Tra­di­tio­nen rund um Weih­nach­ten in Ar­gen­ti­ni­en. 

Ihren nächs­ten Ur­laub ver­bringt Jor­dan al­ler­dings nicht in der Hei­mat in Süd­ame­ri­ka. „Ich ver­rei­se sehr gerne, mein nächs­tes Ziel ist Russ­land“, ver­rät sie. Neben Liebe und Ge­sund­heit für die Fa­mi­lie wäre das in die­sem Jahr das beste Ge­schenk zu Weih­nach­ten, eine Reise nach St. Pe­ters­burg und Mos­kau wün­sche sie sich näm­lich schon lange. „Mal sehen, ob ich das be­kom­me“, sagt Sil­va­na Jor­dan ge­spannt.

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