Aus der Luft lässt sich gut erkennen, wo das künftige Gebäude einmal stehen wird.© FH Kiel

Mit „Bau­meis­ter Bothe“ un­ter­wegs auf dem Cam­pus

von Jana Tresp

An der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel wird nicht nur ge­lernt, ge­lehrt und ge­ar­bei­tet, son­dern auch ge­baut. Jana Tresp traf sich mit Uwe Bothe, dem Lei­ter der Bau- und Lie­gen­schafts­ab­tei­lung, um mit ihm die Bau­maß­nah­men 2012 Revue pas­sie­ren zu las­sen und einen Aus­blick auf 2013 zu wagen. Das Schild „Vor­sicht Bau­stel­le“ wird in die­sem Jahr vor­aus­sicht­lich im Me­di­en­dom und in Be­rei­chen der Au­ßen­an­la­gen auf­ge­stellt.

Jana Tresp (JT): Rück­blick 2012 – was lief gut, was hätte bes­ser lau­fen kön­nen?

Uwe Bothe (UB): 2012 war ein span­nen­des Jahr – auch wenn be­son­de­re Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern waren, kön­nen wir eine po­si­ti­ve Bi­lanz zie­hen. Prä­gend waren vor allem zwei Maß­nah­men:

Zum einen die Fer­tig­stel­lung des „zwei­ten Bau­ab­schnitts Stu­di­en­kol­leg“ und damit die Un­ter­brin­gung des In­ter­na­tio­nal Of­fice und des Zen­trums für Spra­chen und in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz. Aus den Rest­mit­teln die­ser Bau­maß­nah­me haben wir end­lich das in Baum­rei­hen ein­ge­fass­te Sitz­platz­feld auf dem So­kra­tes­platz bar­rie­re­frei um­ge­stal­tet. Hier kön­nen sich bei gutem Wet­ter Er­ho­lungs­su­chen­de tref­fen oder öf­fent­li­che Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den. Mit der Fer­tig­stel­lung des „In­ter­na­tio­na­len Zen­trums“ und der Um­ge­stal­tung des So­kra­tes­plat­zes sind die Bau­maß­nah­men an die­sem Teil des Cam­pus‘ weit­ge­hend ab­ge­schlos­sen.

Zum an­de­ren der haben wir die ehe­ma­li­gen „NIS-Ba­ra­cken“ zu Se­mi­nar­pa­vil­lons um­ge­baut und so in­ner­halb eines hal­ben Jah­res vier Se­mi­nar­räu­me mit ins­ge­samt zu­sätz­li­chen 200 Plät­zen ge­schaf­fen. Auch wenn die An­mu­tung der Se­mi­nar­pa­vil­lons schlicht ist, so ist ihre In­nen­aus­stat­tung auf dem neu­es­ten Stand, so­wohl was die Lan­des­bau­ord­nung in punc­to Si­cher­heit als auch die Hoch­schu­le im Hin­blick auf die Lehre for­dert. Aus den Be­le­gungs­plä­nen ist ab­zu­le­sen, dass sie gut aus­ge­las­tet sind.

JT: Klingt nach auf­wen­di­gen Pro­jek­ten.

UB: Ja, be­son­ders das zwei­te Bau­vor­ha­ben war recht an­stren­gend für uns, weil wir vie­les selbst ge­steu­ert haben. Nor­ma­ler­wei­se über­nimmt die Ge­bäu­de­ma­nage­ment Schles­wig-Hol­stein A.ö.R. (GMSH) sol­che Pro­jek­te für uns. In die­sem Fall ist die Hoch­schu­le selbst Bau­her­rin ge­we­sen und hat das ge­sam­te Vor­ha­ben aus ei­ge­nen Haus­halts­mit­teln fi­nan­ziert. Denn die Bau­mit­tel des Lan­des waren aus­ge­schöpft und wir muss­ten han­deln.

JT: Kom­men wir zum Bau­aus­blick 2013 – was ist ge­plant?

