Eine Frau© Boye

Nis­sen på låven und Ju­le­mann – Weih­nach­ten in Nor­we­gen

von Aenne Boye

Lisa Le­seth-Schrei­ber bringt Stu­die­ren­den an der FH Kiel ihre Mut­ter­spra­che Nor­we­gisch bei. Sie lebt seit mehr als 25 Jah­ren in Deutsch­land – aber erst seit zwei Jah­ren im Nor­den. Mit Aenne Boye sprach sie dar­über, was sie am nor­we­gi­schen Weih­nach­ten ver­misst und wo genau der Un­ter­schied zwi­schen „Nis­sen på låven" und „Ju­le­mann" liegt.

Lisa Le­seth-Schrei­ber ist auf einer Insel an der West­küs­te Nor­we­gens auf­ge­wach­sen. Da dort – wie auch in Schles­wig-Hol­stein – weiße Weih­nach­ten sel­ten sind, ver­misst sie den Schnee nicht, dafür fehlt ihr umso mehr das tra­di­tio­nel­le nor­we­gi­sche Fest­essen. Bei Le­seth-Schrei­bers Fa­mi­lie in der Hei­mat kamen ge­trock­ne­te, ge­sal­ze­ne Lamm­ripp­chen, „pin­nekjøtt“, auf den Tisch. „Ich habe ver­sucht, das auch in Deutsch­land zu eta­blie­ren, aber das kam nicht so gut an. Mein Mann mag nicht so gerne Lamm, und meine Kin­der sind mitt­ler­wei­le fast alle Ve­ge­ta­ri­er. Des­halb hat sich das er­le­digt“, er­klärt sie. Zu­hau­se in Nor­we­gen hät­ten sich alle den gan­zen Tag auf das Ge­richt ge­freut und die Ge­rü­che ein­ge­so­gen, das sei etwas an­de­res ge­we­sen, be­kräf­tigt sie. Mit ihrer Fa­mi­lie isst sie nun Ra­clette, da kann jeder in­di­vi­du­ell ge­stal­ten, was er/sie essen möch­te. „Am An­fang war es schwe­rer, dass ich mein Weih­nach­ten, das ich immer so ge­fei­ert habe, um­ge­stal­ten muss­te, aber jetzt macht es mir nichts mehr aus“, sagt Le­seth-Schrei­ber.

In Nor­we­gen gibt es zwei un­ter­schied­li­che Weih­nachts­män­ner. Der eine, tra­di­tio­nel­le ist „Nis­sen på låven“, der eher einem Ko­bold gleicht und drau­ßen im Stall wohnt. Be­son­ders auf dem Land stel­len ihm die Men­schen an Hei­lig­abend Milch­reis in den Stall. Der „Ju­le­mann“ ist der neue­re „im­por­tier­te“ Weih­nachts­mann. Er kommt ins Haus und bringt den Kin­dern Ge­schen­ke. Im Milch­reis, der nicht für den „Nis­sen på låven“ ist, wird eine ge­schäl­te Man­del ver­steckt. Jedes Fa­mi­li­en­mit­glied isst seine Scha­le Milch­reis, und wer die Man­del fin­det, be­kommt ein Ge­schenk. „Bei uns zu­hau­se hat der Ge­win­ner immer ein Mar­zi­pan­schwein er­hal­ten“, be­rich­tet Le­seth-Schrei­ber.

Am 6. Ja­nu­ar, also zwölf Tage und zwölf Näch­te nach Hei­lig­abend, lau­fen die Kin­dern in West-Nor­we­gen „Ju­le­bukk“. Zwar fällt die­ser An­lass auf den Drei­kö­nigs­tag, da die Nor­we­ger*innen aber vor allem pro­tes­tan­tisch sind, ver­klei­den sich die Kin­der nicht als Hei­li­ge Drei Kö­ni­ge. In ihren bun­ten Kos­tü­men gehen sie von Tür zu Tür und sin­gen Lie­der. Dafür gibt es Kekse und Sü­ßig­kei­ten – meis­tens Über­bleib­sel von der Weih­nachts­zeit.

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