Ein Mann© M. Ruff
Der passionierte Segelflieger Philipp Siepmann verbringt seine Wochenenden und freien Tage am liebsten im Pinneberger Luftraum.

FH-Alumnus Philipp Siepmann steigt gerne auf

von Leon Gehde

„Ich wollte mal Pilot werden – der Traumberuf schlechthin“, erinnert sich Siepmann an seine Schulzeit. Denn schon seit dem fünfzehnten Lebensjahr verbringt Siepmann seine Wochenenden am liebsten in der Luft – am Steuerknüppel eines Segelfliegers und am Flugplatz mit seinen Vereinskameraden. Beruflich startete der 25-Jährige jedoch fernab der Piste durch. Hoch hinaus geht es für ihn auch da recht schnell.

Nach dem Abitur zog Siepmann 2016 aus dem nördlichen Hamburger Speckgürtel zum Studieren ans Kieler Westufer. „Ich fand die Kombination aus Ingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften als Richtung ziemlich spannend“, so Siepmann. Der Pinneberger begann das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). 2018, drei Semester später, wechselte er an die Fachhochschule Kiel, die ein solches Studium ebenfalls anbietet. „Die Lerninhalte an der CAU waren mir zu theoretisch ausgelegt. Vieles war mir einfach zu weit weg von der Praxis“, begründet Siepmann den Wechsel der Hochschule.

Auf der anderen Seite der Förde sei das anders gewesen: „An der FH Kiel haben wir zum Beispiel im Bereich Elektrotechnik lehrplanmäßig anwendungsbezogene Inhalte mittels Laborexperimenten vermittelt bekommen. Diese Art von Ingenieurpraxis, wo man auch mal zu Multimeter und Spannungsquelle greift, hat mir gut gefallen.“ Eine Beobachtung, die Siepmann innerhalb seiner Nebentätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft (HiWi) bei der Zentralen Studienberatung der FH Kiel gerne und häufig weitergab. Auch er selbst habe mit der dortigen Teamleiterin Anna-Maria Utzolino häufig über seinen zukünftigen Werdegang gesprochen und dabei viel mitgenommen, betont Siepmann.

Bereits vor seinem Bachelor beginnt Siepmann im März 2020 ein Praktikum im Bereich Qualitätswesen bei seinem heutigen Arbeitgeber Wenzel Elektronik GmbH in Pinneberg. Sein Vorgesetzter führte ihn in seine Aufgaben ein, und Siepmann begann schnell zu erkennen, worum es geht. „Das analytische und bedachte Herangehen, wie es an der FH gelehrt wird, konnte ich gut anwenden“, erinnert sich Siepmann. Gemeinsam ermittelten sie einen Komplex an Optimierungsbedarfen der Firma, woraus Siepmann das Thema seiner Bachelor-Arbeit „Analyse und Optimierung von Kernprozessen für eine Produktsparte“ ableitete. Die Thesis wurde mit einer 1,0 bewertet. „Im Anschluss habe ich direkt ein Übernahmeangebot von Wenzel Elektronik bekommen“, so Philipp Siepmann.

Bevor der frischgebackene Absolvent den Arbeitsvertrag im Oktober 2020 unterschrieb, hatte er jedoch noch etwas mit sich selbst zu klären – genauer gesagt: mit seinem Traum aus Kindheitstagen. Er machte einen Piloteneignungstest bei der Deutschen Flugsicherung am Hamburger Flughafen. „Nicht bestanden“, schmunzelt Siepmann. „Ich habe mich auch nicht vorbereitet, musste es aber einmal machen, einfach um damit abschließen zu können“, führt er fort. Seitdem ist für den 25-Jährigen klar, dass das Fliegen Passion und Hobby im privaten Bereich bleibt.

Siepmann unterschrieb den Arbeitsvertrag bei Wenzel Elektronik und zog zurück nach Pinneberg in die Nähe seines Arbeitgebers. So hat er es nicht weit zum Flugplatz des Luftsportvereins Kreis Pinneberg, dessen Vorsitzender er ist. Dort verbringt er die meisten seiner freien Tage. Das Wertvollste für ihn sei dabei jedoch gar nicht das Fliegen an sich: „Natürlich ist das wunderschön, doch man entwickelt irgendwann Routine, wie beim Autofahren. Die Gemeinschaft auf dem Platz mit Vereinskameraden und -kameradinnen macht am meisten Spaß“. Er fügt hinzu: „… es ist die gute Mischung aus beidem.“

Im April 2021 besuchte Siepmann als Gasthörer Vorlesungen des berufsbegleitenden Master-Studienganges Digital Production Management an der Leuphana Universität Lüneburg. Zum Wintersemester immatrikulierte er sich. „Ich wollte zunächst eigentlich keinen Master machen. Nachdem die Anspannung durch die Bachelor-Thesis nachließ, hat mir aber ein bisschen das wissenschaftliche Arbeiten und Dinge weiterzuentwickeln gefehlt“, so Siepmann. Ein bestimmtes berufliches Ziel, habe er dabei nicht gehabt. Weil er sich die Gasthörerschaft als reguläres Semester anrechnen lassen konnte, absolvierte er das Studium bereits ein Jahr später im Oktober 2022. Wenn er etwas anfange, wolle er es auch schnell zu Ende bringen, erklärt der Pinneberger.

Doch auch die Begebenheiten innerhalb seiner praktischen Tätigkeiten bei Wenzel Elektronik entwickelten sich weiter. Bereits im Juli 2021, neun Monate nach Bachelor und Dienstantritt, wurde der damals 24-Jährige zum Leiter Finanzen und Controlling ernannt und steht seither sogar in Personalverantwortung für eine Mitarbeiterin. „Vor zwei Jahren noch hätte ich nicht geglaubt, mal in der Buchhaltung zu landen. Ich fühle mich aber sehr wohl damit. Betriebswirtschaftlich finde ich den Bereich ziemlich interessant“, so Siepmann. Über den schnellen Aufstieg sagt er schmunzelnd: „Ich habe viel Glück gehabt auf dieser Reise. Vielleicht kann ich auch was, aber es war auch Glück dabei.“

Vorbei ist die Reise für Siepmann damit noch nicht. Aktuell macht er, neben dem Beruf, seinen Master of Law in Corporate & Business Law an der Leuphana Universität Lüneburg. Der Segelflieger erklärt: „Bei meiner Arbeit sind bilanz- und arbeitsrechtliche Themen enorm wichtig, und ebenso wichtig ist es, sich dort gut auszukennen.“ Die Überlegung ist jedoch auch hier nicht nur praktischer Natur. „Ich interessiere mich für rechtliche Themen und beschäftige mich damit sehr gern. Aus Karriereabwägungen mache ich das nicht, auch wenn der Abschluss natürlich nicht schadet“, so Siepmann.

Wichtig sei, das zu machen, was einem Spaß bringt. „Egal ob Arbeit oder Studium, fast alles daran macht mir Spaß – und wenn der erstmal da ist und man ein bisschen fleißig ist, läuft es ganz von allein“, sagt Siepmann, bevor er fortführt: „Vielleicht bin ich auch ein Workaholic, aber nach Lüneburg an die Uni zu fahren und sich dort gemeinsam mit anderen Studierenden mit Inhalten zu befassen, ist jedes Mal aufs Neue wie Urlaub für mich.“ Wohin es in Zukunft gehe, wisse er nicht. „Es ist erstmal gut, so wie es ist“, sagt der 25-Jährige zufrieden.

Dieser Text erschien ursprünglich in der Ausgabe 26 des Campus-Magazins viel. der FH Kiel.

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