UB: Höchs­te Prio­ri­tät haben nach wie vor die Sa­nie­rung des Fach­be­reichs Agrar­wirt­schaft und der Neu­bau einer Bi­blio­thek. Da die Lan­des­re­gie­rung der Be­sei­ti­gung des Sa­nie­rungs­staus in der Kie­ler Uni­ver­si­tät höchs­te Prio­ri­tät ein­räumt, ste­hen für un­se­re Pro­jek­te keine Bau­mit­tel zur Ver­fü­gung. Des­we­gen wird zur­zeit ge­prüft, ob die Mög­lich­keit be­steht, die Maß­nah­men durch Öf­fent­lich-Pri­va­te Part­ner­schaf­ten bzw. Pu­blic Pri­va­te Part­ner­ships (ÖPP/PPP)  zu fi­nan­zie­ren. Dabei han­delt es sich um die ver­trag­li­che Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen öf­fent­li­cher Hand und pri­vat­recht­lich or­ga­ni­sier­ten Un­ter­neh­men, wie der Bau­wirt­schaft oder den Kre­dit­in­sti­tu­ten. Bis­her feh­len dies­be­züg­lich je­doch ver­bind­li­che Ver­ein­ba­run­gen.

Die Sa­nie­rung des Fach­be­reichs Agrar­wirt­schaft be­schäf­tigt die Fach­hoch­schu­le be­reits seit etwa zehn Jah­ren. In die­ser Zeit wur­den zwei voll­stän­dig durch­kal­ku­lier­te An­trä­ge an das Land ge­stellt – beide ohne Er­folg. Das Land er­kennt den Bau­be­darf zwar an, ver­fügt aber nicht über die Mit­tel, die­sen zu fi­nan­zie­ren. Indem es eine Fi­nan­zie­rung durch Drit­te prüft, ver­sucht es, uns trotz­dem zu hel­fen.

JT: Woran man­gelt es in Os­ter­rön­feld?

UB: Be­son­de­rer Be­darf be­steht in Os­ter­rön­feld im Be­reich der Si­cher­heits­aus­stat­tung, die zur­zeit durch eine sehr gute Si­cher­heits­or­ga­ni­sa­ti­on kom­pen­siert wird. Au­ßer­dem müss­ten die Se­mi­nar­räu­me und La­bo­re mo­der­ni­siert wer­den – im Hin­blick auf das Mo­bi­li­ar, die Prä­sen­ta­ti­ons­tech­nik usw. Die Bi­blio­thek ist zu klein, und wer ein­mal in der Mensa war, weiß, dass es dort in allen Be­lan­gen noch Spiel­raum nach oben gibt.

Wir sind mit ver­schie­de­nen Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Mi­nis­te­ri­en mehr­fach vor Ort ge­we­sen. „Das sieht doch alles noch ganz gut aus“, hieß es dann. Stimmt, aber das tut es auch nur, weil der Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft so sorg­sam und ver­ant­wor­tungs­voll mit allem um­geht und so die „Le­bens­dau­er“ sei­ner Aus­stat­tung er­höht.

JT: Wie habe ich mir im Fall der Sa­nie­rung die­ses Fach­be­reichs ein PPP-Pro­jekt vor­zu­stel­len?

UB: Ei­gen­tü­mer der Lie­gen­schaft ist die Land­wirt­schafts­kam­mer Schles­wig-Hol­stein. Die Fach­hoch­schu­le ist Mie­te­rin, zahlt aber keine Miete. In der Ver­gan­gen­heit hat es Ge­sprä­che zwi­schen dem Prä­si­di­um, der Land­wirt­schafts­kam­mer und den zu­stän­di­gen Mi­nis­te­ri­en ge­ge­ben. Darin wurde dis­ku­tiert, dass die Land­wirt­schafts­kam­mer als Ei­gen­tü­me­rin die Sa­nie­rung fi­nan­ziert und vor­nimmt und das Land Schles­wig-Hol­stein, nicht die Fach­hoch­schu­le, im Rah­men einer 25-jäh­ri­gen Zah­lung Zin­sen und Til­gung über­nimmt. Die Land­wirt­schafts­kam­mer hat be­reits eine Ab­sichts­er­klä­rung ab­ge­ge­ben. Nun fehlt nur noch die Zu­sa­ge des Lan­des, die jähr­lich fäl­lig wer­den­den Raten zu über­neh­men. Dann könn­ten wir mit der Sa­nie­rung re­la­tiv schnell be­gin­nen, denn die Vor­be­rei­tun­gen sind ja schon zwei­mal ge­trof­fen wor­den.

JT: Was würde der Bau einer Bi­blio­thek auf dem Cam­pus Neu­müh­len-Diet­richs­dorf für die Fach­hoch­schu­le be­deu­ten?

