Fachhochschule Kiel News Standardbild© H. Börm

Neu­ar­ti­ge Stents aus Kiel

von Klaus Ni­li­us


In Kiel ent­ste­hen neu­ar­ti­ge Stents zur Schlag­an­fall­vor­beu­gung!
BMBF för­dert Ver­bund­pro­jekt von Hoch­schu­len und Un­ter­neh­men mit
520.000 Euro
Die Ver­en­gung der Hals­schlag­ader ist die häu­figs­te Ur­sa­che des Schlag­an­falls. Als Al­ter­na­ti­ve zur of­fe­nen Ope­ra­ti­on wird seit ei­ni­gen Jah­ren vor­beu­gend auch eine mi­ni­mal-in­va­si­ve The­ra­pie mit einer Stent­be­hand­lung durch­ge­führt. Da es mit den der­zei­ti­gen Im­plan­ta­ten zu Kom­pli­ka­tio­nen kom­men kann, haben die Fach­hoch­schu­le Kiel und das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein ein drei­jäh­ri­ges Pro­jekt ge­star­tet mit dem Ziel, Stents mit ver­bes­ser­ten Struk­tu­ren und Ober­flä­chen zu ent­wi­ckeln. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) för­dert das Vor­ha­ben mit 520.000 €.

Zu den Be­tei­lig­ten die­ses Ver­bund­pro­jekts ge­hö­ren das In­sti­tut für Werk­stoff- und Ober­flä­chen­tech­no­lo­gie im Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen der Fach­hoch­schu­le Kiel, die Kli­ni­ken für Neu­ro­chir­ur­gie und für Kie­fer­or­tho­pä­die des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Schles­wig-Hol­stein, die Hoch­schu­le für an­ge­wand­te Wis­sen­schaft und Kunst in Göt­tin­gen sowie Un­ter­neh­men aus der Me­di­zin­tech­nik. Die Pro­jekt­lei­tung hat Prof. Dr. Mo­ham­med Es-Souni von der Fach­hoch­schu­le Kiel. Ge­mein­sam soll ein Stent ent­wi­ckelt wer­den, der in der Vor­beu­gung von Schlag­an­fäl­len mög­li­che Kom­pli­ka­tio­nen ver­rin­gert, zu denen vor allem die Ver­nar­bung (Res­te­no­se) ge­hört.

Stents sind klei­ne, zu Röhr­chen ge­form­te oder ge­schnit­te­ne Draht­ge­flech­te, die Adern von innen offen hal­ten. Die meist­ver­wen­de­ten Stents wer­den aus einer su­per­elas­ti­schen, bio­ver­träg­li­chen Titan-Ni­ckel-Le­gie­rung her­ge­stellt, die sich gum­mi­ar­tig ver­hält. Die su­per­elas­ti­schen Stents sind selbst­ex­pan­die­rend, d.h. sie ent­fal­ten ihre pro­gram­mier­te Form ohne äu­ße­re Druck­ein­wir­kung im Mo­ment der Plat­zie­rung.

Sol­che Stents wer­den bei ver­schie­de­nen Ge­fäß­er­kran­kun­gen ein­ge­setzt. Sie sind je­doch in die Hals­schlag­ader wegen der en­ge­ren Ge­fä­ße schwie­ri­ger ein­zu­set­zen als zum Bei­spiel am Her­zen. Zudem muss der Stent oft im Be­reich einer Ader­ver­zwei­gung plat­ziert wer­den, ohne dass der Blut­fluss be­hin­dert wird. Da­durch er­gibt sich eine wei­te­re An­for­de­rung an die Stent­struk­tur, zu­sätz­lich zum Of­fen­hal­ten der Ader und zu der For­de­rung nach ein­fa­chem Ein­set­zen. Da­hin­ge­hend ver­bes­ser­te Stent­de­signs waren schon im Vor­feld am UKSH ent­wi­ckelt wor­den. Sie sol­len nun ge­tes­tet und op­ti­miert wer­den.

Der Schwer­punkt der Pro­jekt­ar­beit wird in der Ent­wick­lung und Prü­fung neuer Stent­struk­tu­ren und Be­schich­tun­gen lie­gen. Diese sol­len hel­fen, die Ge­we­be­ver­wu­che­rung im Stent, die In-Stent-Res­te­no­se, zu ver­mei­den. Gleich­zei­tig soll aber eine gute Rönt­gen-Sicht­bar­keit ge­währ­leis­tet wer­den. Für eine lange Schlag­an­fall­vor­beu­gung muss ein Kom­pro­miss ge­fun­den wer­den zwi­schen guter Bio­ver­träg­lich­keit und lan­ger Wir­kung. Bei zu guter Bio­ver­träg­lich­keit kann der Stent zu­wach­sen, und die Schlag­an­fall­ge­fahr würde wie­der stei­gen. Bei zu stark ge­hemm­tem Wachs­tum kann es zu einer Ab­sto­ßung des Stents kom­men.

Das Pro­jekt soll die op­ti­ma­le Stent­struk­tur und Be­schich­tung für den bes­ten Kom­pro­miss zwi­schen Bio­ver­träg­lich­keit und ge­rin­ger Ver­nar­bung fin­den. Die Stents sol­len mit Hilfe der La­ser­strahl­mi­kro­be­ar­bei­tung in der HAWK Göt­tin­gen her­ge­stellt wer­den. Die Fach­hoch­schu­le Kiel über­nimmt die Auf­ga­ben der Ober­flä­chen­be­hand­lung und Be­schich­tung mit den dort ent­wi­ckel­ten Nano-Kom­po­sit­ma­te­ria­li­en. Die Bio­ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chun­gen sol­len im UKSH von Prof. Dr. Fi­scher-Bran­dies und Prof. Olav Jan­sen durch­ge­führt wer­den. Die ab­schlie­ßen­de Prü­fung der Funk­tio­na­li­tät fer­ti­ger Stents er­folgt in der Sek­ti­on  Neu­ro­ra­dio­lo­gie des UKSH, Lei­tung Prof. Dr. Olav Jan­sen, die in der Stent­be­hand­lung zu den füh­ren­den Kli­ni­ken in Deutsch­land ge­hört.

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