Fachhochschule Kiel News Standardbild© H. Börm

FH Kiel: Viele gute Köpfe blei­ben im Land

von Frau­ke Schä­fer

Die Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel fin­den schnell eine ad­äqua­te Be­schäf­ti­gung, blei­ben grö­ß­ten­teils in Schles­wig-Hol­stein und kön­nen sich über eine po­si­ti­ve Ge­halts­ent­wick­lung freu­en. Das sind die prä­gnan­tes­ten Er­geb­nis­se einer Stu­die, die das In­sti­tut für Ar­beits­markt und Be­rufs­for­schung Nord (IAB Nord) im Auf­trag der FH Kiel und der Kie­ler Wirt­schafts­för­de­rungs- und Struk­tur­ent­wick­lungs GmbH (KiWi) er­stellt hat. Im Rah­men der um­fang­rei­chen Ana­ly­se un­ter­such­te das IAB unter der Lei­tung von Prof. Dr. An­ne­kat­rin Nie­buhr den Er­werbs­ein­tritt der Ab­schluss­jahr­gän­ge 2005 bis 2014 und den Ver­bleib der ehe­ma­li­gen Stu­die­ren­den, die die Hoch­schu­le in die­sem Zeit­raum ohne er­folg­rei­che Ab­schluss­prü­fung ver­las­sen hat­ten.

Die Un­ter­su­chung ba­siert auf der Ab­sol­ven­ten­sta­tis­tik der FH Kiel und den in­te­grier­ten Er­werbs­bio­gra­phi­en des IAB, die Mel­dun­gen zu Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen und Ar­beits­lo­sig­keit sowie In­for­ma­tio­nen über Leis­tun­gen der Bun­des­agen­tur für Ar­beit ent­hal­ten. Damit, be­tont Prof. Nie­buhr, lie­fe­re die Stu­die im Ver­gleich zu Ab­sol­ven­ten­be­fra­gun­gen sehr prä­zi­se und be­last­ba­re In­for­ma­tio­nen, ins­be­son­de­re über die Höhe der Ent­loh­nung und die Art der ers­ten Be­schäf­ti­gung: „Ver­gleich­ba­re Ana­ly­sen zum Er­werbs­ein­tritt gibt es bis­lang nur für drei wei­te­re Hoch­schu­len in Deutsch­land: die Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel, die Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des und die Hoch­schu­le für Wirt­schaft und Tech­nik des Saar­lan­des. Die Stu­die der Fach­hoch­schu­le Kiel be­inhal­tet aber zu­sätz­lich Er­kennt­nis­se über den Ver­bleib der Stu­di­en­ab­bre­cher. Hier­zu gibt es bun­des­weit bis­lang kaum Be­fun­de.“  

Die Zah­len kön­nen sich sehen las­sen: Zwei Drit­tel aller Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten der FH Kiel be­fin­den sich in­ner­halb von drei Mo­na­ten in einem re­gu­lä­ren Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis. Ein Jahr nach er­folg­rei­chem Ab­schluss gilt dies für 89 Pro­zent. Be­son­ders schnell ge­lingt der Über­gang ins Be­rufs­le­ben Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten  der tech­ni­schen Fach­be­rei­che Ma­schi­nen­we­sen sowie In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik. Den Be­rufs­ein­tritt er­leich­tern of­fen­bar Kon­tak­te, die be­reits vor dem Stu­di­um be­stan­den. Mehr als ein Drit­tel der Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten tre­ten ihre erste Be­schäf­ti­gung in einem ihnen be­kann­ten Be­trieb an oder set­zen ein zuvor be­stehen­des Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis fort. Das Er­geb­nis mache deut­lich, wie wich­tig die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen Hoch­schu­le und Un­ter­neh­men sei, un­ter­streicht KiWi-Ge­schäfts­füh­rer Wer­ner Käs­sens: „Wir wer­den uns auch zu­künf­tig ver­stärkt für die enge Ver­net­zung von Wirt­schaft und Wis­sen­schaft ein­set­zen, um immer mehr gute Köpfe für Kiel zu ge­win­nen, die das In­no­va­ti­ons­po­ten­ti­al der Lan­des­haupt­stadt stei­gern.“  

Die Fach­hoch­schu­le Kiel lie­fert nicht nur qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te für Kiel, son­dern für die ge­sam­te Re­gi­on. Mehr als die Hälf­te aller Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten blei­ben in Schles­wig-Hol­stein, etwa 17 Pro­zent zieht es nach Ham­burg. Im Lande ver­blei­ben vor allem die­je­ni­gen, die vor oder wäh­rend des Stu­di­ums be­reits Kon­takt zu hie­si­gen Un­ter­neh­men hat­ten. Ins­ge­samt be­trach­tet sind Ab­sol­ven­tin­nen sowie äl­te­re und deut­sche Ab­sol­ven­ten re­la­tiv stand­ort­treu, junge Män­ner und Frau­en aus den Fach­be­rei­chen Wirt­schaft und Me­di­en da­ge­gen re­la­tiv mobil. Be­trach­tet man die Ab­schluss­ar­ten, so schnei­den Di­plom- und Mas­ter­ab­sol­ven­tin­nen und -ab­sol­ven­ten zwar etwas bes­ser ab, als die­je­ni­gen mit einem Ba­che­lor­ab­schluss, den­noch stei­gen auch letz­te­re er­folg­reich in den Beruf ein.  

