Ein Mann© Pilch

Merry Christ­mas - Weih­nach­ten in den USA

von Len­nard Woro­bic

Zwölf Jahre lang lebte Prof. Dr. Harm Band­holz auf der an­de­ren Seite des At­lan­tiks in New York, wo er als US-Chef­volks­wirt bei der UniCredit tätig war. Die Über­le­gung, zu­rück nach Deutsch­land zu kom­men, stand bei ihm und sei­ner Fa­mi­lie schon ei­ni­ge Zeit im Raum – al­ler­dings kam für den ge­bür­ti­gen Ham­bur­ger ei­gent­lich nur ein Wohn­ort in Nord­deutsch­land in Frage. Daher kam die Aus­schrei­bung für eine Pro­fes­sur in Volks­wirt­schafts­leh­re an der Fach­hoch­schu­le Kiel ge­ra­de zum rich­ti­gen Zeit­punkt. „Wir sind frü­her öfter mal in Kiel ge­we­sen, das konn­ten wir uns also sehr gut vor­stel­len“, er­zählt Band­holz. Seit die­sem Win­ter­se­mes­ter un­ter­rich­tet er nun am Fach­be­reich Wirt­schaft. Kaum rich­tig an­ge­kom­men, steht auch schon die Weih­nachts­zeit vor der Tür. Diese ver­brin­gen Harm Band­holz und seine Fa­mi­lie das erste Mal seit lan­gem wie­der in Deutsch­land. Aus die­sem An­lass sprach er mit Len­nard Woro­bic aus der viel.-Re­dak­ti­on über Tra­di­tio­nen sowie ei­ge­ne Er­fah­run­gen rund um die Weih­nachts­zeit in den USA. 

Zur­zeit sind Harm Band­holz und seine Fa­mi­lie noch dabei, die ei­ge­nen vier Wände ein­zu­rich­ten – die Rück­kehr nach Deutsch­land ist schlie­ß­lich noch nicht lange her. „Wir sit­zen noch ein biss­chen auf ge­pack­ten Kof­fern“, ge­steht der frisch ge­ba­cke­ne Kie­ler. Bis alles im neuen Haus auf­ge­baut ist woh­nen Harm Band­holz, seine Frau und ihre drei Kin­der noch in einem mö­blier­ten Haus zur Miete. „Die­ses Jahr wird es noch nicht ganz so ge­müt­lich wie wir uns es dann ein­mal vor­stel­len“, er­klärt Band­holz. Für Weih­nach­ten 2020 dürfe der be­sinn­li­chen Stim­mung dann al­ler­dings nichts mehr im Wege ste­hen. Trotz­dem freue sich die Fa­mi­lie Band­holz auch in die­sem Jahr auf das Fest: „Wir mögen die Weih­nachts­at­mo­sphä­re mit Ker­zen und ge­dämpf­ten Lich­tern.“

Die Stra­ßen Kiels leuch­ten be­reits gegen Ende No­vem­ber in weih­nacht­li­chem Licht. Auch in den ver­ei­nig­ten Staa­ten ist das nicht an­ders, helle Lich­ter­ket­ten schmü­cken die Stra­ßen. „Man kann sich von der Weih­nachts­stim­mung ei­gent­lich gar nicht lösen“, sagt Harm Band­holz. In den USA be­gin­ne die Ein­stim­mung auf die Fest­ta­ge gegen Ende No­vem­ber mit Thanks­gi­ving. Das große Trut­hah­nes­sen ist ein ech­tes Fa­mi­li­en­fest, wel­ches auch im Hause Band­holz mit den Jah­ren an Be­deu­tung ge­wann. „Es ist ei­gent­lich schwer, sich dem zu ent­zie­hen“, stellt Harm Band­holz fest und fügt la­chend hinzu: „In Deutsch­land müs­sen wir erst­mal gu­cken, ob wir so einen gro­ßen Trut­hahn über­haupt fin­den.“ Mit Thanks­gi­ving wird in Ame­ri­ka die Weih­nachts­zeit ein­ge­läu­tet. In den Tagen da­nach be­rei­ten Men­schen ihre Häu­ser auf Weih­nach­ten vor und de­ko­rie­ren diese so­wohl von innen als auch von außen. „Viele stel­len dann auch schon den Weih­nachts­baum auf“, er­klärt Band­holz. Ge­ne­rell sei das Schmü­cken von Häu­sern und gan­zen Stra­ßen in den USA deut­lich mehr ver­brei­tet als in Deutsch­land, so Harm Band­holz. „Manch­mal war die De­ko­ra­ti­on von den Häu­sern etwas zu über­trie­ben, aber ir­gend­wie hat es auch was“, er­in­nert sich der Fa­mi­li­en­va­ter. Nach Thans­gi­ving folgt der Black Fri­day, ein Tag an dem der Ein­zel­han­del mit „Super-Ra­bat­ten“ Kun­den in Ge­schäf­te und On­line-Shops lockt. Damit kün­digt sich die Weih­nachts­zeit also auch kom­mer­zi­ell an.

