Das Professorinnenprogramm ist ein gleichstellungspolitisches Förderinstrument von Bund und Ländern, das seit seiner Einführung 2008 zum Strukturwandel im deutschen Hochschulsystem beiträgt. Ziele sind sowohl die Erhöhung der Anzahl von Professorinnen in Deutschland als auch die Stärkung der Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen durch gezielte Maßnahmen. Bislang konnten im Rahmen des Programms deutschlandweit über 900 Professuren gefördert werden.
Auch an der FH Kiel trägt es zur Gleichstellung von Männern und Frauen bei. Der Anteil von Frauen auf Professuren und allgemein in wissenschaftlichen Spitzenpositionen soll in Richtung der Parität erhöht werden. „Je höher wir im Wissenschaftssystem gehen – vom Studium bis zur Professur – desto geringer wird der Frauenanteil. Dieses Phänomen wird mit dem Begriff ‚Leaky Pipeline‘ bezeichnet“, erklärt Dr. Franziska Schulz, , wissenschaftliche Mitarbeiterin im Professorinnenprogramm und Akademischen Karriereservice für Frauen an der FH Kiel. „Genau das möchte das Professorinnenprogramm ändern.“
In bisher vier erfolgreichen Programmdurchläufen konnten an der FH Kiel bislang acht Professorinnen gefördert werden. Dr. Marike Schmeck, Gleichstellungsbeauftragte der FH Kiel, erläutert: „Die Teilnahme am Professorinnenprogramm ist ein mehrstufiges Verfahren. Zunächst müssen sich Hochschulen mit einem Gleichstellungskonzept bewerben. Erst wenn dieses positiv begutachtet wurde, können innerhalb einer bestimmten Frist Förderanträge für mit Frauen besetzte Professuren gestellt werden.“ Durch die Förderung werden zugleich finanzielle Mittel für gleichstellungsfördernde Maßnahmen gewonnen. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise der Akademische Karriereservice für Frauen, das Begleitprogramm für Doktorandinnen sowie Promotionsstipendien für Frauen an der Fachhochschule Kiel gefördert.
Mehr Vorbilder benötigt
„Die wissenschaftliche Qualifizierungsphase fällt häufig mit der der Familiengründung zusammen, was sich insbesondere für Frauen negativ auf die Karriereentwicklung auswirken kann“, erläutert Schulz. Sie sieht eine zusätzliche Problematik darin, dass es durch die geringe Anzahl von Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen wenig Vorbilder gibt. In den vergangenen Jahren zeichnet sich jedoch ein positiver Trend an der FH Kiel ab. Aktuell liegt der Frauenanteil an Professuren bei rund 26 Prozent. Schmeck und Schulz sind sich deshalb einig: Die Fachhochschule ist auf einem guten Weg und die Maßnahmen zur Förderung von Wissenschaftlerinnen zeigen Wirkung.
Gerade in technischen Studiengängen sei der Frauenanteil auf allen Qualifizierungsstufen jedoch immer noch gering. Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, möchte die FH Kiel zukünftig unter anderem verstärkt das Instrument der aktiven Rekrutierung von Wissenschaftlerinnen erproben. „Mit Hilfe dieses Instruments und der Weiterentwicklung eines gleichstellungsorientierten Berufungsmanagements hoffen wir, dass sich mehr qualifizierte Frauen auf eine Professur an der FH Kiel bewerben werden und sich der Professorinnenanteil so weiter erhöhen wird “, formuliert Schulz das langfristige Ziel.

Dr. Franziska Schulz: Neues Gesicht im Team der Gleichstellungsstelle
Dr. Franziska Schulz engagiert sich seit Anfang 2025 im Team von Marike Schmeck insbesondere für die Gleichstellung in der Wissenschaft. Nach Studium und Promotion in Agrarwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und mehrjähriger Tätigkeit als Wissenschaftlerin in einem Bundesforschungsinstitut hat sie sich bewusst gegen eine klassische Forschungskarriere entschieden. Stattdessen legt sie ihren Schwerpunkt auf die Unterstützung und Vernetzung von Wissenschaftlerinnen. „Es macht mir großen Spaß, Menschen zusammenzubringen, zu fördern und zu unterstützen“, beschreibt Schulz, die bereits seit November 2021 an der FH Kiel tätig ist, ihre Motivation.
Aktuelle Veranstaltung: Karriereweg HAW-Professorin
Um Interessierten einen Einblick in den Karriereweg einer Professorin an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) zu geben, findet am 20. Juni eine Online-Informationsveranstaltung statt. Dabei kooperierenden die schleswig-holsteinischen HAWen miteinander. Nach einführenden Informationen zu Berufungsvoraussetzungen und -verfahren an HAWen gibt es die Möglichkeit, mit Professorinnen aus vier verschiedenen Fächergruppen in den Austausch zu gehen.