UB: Damit stün­den neben allem, was unter „mo­der­nem Bi­blio­theks­kon­zept“ zu­sam­men­ge­fasst wer­den kann, wei­te­re Dinge in Ver­bin­dung: die Schaf­fung zu­sätz­li­cher Stu­di­en­ar­beits­plät­ze für die rund 6.000 Stu­die­ren­den und drin­gend er­for­der­li­cher Se­mi­nar­räu­me für klei­ne Grup­pen sowie eine Ent­las­tung der Mensa, denn in der Pla­nung ist auch eine Ca­fe­te­ria vor­ge­se­hen. Die durch den Neu­bau frei wer­den­den Räum­lich­kei­ten in Ge­bäu­de 12 wer­den drin­gend u.a. vom Fach­be­reich Me­di­en als Se­mi­nar­räu­me und La­bo­re be­nö­tigt.

JT: Ab­ge­se­hen von den bei­den gro­ßen Vor­ha­ben – was ist 2013 bau­tech­nisch noch ge­plant?

UB: Alle wei­te­ren Pro­jek­te fas­sen wir unter „BBN-2“, Bau­be­darfs­nach­wei­sung 2, zu­sam­men. Dafür ste­hen jähr­lich im Schnitt 300.000 Euro zur Ver­fü­gung.

Im letz­ten Jahr haben wir schon den Pau­sen­raum der Ca­fe­te­ria im Klei­nen Hör­saal­ge­bäu­de her­ge­rich­tet und eine Tür zum neuen Au­ßen­sitz­platz ein­ge­baut. Als wei­te­re „Wohl­fühl­oa­se“ soll ein Auf­ent­halts­ort mit Sitz­ge­le­gen­hei­ten nörd­lich des Fach­be­reichs In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik ge­gen­über dem neuen Ein­gang des Fach­be­reichs Me­di­en ent­ste­hen. Im Zuge die­ser Bau­maß­nah­me ist die Er­rich­tung von Un­ter­stell­mög­lich­kei­ten für Gro­ß­ge­rä­te wie Rad­la­der und Ga­bel­stap­ler ge­plant. Der da­durch ge­won­ne­ne Platz steht dann wie­der für die Dienst­fahr­zeu­ge als Lager zur Ver­fü­gung. Eine wei­te­re „Bau­stel­le“ ist der Me­di­en­dom. Wenn er aus­ver­kauft ist, wird es dort eng. Des­halb müs­sen wir den Funk­ti­ons­be­reich ver­grö­ßern.

Die stän­di­gen Auf­ga­ben wer­den als „BBN-1“, lau­fen­de Bau­un­ter­hal­tung, be­zeich­net. Das heißt, wo Be­darf ist, wer­den wir tätig. Dazu zäh­len Ar­bei­ten an und in den Ge­bäu­den sowie im Au­ßen­be­reich. Dafür geben wir im Schnitt 390.000 Euro pro Jahr aus.

JT: Womit wer­den un­vor­her­ge­se­he­ne Schä­den ge­deckt?

UB: Dafür haben wir in un­se­rer Jah­res­kal­ku­la­ti­on Pau­schal­be­trä­ge vor­ge­se­hen. An den Ge­bäu­de­hül­len ge­schieht eher sel­ten etwas Un­vor­her­ge­se­he­nes: Eine Fas­sa­de geht nicht ein­fach ka­putt, und auch Fens­ter fal­len nicht plötz­lich aus dem Rah­men. Aber Tech­nik kann ver­sa­gen. Wir haben eine große An­zahl von tech­ni­schen An­la­gen auf dem Cam­pus – so­wohl in den La­bo­ren als auch in der Haus­tech­nik. Vor allem Kom­pres­so­ren oder Kli­ma­ge­rä­te kön­nen aus­fal­len – das pas­siert ab und zu.

Und doch gab es auch im hoch­bau­li­chen Be­reich schon Dinge, die nicht ab­seh­bar waren. In einer stür­mi­schen Win­ter­nacht ist ein­mal der Papp­be­lag des Da­ches von Ge­bäu­de 16 im Hei­ken­dor­fer Weg 31 ab­ge­flo­gen und auf die Stra­ße ge­fal­len. Dar­auf­hin muss­te die Feu­er­wehr die Stra­ße sper­ren, um die Dach­res­te zu ent­sor­gen. Und wir muss­ten na­tür­lich sehr schnell einen neuen Dach­be­lag auf­bau­en.

Kurz­um, wir sind auch für Un­vor­her­ge­se­he­nes stets ge­wapp­net.

Fotos: Hart­mut Ohm

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