Ein be­deu­ten­der Un­ter­schied zwi­schen Weih­nach­ten in Deutsch­land und den USA ist der Zeit­punkt der Be­sche­rung: Wäh­rend hier­zu­lan­de die Ge­schen­ke schon am Abend des 24. De­zem­bers aus­ge­packt wer­den, müs­sen sich Ame­ri­ka­ner*innen bis zum Mor­gen des 25. De­zem­bers ge­dul­den. Gar nicht schlimm, fin­det Harm Band­holz – vor allem wenn man Kin­der hat. „Or­ga­ni­sa­to­ri­scher ist das viel ein­fa­cher“, be­rich­tet er. El­tern kön­nen so ihre Kin­der ins Bett brin­gen und an­schlie­ßend im Laufe der Nacht Santa Claus spie­len. Wenn die Klei­nen dann auf­wa­chen und vol­ler Auf­re­gung die Trep­pe her­un­ter­kom­men, fin­den sie Ge­schen­ke unter dem Weih­nachts­baum vor. „Die Kin­der sind dann auch noch nicht so über­mü­det, kön­nen ihre Ge­schen­ke aus­pa­cken und sich den gan­zen Tag dar­über freu­en“, er­klärt Harm Band­holz, „In Deutsch­land wer­den wir aber wie­der zum alten Sys­tem zu­rück­keh­ren.“ Zudem bringt die Um­stel­lung auch Vor­tei­le mit sich, denn in den USA haben Ar­beit­neh­mer*innen we­ni­ger Ur­laubs­ta­ge als hier. So sei es für Band­holz nicht un­üb­lich ge­we­sen, in der Weih­nachts- und Neu­jahrs­zeit zwi­schen den Fei­er­ta­gen oder gleich am zwei­ten Ja­nu­ar wie­der zu ar­bei­ten: „Sich zum Jah­res­wech­sel ein wenig vom Beruf zu lösen und so rich­tig run­ter­zu­fah­ren, war nicht immer mög­lich.“ Ab die­sem Jahr bleibt also mehr Zeit für be­sinn­li­che Weih­nachts­stim­mung Zu­hau­se mit der Fa­mi­lie. 

Als Harm Band­holz und seine Frau vor zwölf Jah­ren in die USA zogen, waren sie noch zu zweit. Die Er­in­ne­run­gen an die letz­ten Weih­nach­ten in Deutsch­land sind schon etwas ver­blasst. Das Fest drehe sich jetzt um ihre Kin­der, „daher kann ich es nicht mit frü­her ver­glei­chen“, sagt Band­holz. Ge­mein­sam mit sei­ner Frau werde er ver­su­chen, ei­ni­ge Ele­men­te der Weih­nachts­zeit aus den USA mit her­über­zu­brin­gen. Auf die Frage was er sich die­ses Jahr zu Weih­nach­ten wün­sche, sagt Harm Band­holz: „Dass un­se­re Kin­der sich in ihrer neuen Um­ge­bung ge­nau­so wohl­füh­len wie in ihrer alten.“

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