 Dies gilt sogar für den Ar­beits­markt­ein­stieg von Stu­di­en­ab­bre­che­rin­nen und -ab­bre­cher, zu deren Ver­bleib es bun­des­weit nur we­ni­ge Stu­di­en gibt. Män­ner sind in die­ser Grup­pe leicht über­re­prä­sen­tiert. Un­ter­schie­de zeig­ten sich auch bei den Fach­be­rei­chen: Stu­die­ren­de der Fach­be­rei­che Me­di­en und Ma­schi­nen­we­sen bre­chen ihr Stu­di­um sel­te­ner ab, als die der an­de­ren Fach­be­rei­che, die Schwund­quo­te im Be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik fällt über­durch­schnitt­lich aus. Doch auch viele Stu­die­ren­de ohne for­ma­len Ab­schluss fin­den nach der Ex­ma­tri­ku­la­ti­on ver­gleichs­wei­se schnell eine Be­schäf­ti­gung. Der An­teil bei den ge­ring­fü­gig Be­schäf­tig­ten ist unter Stu­di­en­ab­bre­chern höher, die Ent­loh­nung im ers­ten Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis fällt damit deut­lich nied­ri­ger aus als die der er­folg­rei­chen Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten.  

FH-Prä­si­dent Prof. Dr. Udo Beer zeigt sich zu­frie­den mit den Er­geb­nis­sen der IAB-Ana­ly­se: „Die Stu­die be­legt die Be­deu­tung der Fach­hoch­schu­le Kiel für die re­gio­na­le Wirt­schaft. Die Hoch­schu­le stellt dem Ar­beits­markt zu­ver­läs­sig die drin­gend be­nö­tig­ten Fach­leu­te zur Ver­fü­gung. Selbst die Ab­bre­che­rin­nen und Ab­bre­cher fin­den über­ra­schend schnell einen so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Ar­beits­platz. Be­ru­hi­gend ist im Üb­ri­gen, dass der Ar­beits­markt die Ba­che­lor der Fach­hoch­schu­le Kiel ge­nau­so schnell auf­saugt wie die frü­he­ren Di­plom­stu­die­ren­den. Eine oft­mals be­haup­te­te Ab­leh­nung der Ba­che­lor be­stä­tigt die Stu­die je­den­falls nicht.“  

Mar­git Haupt-Ko­op­mann, Che­fin der Re­gio­nal­di­rek­ti­on Nord der Bun­des­agen­tur für Ar­beit, be­tont: „An­ge­sichts des ak­tu­el­len und ab­seh­ba­ren Er­satz­be­darfs an hoch­qua­li­fi­zier­ten Mit­ar­bei­tern in Schles­wig-Hol­stein – von den ak­tu­ell 92.000 so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig be­schäf­ti­gen Aka­de­mi­ke­rin­nen und Aka­de­mi­kern sind 27.000 über 50 Jahre alt –bin ich er­freut, dass über die Hälf­te der Ab­sol­ven­ten im Land ge­blie­ben ist und in Schles­wig-Hol­stein eine Be­schäf­ti­gung auf­ge­nom­men hat.“ Al­ler­dings sei für sie auch das Thema ‚Stu­di­en­ab­bruch‘ von be­son­de­rer Be­deu­tung. „Mit einer Aus­bil­dungs­quo­te von nur knapp 17 Pro­zent nach einem Stu­di­en­ab­bruch blei­ben hier in­ter­es­san­te Po­ten­tia­le für die Be­trie­be un­ge­nutzt. Wir soll­ten unter den Be­trof­fe­nen noch stär­ker als bis­her für die Vor­zü­ge einer dua­len Aus­bil­dung wer­ben. Be­reits die Stich­wor­te ‚ver­kürz­te Aus­bil­dung‘, ‚Meis­ter-BAfÖG‘ oder ‚Be­triebs­über­nah­me als Per­spek­ti­ve‘ il­lus­trie­ren be­ruf­li­che Mög­lich­kei­ten, die noch zu wenig nach einem Stu­di­en­ab­bruch be­dacht wer­den.“  

Hin­ter­grund
Ins­ge­samt ana­ly­sier­ten die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler den Er­werbs­ein­tritt von ins­ge­samt 6.891 Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten, die im Zeit­raum 2005 bis 2014 die FH Kiel mit einem Di­plom-, Ba­che­lor- oder Mas­ter­ab­schluss ver­las­sen haben und den Ver­bleib von 3.716 Ab­bre­che­rin­nen und Ab­bre­chern. An der Fach­hoch­schu­le Kiel sind ak­tu­ell  7.772 (Stand 06.09.2016) Stu­die­ren­de in den sechs Fach­be­rei­chen Agrar­wirt­schaft, In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik, Ma­schi­nen­we­sen, Me­di­en, So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit sowie Wirt­schaft ein­ge­schrie­ben. Die voll­stän­di­ge Stu­die kann unter: www.​fh-​kiel.​de/​IAB-​Studie2016 ab­ge­ru­fen wer­den.  

Ver­öf­fent­licht am 08.09.2016

 

© Fach­hoch­schu­le Kiel