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Mehr Au­to­no­mie für Hoch­schu­len

von Lan­des­rek­to­ren­kon­fe­renz

Die Au­to­no­mie der Hoch­schu­len muss kon­se­quent wei­ter­ent­wi­ckelt und auf eine sta­bi­le fi­nan­zi­el­le Grund­la­ge ge­stellt wer­den. Dies for­dert die Lan­des­rek­to­ren­kon­fe­renz (LRK) in einer Ent­schlie­ßung, die die Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der schles­wig-hol­stei­ni­schen Hoch­schu­len auf ihrer Sit­zung am 16. Juni ein­stim­mig ver­ab­schie­det haben.  

Die Lan­des­rek­to­ren­kon­fe­renz be­wer­tet darin die Neu­fas­sung des Hoch­schul­ge­set­zes (HSG) vom 1. März 2007 als ers­ten rich­ti­gen Schritt, um die Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit der schles­wig-hol­stei­ni­schen Hoch­schu­len zu stär­ken. Dazu der LRK-Vor­sit­zen­de Pro­fes­sor Ger­hard Fou­quet: „Das Land muss al­ler­dings auf der Grund­la­ge des HSG dafür sor­gen, dass die Hoch­schu­len tat­säch­lich au­to­nom zum Wohle ihrer Stu­die­ren­den und der Ge­sell­schaft wir­ken und im na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­stehen kön­nen.“  

Gemäß Pa­ra­graph 2 Ab­satz 1 des HSG sind die Hoch­schu­len als un­ab­hän­gi­ge Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts or­ga­ni­siert. Das Land soll­te sich ent­spre­chend auf die Rechts­auf­sicht über die Hoch­schu­len kon­zen­trie­ren, so die LRK. Mi­nis­te­ri­el­le Er­las­se und Ein­zel­an­wei­sun­gen seien vor die­sem Hin­ter­grund ver­zicht­bar. Wei­ter soll­te sich mi­nis­te­ri­el­les Han­deln auf den un­ab­ding­ba­ren Kern­be­reich der Rechts­auf­sicht be­schrän­ken, die Hoch­schu­len soll­ten da­ge­gen ihre An­ge­le­gen­hei­ten im Rah­men der Ge­set­ze weit­ge­hend selbst re­geln kön­nen. Das Mi­nis­te­ri­um dürfe ihnen keine Stan­dard­lö­sun­gen ver­pflich­tend vor­ge­ben. Nur so könn­ten Struk­tu­ren ef­fi­zi­en­ter und Bü­ro­kra­ti­sie­rung zu­rück­ge­fah­ren wer­den.      

Über­ge­ord­ne­te In­ter­es­sen des Lan­des könn­ten über part­ner­schaft­lich aus­ge­han­del­te Ziel­ver­ein­ba­run­gen und Hoch­schul­ver­trä­ge ab­ge­si­chert wer­den. Kon­se­quent an­ge­wandt, böte die­ses Mo­dell er­heb­li­che Chan­cen, Struk­tu­ren und Ent­schei­dungs­pro­zes­se zu ver­schlan­ken und er­mög­li­che den Hoch­schu­len eine bes­se­re Wett­be­werbs­po­si­ti­on.  

Im Hin­blick auf die Fi­nan­zie­rung des Hoch­schul­be­rei­ches for­dert die LRK eine hin­rei­chen­de und plan­ba­re Grund­fi­nan­zie­rung. „Schles­wig-Hol­stei­ni­sche Hoch­schu­len haben heute eine deut­lich ge­rin­ge­re Fi­nanz­aus­stat­tung als ver­gleich­ba­re Hoch­schu­len in Nord­deutsch­land. Eine wei­te­re Kür­zung der Glo­bal­bud­gets der Hoch­schu­len ist des­halb un­zu­mut­bar. Die Hoch­schu­len er­brin­gen seit einem Jahr­zehnt stän­dig fak­ti­sche Ein­spa­run­gen, weil sie ohne zu­sätz­li­ches Per­so­nal oder zu­sätz­li­che fi­nan­zi­el­le Mit­tel viele neue Auf­ga­ben, zum Bei­spiel den Aus­bau der For­schungs­in­fra­struk­tur, be­wäl­ti­gen müs­sen“, be­ton­te Fou­quet.  

Über die der­zei­ti­ge Ge­set­zes­la­ge hin­aus hal­ten die Hoch­schul­ver­tre­ter auch eine ge­setz­li­che „Ex­pe­ri­men­tier­klau­sel“ für wün­schens­wert, die ein­zel­nen Hoch­schu­len eine wei­ter­ge­hen­de Ver­selbst­stän­di­gung er­mög­licht. Bei­spie­le dafür seien die ei­gen­ver­ant­wort­li­che Be­wirt­schaf­tung des Per­so­nals, die Über­tra­gung der Lie­gen­schaf­ten und die Bau­her­ren­fä­hig­keit. „Je mehr Spiel­räu­me eine Hoch­schu­le habe, desto bes­ser kann sie ein ei­ge­nes Pro­fil ent­wi­ckeln und sich im bun­des­wei­ten und in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb be­haup­ten. Hoch­schu­len haben in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren ihr Ma­nage­ment so stark pro­fes­sio­na­li­siert, dass es kei­nen Grund mehr gibt, sie recht­lich wie nach­ge­ord­ne­te Be­hör­den zu be­han­deln“, er­klär­te der Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Lü­beck Pro­fes­sor Peter Do­mi­niak.  

Auch soll­ten nach Auf­fas­sung der LRK den Hoch­schu­len mehr Frei­räu­me ein­ge­räumt wer­den, zu­sätz­li­che Fi­nan­zie­rungs­quel­len zu er­schlie­ßen. Dazu ge­hö­re auch die Mög­lich­keit, so­zi­al­ver­träg­li­che Stu­di­en­bei­trä­ge zu er­he­ben. Diese soll­ten sich an dem aus­tra­li­schen Mo­dell so ge­nann­ter „nach­ge­la­ger­ter Stu­di­en­bei­trä­ge“ ori­en­tie­ren. Die­ses Mo­dell sehe vor, dass erst nach dem Ab­schluss eines Stu­di­ums und bei Er­rei­chen eines be­stimm­ten Ge­halts­ni­veaus Stu­di­en­bei­trä­ge er­ho­ben wür­den. „Ein sol­ches Mo­dell ist weder un­ge­recht, noch hin­dert es je­man­den daran, aus fi­nan­zi­el­len Grün­den ein Stu­di­um auf­zu­neh­men“, so der LRK-Vor­sit­zen­de Fou­quet.  

Die per­sön­li­chen Vor­tei­le, die ein Stu­di­um durch bes­se­re Kar­rie­re­chan­cen und ein ver­gleichs­wei­se hohes zu er­war­ten­des Ge­halts­ni­veau brin­ge, recht­fer­tig­ten einen re­la­tiv ge­rin­gen Ei­gen­bei­trag zur Stu­di­en­fi­nan­zie­rung. Für die Hoch­schu­len sei damit die Chan­ce ver­bun­den, Stu­di­en­be­din­gun­gen nach­hal­tig zu ver­bes­sern, Stu­di­en­zei­ten si­gni­fi­kant zu ver­kür­zen und die Stu­di­en­ab­bre­cher­quo­te zu sen­ken. Vor­aus­set­zung zur Er­he­bung sol­cher Stu­di­en­bei­trä­ge sei aus Sicht der LRK je­doch, dass der Lan­des­zu­schuss an die Hoch­schu­len nicht wei­ter ge­kürzt wird.

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