Zwei junge Männner, Jannik Brozy (links) und Jon Haase (rechts), stehen neben einer Leinwand, auf der die Startseite der Lernplattform MaLeMINT zu sehen ist. Foto: Matthias Riedel© M. Riedel
Die FH-Studenten Jannik Brozy (links) und Jon Haase (rechts) haben die Website der MaLeMINT-PLattform programmiert.

Online-Plattform erleichtert Übergang von Schule zu MINT-Studium in Schleswig-Holstein

von Frauke Schäfer

Um den Übergang von der Schule in ein MINT-Studium zu erleichtern, ermittelten Schulen und Hochschulen in Schleswig-Holstein in einem zweijährigen Kooperationsprozess die mathematischen Lernvoraussetzungen für MINT-Studiengänge, kurz MaLeMINT. Seit Mitte 2022 lag der so entstandene MaLeMINT-Aufgabenkatalog in Papierform und zum Download vor. Jetzt hat die Fachhochschule (FH) Kiel ihn digitalisiert. Studieninteressierte können ihn nun online für Selbsttests und Trainingszwecke nutzen, Mathematiklehrkräfte der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen für den Unterricht. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Digitalisierungsprogramms 3.0 der Landesregierung.

Rund 70 MINT-Studiengänge, also Studiengänge im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, bieten Schleswig-Holsteins Hochschulen an. Wer Schiffbau und maritime Technik an der FH Kiel, Molecular Life Science an der Uni Lübeck oder Energiewissenschaften an der HS Flensburg studieren möchte, kann von jetzt an online testen, ob die Mathematikkenntnisse für das Wunsch-Studium ausreichen. Für die MaLeMINT-Plattform hat das Projektteam um Prof. Dr. Claus Neumann von der Fachhochschule Kiel den Aufgabenkatalog zunächst digitalisiert. In einem weiteren Schritt hat es jedem der rund 70 MINT-Studiengänge Schleswig-Holsteins dessen spezifische mathematische Anforderungen bei Studienbeginn zugeordnet. „Die Plattform soll eine Orientierungshilfe für Studieninteressierte sein, um sich mit den mathematischen Anforderungen vertraut zu machen und sich für ein MINT-Studium entscheiden zu können“, erklärt Projektleiter Neumann, Professor für Physik und Mathematik.

Rund eine Stunde dauert der anonyme Check-Up-Test, mit dem die Nutzer*innen eine detaillierte Rückmeldung zu ihrer Mathematikkompetenz erhalten. Und nicht nur das. Mit Hilfe der ausführlicheren Trainings können sich die Studieninteressierten gezielt auf das von ihnen gewählte MINT-Studium an ihrer Wunsch-Hochschule in Schleswig-Holstein vorbereiten und Wissenslücken vor Studienbeginn schließen. Wer gar nicht genug bekommt, kann sich im Rahmen der sogenannten Challenge auch den gesamten Fragenkatalog und damit 320 Aufgaben vornehmen und den MINT-relevanten Schulstoff der Sekundarstufe I und II wiederholen.

Die Programmierung der Website erfolgte durch Studierende des Fachbereichs Informatik und Elektrotechnik, das didaktische Konzept und die Programmierung der Aufgaben durch Sandra Herzog. Als Lehrkraft für besondere Aufgaben unterrichtet sie Mathematik an der FH Kiel. „Aus unserer langjährigen Erfahrung mit digitalen Aufgaben wissen wir, dass der Aufbau mathematischer Kompetenzen durch digitale Aufgaben zielgerecht unterstützt wird, auch weil Teilnehmende unmittelbare Rückmeldung zu ihren Antworten erhalten. Besonders das präzise Feedback, das zu jeder Eingabe über die Art und Stelle eines gemachten Fehlers gegeben wird, sowie die ausführliche Musterlösung helfen den Teilnehmenden beim Kompetenzerwerb.“

Für Mathematik-Lehrkräfte richtete die FH Kiel ein Portal ein, um ihnen eine gezielte Unterstützung bei der Studienorientierung und -vorbereitung der Abschlussklassen zu ermöglichen. So könne auch der Mathematikunterricht in den Schulen von der Online-Plattform profitieren, erklärt Dr. Gesa Ramm, Direktorin des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH). „Damit Lehrkräfte die MaLeMINT-Plattform begleitend in ihrem Unterricht nutzen können, wurden alle Aufgaben den jeweiligen Jahrgangsstufen zugeordnet. Deswegen bewerben wir den Einsatz der Lernplattform. Im Rahmen des Aus- und Fortbildungsangebots bieten wir Lehrkräften eine Einführung in deren Nutzung an.“

Mit der Digitalisierung des MaLeMINT-Aufgabenkatalogs wurde ein wichtiges gemeinsames Ziel der mehrjährigen Kooperation von Mathematiklehrkräften an Schulen und Hochschullehrenden erreicht. „Die Aufgaben illustrieren die erwarteten mathematischen Kenntnisse für MINT-Studiengänge in Schleswig-Holstein und sind Schüler*innen gleichzeitig in der Art der Darstellung aus dem Mathematikunterricht der Schule vertraut“, erläutert Prof. Dr. Aiso Heinze vom IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, der im Projektteam für die Evaluation zuständig ist. „Mit diesem maßgeschneiderten Angebot wird der Übergang von der Schule ins Studium gezielt unterstützt.“

Auch Bildungsstaatssekretärin Dr. Dorit Stenke ist sich sicher, dass von der Plattform sowohl Lernende als auch Lehrende profitieren werden: „In MaLeMINT ist viel Know-how und Leidenschaft aller Beteiligten eingeflossen. Das Resultat ist mehr als überzeugend.“

Die Plattform ist unter www.malemint.de zu erreichen.

Ein Video über die Website und deren Angebote kann unter https://bit.ly/3QIwlfw angesehen werden.

Hintergrund MaLeMINT-Studien (Studien der Mathematischen Lernvoraussetzungen MINT)

Das IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erhob in zwei Studien, welche mathematischen Lernvoraussetzungen Hochschullehrer*innen von Studierenden erwarten. Im Jahr 2017 nahm das IPN die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), in den Blick; 2022 Studiengänge jenseits der MINT-Fächer. Im Rahmen der Studien bemängelten Hochschullehrende die falschen Vorstellungen der Studienanfänger*innen in Bezug auf die mathematischen Anforderungen des Faches. Diese Erfahrungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Erwartungen an Studienanfänger*innen transparent zu machen und die Rolle der Mathematik für eine große Bandbreite an Fächern und Themengebieten aufzuzeigen. Die Entwicklung des Aufgabenkatalogs für die MINT-Fächer und dessen digitale Umsetzung mit Trainingsmöglichkeiten ist ein Schritt in diese Richtung, ist Prof. Dr. Aiso Heinze überzeugt. Der Professor für die Didaktik der Mathematik hat die Studien wissenschaftlich geleitet.

 

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