Auf demk Boden des Bunker-D, der FH Kiel, ist eine große "50" ausgelegt.© K. Thiel

Künst­le­rin­nen und Künst­ler der 50 Aus­stel­lun­gen

von viel.-Re­dak­ti­on

50 Jahre sind ein hal­bes Jahr­hun­dert. Ein be­deu­ten­des Er­eig­nis, ein Mit­tel­punkt im Leben jedes Men­schen. Auch im Leben und Be­stehen einer Ga­le­rie sind 50 Aus­stel­lun­gen ein ers­ter Mei­len­stein und Hö­he­punkt. Ein Punkt, an dem auf 50 Jahre Er­in­ne­run­gen, Er­fah­run­gen und Ge­schich­te zu­rück­ge­schaut wer­den kann.

 

2015: Die­ses Jahr kann auf 50 Aus­stel­lun­gen, 50 Ver­nis­sa­gen und Fi­nis­sa­gen und 50 un­ter­schied­li­che Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Kunst und Bun­ker zu­rück­ge­schaut wer­den. Diese Re­tro­spek­ti­ve ist Ge­gen­stand der Aus­stel­lung „50“, die die 16. Bun­ker­wo­che ein­lei­tet. Nach der ers­ten Aus­stel­lung im Bun­ker-D, in der es um groß­flä­chi­ge Ma­le­rei ging, fan­den auch an­de­re Gat­tun­gen der Kunst ihren Platz im Bun­ker: Plas­ti­ken, Zeich­nun­gen und In­stal­la­tio­nen – oft ragte die Kunst auch über die fes­ten Mau­ern hin­aus.

Ins­ge­samt stell­ten seit 2006 rund 66 Künst­le­rin­nen und Künst­ler in der Ga­le­rie im Bun­ker-D ihre Werke aus. Heute gibt es an­de­re Her­aus­for­de­run­gen zu über­win­den als in den ers­ten Jah­ren der Ga­le­rie: Es geht darum, einen Über­blick über die ver­gan­ge­nen neun Jahre und deren ver­schie­de­ne Aus­stel­lun­gen zu geben und darum, diese 50 in einer ein­zel­nen Aus­stel­lung zu ver­ei­nen. Im Mit­tel­punkt ste­hen ganz klar die prä­sen­tier­ten Werks­schau­en und krea­ti­ven Kon­zep­te. Wie auf Spu­ren­su­che durch neun Jahre Bun­ker und 50 Aus­stel­lun­gen, sind zu die­ser Aus­stel­lung Re­lik­te aus allen Werk­schau­en zu be­wun­dern: Ein­la­dungs­kar­ten, Pla­ka­te und Er­in­ne­rungs­stü­cke, aber auch ori­gi­na­le Werke fin­den den Weg zu­rück in die Ga­le­rie. Viele sind als Dau­er­aus­stel­lun­gen zu einem fes­ten Be­stand­teil des Hoch­schul­cam­pus ge­wor­den, an­de­re wer­den als Leih­ga­ben extra für diese be­son­de­re Aus­stel­lung zur Ver­fü­gung ge­stellt. Die ein­zel­nen Aus­stel­lun­gen glei­chen ver­schie­de­nen Puz­zle­tei­len, die zu­sam­men ein Gan­zes – eine neue Aus­stel­lung – er­ge­ben. Der Bun­ker bie­tet die­sem Puz­zle einen ganz be­son­de­ren Rah­men, da er alle Werks­schau­en, so un­ter­schied­lich sie auch waren, ver­bin­det und die Mög­lich­keit bie­tet, sie zu ver­ei­nen.

Jedes ein­zel­ne, aus­ge­wähl­te Stück soll Er­in­ne­run­gen an da­ma­li­ge Aus­stel­lun­gen we­cken, aber auch die be­son­de­re Wech­sel­wir­kung zwi­schen Bun­ker und Kunst wi­der­spie­geln. Letzt­end­lich geht es darum, die Ein­ma­lig­keit des Aus­stel­lungs­orts zu un­ter­strei­chen. Die­ses Puz­zle soll für vier Wo­chen lang viel­leicht schon längst ver­staub­te oder in Ver­ges­sen­heit ge­ra­te­ne Aus­stel­lun­gen wie­der­be­le­ben – 2015 kann auf einen lan­gen Wer­de­gang der Ga­le­rie im Bun­ker-D zu­rück­ge­schaut wer­den.

