Fünf Menschen sitzen an einem Tisch. Vor ihnen steht ein großer Fernseher.© F. Klein
Stu­die­ren­de der FH Kiel ent­wi­ckeln in einem Wahl­mo­dul ge­mein­sam mit Kli­ent*innen der Stif­tung Dra­chen­see eine bar­rie­re­freie Mood­le-Um­ge­bung.

Mehr Mood­le für alle

von Felix Klein

Ein Se­mi­nar­raum an der Fach­hoch­schu­le Kiel. Lei­ses Stim­men­ge­wirr. „Nach dem Raus­brin­gen vom Müll…?“, er­klingt eine Stim­me. „…musst Du die Hände wa­schen!“ er­wi­dert eine zwei­te Stim­me freu­dig. Am Tisch ein paar Meter wei­ter: „Schaut mal, ein Bild von einer Herd­plat­te. Wel­che Dinge ge­hö­ren dort nicht hin?“ Am Ende des Ti­sches steht ein gro­ßer Bild­schirm. Die­ser zeigt eine Herd­plat­te, auf der eine Tube To­ma­ten­mark, ein Holz­löf­fel und ein Putz­schwamm lie­gen. Ge­fähr­lich nah schwebt eine Hand über einem der vier Koch­fel­der. Wie­der ein paar Meter wei­ter geht es ums Ein­räu­men von Ge­schirr.

Die Stim­men ge­hö­ren Stu­die­ren­den der FH Kiel und Kli­ent*innen der Stif­tung Dra­chen­see, die in einem Kurs ge­mein­sam Ideen für eine bar­rie­re­ar­me Mood­le-Um­ge­bung ent­wi­ckeln. Mood­le ist ein Lern­ma­nage­ment­sys­tem. Die Stif­tung Dra­chen­see en­ga­giert sich für die Selbst­be­stim­mung und Teil­ha­be von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen. Sie kam auf die FH Kiel zu, da die Idee eines Stif­tungs-Mood­les auf­kam. Aus die­sem Grund ent­wi­ckel­ten Prof. Dr. Lars Frie­ge vom Fach­be­reich So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit, Prof. Dr. Ste­fa­nie Reich vom Fach­be­reich Me­di­en sowie Ca­ro­lin Da­ni­el und Sven Zu­lauf vom Zen­trum für Ler­nen und Lehr­ent­wick­lung (ZLL) der FH Kiel ge­mein­sam mit der Stif­tung Dra­chen­see eine Lehr­ver­an­stal­tung.

Die Her­aus­for­de­rung: viele ver­schie­de­ne Be­dürf­nis­se

Lena Wun­der­lich ar­bei­tet bei die Stif­tung Dra­chen­see und ist beim Pro­jekt mit dabei. Sie er­klärt: „Wir haben ver­schie­de­ne Ar­beits­be­rei­che. Diese sol­len di­gi­ta­ler wer­den.“ In den ver­schie­de­nen Ar­beits­be­rei­chen sind Men­schen mit Be­ein­träch­ti­gung tätig. Mood­le soll dabei hel­fen, ihnen be­stimm­te Auf­ga­ben di­gi­tal zu er­klä­ren – so die Idee. Doch das stellt be­stimm­te An­for­de­run­gen an die Platt­form.

Und genau dar­auf zielt der Kurs ab. „Ich habe mich am An­fang mit den Bil­dungs­teil­neh­mer*innen ge­trof­fen, um zu klä­ren, wo es Bar­rie­ren gibt und was sie brau­chen“, er­zählt Lena Wun­der­lich. Da­nach gab es ein ge­mein­sa­mes Tref­fen mit den Stu­die­ren­den. Sie be­spra­chen die Be­dar­fe und prä­sen­tier­ten erste The­men­ide­en. Ein­fa­che An­mel­dung, ver­ständ­li­che Sym­bo­le, leich­te Be­die­nung, viele Bil­der, eine Vor­le­se­funk­ti­on, Un­ter­ti­tel und op­ti­sche Hin­wei­se waren die Wün­sche. Nach die­sem Tref­fen ge­stal­te­ten die Stu­die­ren­den die Mood­le-Um­ge­bung. Dann der Ter­min, um alles zu tes­ten.

Der Name des Mood­le-Kur­ses lau­tet „AG Küche“ und soll den Bil­dungs­teil­neh­mer*innen die Tä­tig­keit in die­sem Ar­beits­be­reich nä­her­brin­gen. Im ge­mein­sam kon­zi­pier­ten Mood­le gibt es Lern­ein­hei­ten zu den The­men Ti­sche ab­räu­men, Hände wa­schen, Ord­nung in der Küche, Rei­ni­gung und Ab­wasch. In klei­nen Grup­pen be­spra­chen die Kli­ent*innen ge­mein­sam mit den Stu­die­ren­den ihre Ein­drü­cke und gaben Feed­back. Die Struk­tur der Lern­ein­hei­ten, sowie die Ein­bin­dung von Vi­de­os und Bil­dern stie­ßen auf po­si­ti­ve Rück­mel­dung. Ver­bes­se­rungs­be­darf gab es bei­spiels­wei­se noch bei stark text­ba­sier­ten Auf­ga­ben. Wich­tig war ein Zu­gang, der die ver­schie­de­nen Be­dürf­nis­se und Ein­schrän­kun­gen be­rück­sich­tigt.

Zwei Menschen sitzen an einem Tisch. Beide schauen auf den Tisch. Es ist nicht zu erkennen auf was sie schauen, denn man sieht sie nur von hinten.©F. Klein
Beim ge­mein­sa­men Tref­fen tes­te­ten die Teil­neh­mer*innen, wie gut die Mood­le-Um­ge­bung funk­tio­niert.

Po­si­ti­ver Blick auf das Tref­fen

Das Fazit: „Das hat alles sehr gut ge­klappt, und die Stu­die­ren­den haben das super ge­macht“, be­tont Lars Frie­ge. Er ist Pro­fes­sor für So­zia­le Ar­beit im Re­ha­bi­li­ta­ti­ons- und Ge­sund­heits­we­sen an der Fach­hoch­schu­le Kiel und eine der Lehr­per­so­nen des Kur­ses. „Die Bil­dungs­teil­neh­mer haben sehr ver­schie­de­ne Ein­schrän­kun­gen und Vor­aus­set­zun­gen. Das zu­sam­men­zu­be­kom­men ist eine Her­aus­for­de­rung.“ Jetzt gehe es darum, das ge­won­ne­ne Feed­back um­zu­set­zen. Am Ende des ge­mein­sa­men Tref­fens stand noch ein Be­such im Me­di­en­dom der FH Kiel an. Dort be­staun­ten alle Teil­neh­mer*innen den vir­tu­el­len Kie­ler Ster­nen­him­mel und ras­ten in einer vir­tu­el­len Ach­ter­bahn durch eine frem­de Welt.

© Fach­hoch­schu­le Kiel