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FH Kiel möchte Gesundheitskompetenz von Menschen mit Alphabetisierungsbedarf mit App fördern

von Frauke Schäfer

In Deutschland leben mehr als 6,2 Millionen Menschen mit Alphabetisierungsbedarf, die Texte nicht oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten lesen können. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen haben. Gemeinsam mit ihnen möchten Forscherinnen der Fachhochschule Kiel eine App entwickeln, um die Gesundheitskompetenz der Betroffenen zu fördern. Das dreijährige Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 550.000 Euro unterstützt. Am Ende soll es nicht nur eine App geben, sondern das „Digitale-Gesundheits-Kompetenznetz“, kurz DiGeKo-Net gegründet sein, das Akteur*innen aus den Bereichen Gesundheitsförderung und Grundbildung in Schleswig-Holstein vereint.

Wer den Beipackzettel eines Medikaments nicht versteht, Besuche bei Ärzt*innen aus Scham vermeidet oder Hygienevorschriften nicht befolgen kann, hat ein größeres Risiko, krank zu werden oder zu bleiben. Studien haben gezeigt, dass die Betroffenen einen schlechteren Gesundheitszustand haben als Menschen, die lesen und schreiben können, erklärt Professorin Ayça Polat, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, die das Forschungsprojekt leitet: „Unser Ziel ist die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit durch die Unterstützung und Befähigung von benachteiligten Menschen in der Gestaltung eines gesundheitsbewussten Alltags und der Verbesserung ihres Zugangs zu relevanten Informationen.“

Mit der App sollen sich Menschen mit einem Alphabetisierungsbedarf mithilfe von Audio-Aufnahmen und Videos in verschiedenen Sprachen über Gesundheitsthemen informieren können und Unterstützung für einen gesünderen Alltag erhalten. Die darin behandelten Themen, das Design und die Funktionen der App wollen die Kieler Expertinnen mit den Betroffenen gemeinsam erarbeiten und abstimmen. Doch dieses Vorhaben wird gerade von der Corona-Pandemie ausgebremst, erklärt Dr. Juliane Köchling-Farahwaran vom Institut für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity (IGD) der FH Kiel: „Persönliche Treffen mit unserer Zielgruppe gestalten sich zurzeit leider schwierig, der Bedarf an Austausch ist aber definitiv gegeben. Deswegen rufen wir aktuell gemeinsam mit der Anlaufstelle Nachbarschaft Gaarden der AWO eine Selbsthilfegruppe ins Leben.“ Die ersten Treffen werden online stattfinden müssen. Der erste Termin ist der kommende Dienstag, 30. März, um 17.30 Uhr. „Wir laden alle herzlich ein, die nicht gut lesen und schreiben können und Menschen kennenlernen wollen, denen es ähnlich geht“, ergänzt Merle Heyrock vom Projektteam.

Wer kostenlos und unverbindlich am Online-Treffen teilnehmen möchte, kann sich telefonisch unter 0431 – 210 1786 anmelden oder eine Mail an igd(at)fh-kiel.de schicken. Interessierte bekommen dann umgehend den entsprechenden Link zugeschickt und eine kurze vertonte Anleitung zur Teilnahme. Ein Flyer mit einem QR-Code, in dem das Vorhaben mündlich erklärt wird, steht online zur Verfügung und kann auf der Homepage www.igd.fh-kiel.de abgerufen werden.

Mit der Gestaltung und Programmierung der App sind zwei Studierende des Fachbereichs Medien der Fachhochschule betraut. Im aktuell entstehenden Kompetenznetzwerk „DiGeKo-Net“ wollen sich Akteur*innen aus den Bereichen Gesundheits­förderung und Grundbildung in Schleswig-Holstein über die Laufzeit des Projekts hinaus für die Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Menschen mit Alphabetisierungsbedarf engagieren und für die stete Aktualisierung der App Sorge tragen.

Hintergrund DiGeKo-Net

Das dreijährige BMBF-geförderte Vorhaben unter der Leitung von Professorin Ayça Polat wird durch mehrere Praxispartner*innen unterstützt. Dazu gehören die Landesverbände der Volkshochschulen SH e.V. und des DRK SH e.V., die Diakonie SH e.V., der Paritätische Wohlfahrtsverband SH e.V., die Landesvereinigung für Gesundheit SH, der AWO Kreisverband Kiel, die Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V., das Medibüro Kiel e.V. und Create Future e.V..

Die Praxispartner*innen machen unter anderem das Projekt in Stadtteilkonferenzen, Ortsbeiratssitzungen, Arbeitskreisen und Gremien bekannt.

Kontakt
Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Ayça Polat
E-Mail: ayca.polat(at)fh-kiel.de

Institut für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity (IGD)
Dr. Juliane Köchling-Farahwaran
E-Mail: juliane.koechling-farahwaran(at)fh-kiel.de
Tel.: 0431 - 210 1786

Merle Heyrock (M.A.)
E-Mail: merle.heyrock(at)fh-kiel.de
Tel.: 0431 - 210 1788

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