„Das Alte tritt in den Hin­ter­grund und das Neue er­scheint davor.“
Klaus-Mi­cha­el Hein­ze, Kanz­ler der Fach­hoch­schu­le Kiel

„Nach der ers­ten Aus­stel­lung im Jahr 2006 konn­te sich an­fangs nie­mand auch nur eine zwei­te Aus­stel­lung vor­stel­len“, so der Kanz­ler der Fach­hoch­schu­le Kiel und Be­trei­ber der Ga­le­rie Klaus-Mi­cha­el Hein­ze. Die erste Aus­stel­lung in der Ga­le­rie war ein rei­nes Pro­vi­so­ri­um: Es gab kein flie­ßen­des Was­ser, Strom muss­te mit Ver­län­ge­rungs­ka­beln in die Ga­le­rie­räu­me ver­legt wer­den und eine Hei­zung und sa­ni­tä­re An­la­gen waren auch nicht in­stal­liert – ein rei­nes Durch­ein­an­der im frisch ent­rüm­pel­ten Bun­ker. „Aber ge­ra­de des­we­gen ergab sich eine ganz un­ge­wöhn­li­che At­mo­sphä­re und viele Gäste waren so be­geis­tert, dass sie gerne mehr und öfter Kunst im Bun­ker sehen woll­ten“, er­in­nert sich Hein­ze an die An­fangs­jah­re. Der Weg zum Ziel, einen Ort für Kul­tur und Kom­mu­ni­ka­ti­on auf dem Kie­ler Ost­ufer zu eta­blie­ren, war noch ein sehr wei­ter – erst recht ohne Er­fah­run­gen im Or­ga­ni­sie­ren und Aus­rich­ten von Aus­stel­lun­gen. Ob die Ga­le­rie im Bun­ker be­stehen bleibt, war nach die­sem ers­ten Pro­be­durch­lauf nicht klar. Es gab viele wei­te­re Vor­schlä­ge für die zwei­te Etage im Bun­ker-D. Viel­leicht ein Strand? Eine ei­ge­ne Par­tye­ta­ge oder gar eine Mu­cki­bu­de?

 

Und den­noch! Trotzt vie­ler Hin­der­nis­se, die es zu über­win­den galt, fand im Jahr 2007 eine wei­te­re Aus­stel­lung in den kar­gen Ge­mäu­ern statt, die sich nun ste­tig wei­ter ent­wi­ckel­ten und durch wei­te­re Um­bau­maß­nah­men her­ge­rich­tet wor­den waren. Die we­ni­ge Er­fah­rung wurde mit Herz­blut, Hin­ga­be und En­ga­ge­ment ver­schie­dens­ter Hel­fe­rin­nen und Hel­fer aus­ge­gli­chen. Wäh­rend in der An­fangs­zeit nur eine Aus­stel­lung im Jahr ge­zeigt wurde, sind mitt­ler­wei­le acht Aus­stel­lun­gen pro Jahr fest ge­plant und immer schon weit im Vor­aus ver­ge­ben. „Wäh­rend ich in den ers­ten Jah­ren Künst­ler und Künst­le­rin­nen an­spre­chen muss­te und die In­itia­ti­ve selbst er­griff, sie zu über­zeu­gen, im Bun­ker aus­zu­stel­len, hat sich das nun völ­lig ver­kehrt“, be­rich­tet Hein­ze stolz. Mitt­ler­wei­le wol­len Künst­ler von nah und fern in der etwas an­de­ren Ga­le­rie aus­stel­len und auch Kunst­in­ter­es­sier­te rei­sen nicht sel­ten von weit her an, um die in­ter­es­san­ten Aus­stel­lun­gen, In­stal­la­tio­nen oder Raum­kon­zep­te zu be­wun­dern.

So ver­wan­del­te sich das ehe­ma­li­ge Kriegs­über­bleib­sel in drei Bau­ab­schnit­ten von un­be­nutz­ten, kar­gen Be­ton­wän­den, dunk­len Auf­gän­gen und zu­ge­stell­ten Räu­men in einen hel­len, freund­li­chen Ort, an dem Stu­die­ren­de und Mit­ar­bei­ten­de des Cam­pus, aber auch Gäste aus dem In- und Aus­land gerne ihre Frei­zeit ver­brin­gen und Kul­tur ge­nie­ßen kön­nen. „Der Charme des Bun­kers ist ein ganz be­son­de­rer“, so Klaus-Mi­cha­el Hein­ze, nicht nur für Mit­ar­bei­ten­de und Stu­die­ren­de auf dem Cam­pus der Fach­hoch­schu­le Kiel, son­dern auch für die Aus­stel­len­den sowie Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher der Werks­schau­en. Denn trotz der di­cken Mau­ern und sei­nes be­drü­cken­den Kriegs­hin­ter­grunds ist der Bun­ker mitt­ler­wei­le durch die Kunst ein Ort der Frei­heit ge­wor­den.

Das be­son­de­re Flair des Bun­kers liegt laut Aus­sa­ge des Kanz­ler der Fach­hoch­schu­le Kiel in der Me­ta­mor­pho­se des Bun­kers, der trotz der vie­len Re­no­vie­run­gen sei­nen Kern nie ver­lo­ren hat. Alte An­stri­che, In­schrif­ten sowie die Boden und Wand­be­schaf­fen­heit wur­den so gut es ging un­ver­än­dert er­hal­ten. „In der Mi­schung mit der mo­der­nen, fri­schen jun­gen Kunst ent­steht eine ganz be­son­de­re Raum­at­mo­sphä­re“, er­zählt Hein­ze. „Wenn man den Bun­ker von drau­ßen be­trach­tet, sieht er ver­wun­det und düs­ter aus, hin­ter den Ge­mäu­ern ver­birgt sich je­doch etwas ganz Un­ge­ahn­tes mit neuer Wid­mung: ein or­dent­lich her­ge­rich­te­ter Ort, der ein­lädt und Kunst ent­hält.“

„Die Idee, eine ei­ge­ne Aus­stel­lung über 50 Aus­stel­lun­gen zu ma­chen, ist schon etwas län­ger in mei­nem Kopf“, be­rich­tet der Kanz­ler „Die Pro­be­pha­se, in der wir immer wie­der mit Neuem kon­fron­tiert wur­den, ist nun ab­ge­schlos­sen.“ Der Ab­lauf der Aus­stel­lun­gen hat sich ein­ge­spielt: In den Ga­le­rie­räu­men sind die Werke der Künst­le­rin­nen und Künst­ler zu be­wun­dern, die Bar lädt zum ge­müt­li­chen Bei­sam­men­sein ein, im Café in der obers­ten Etage gibt es Live-Musik und Ca­te­ring. „Ge­ra­de bei der Vor­be­rei­tung die­ser Aus­stel­lung hatte ich das Ge­fühl, dass sich das Aus­stel­lungspro­ce­de­re so gut ent­wi­ckelt hat, dass nicht mehr der glei­che Auf­wand wie frü­her er­for­der­lich war – wir sind gut ein­ge­spielt“, stellt Hein­ze er­freut fest.

50 Jahre sind ein hal­bes Jahr­hun­dert – 50 Aus­stel­lun­gen, gro­ß­ar­tig! Mit einer ganz be­son­de­ren Aus­wahl an Re­mi­nis­zen­zen aus den 50 Aus­stel­lun­gen der ver­gan­ge­nen neun Jahre blickt die Ga­le­rie Bun­ker-D auf ihren ers­ten gro­ßen Mei­len­stein zu­rück: Il­lus­tra­tio­nen, Ma­le­rei, Fo­to­gra­fi­en, Filme und Skulp­tu­ren der ver­schie­dens­ten Künst­le­rin­nen und Künst­ler fül­len den alten Bun­ker zu die­sem An­lass bis un­ters Dach mit Kunst. Am Don­ners­tag, 16. April 2015, um 18 Uhr öff­net er seine Türen zu 50 Aus­stel­lun­gen und geht mit alten und neuen Kul­tur­freun­den auf Spu­ren­su­che durch neun Jahre Ga­le­rie auf dem Weg zum nächs­ten Mei­len­stein.

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