ein junger Mann© J. Bill­berg

Schwe­disch ler­nen zwi­schen Hand­ball und Haus­ar­bei­ten

von Marie Kris­tin Ohm

Sein Aus­lands­se­mes­ter an der Mä­lard­a­lens Högs­ko­la Väs­terås in Schwe­den hat Jan Ehrig, Ba­che­lor-Stu­dent der Be­triebs­wirt­schafts­leh­re, ver­än­dert. Wie er das Stu­di­um dort er­lebt hat und was er aus die­ser Zeit für sich mit­nimmt, das er­klärt er im In­ter­view.

Warum haben Sie sich für ein Aus­lands­se­mes­ter ent­schie­den?

Ich hatte schon immer den Wunsch, ins Aus­land zu gehen, aber di­rekt nach der Schu­le hat es nicht ge­passt, auch aus fi­nan­zi­el­len Grün­den. Ich be­gann eine Aus­bil­dung und habe mich mit einem On­line-Shop selb­stän­dig ge­macht. Im Stu­di­um war dann genau der rich­ti­ge Zeit­punkt.

Und warum an der Mä­lard­a­len Uni­ver­si­ty in Väs­terås, Schwe­den?

Mit Skan­di­na­vi­en habe ich mich schon immer ver­bun­den ge­fühlt und kann­te mich durch Ur­lau­be etwas aus. Ich woll­te gerne so weit weg, dass man nicht mal eben nach Hause fah­ren kann. Damit fiel Dä­ne­mark raus. Letzt­end­lich haben mich die Er­fah­rungs­be­rich­te an­de­rer Stu­die­ren­der von der Mä­lard­a­len Uni­ver­si­ty über­zeugt.

War es leicht, eine Un­ter­kunft zu fin­den?

Ja, das war gut ge­re­gelt. Vom Ko­or­di­na­tor an der Mä­lard­a­len Uni­ver­si­ty bekam ich einen Link zur Wohn­heim­ge­sell­schaft Bo­stad Väs­terås zu­ge­schickt, wo ich mich on­line be­warb und drei Wunschwohn­hei­me angab. Die In­for­ma­ti­on, wo ich woh­nen soll­te, kam zwar re­la­tiv spät, aber einem wurde ein Zim­mer ga­ran­tiert. Die Lage mei­ner Un­ter­kunft war zen­tral und fu­ß­läu­fig zur Hoch­schu­le.

Wie war die Be­treu­ung vor Ort?

Ein Ko­or­di­na­tor be­treut alle Aus­tausch­stu­die­ren­den an der Mä­lard­a­len Uni­ver­si­ty. Er half bei Fra­gen und Pro­ble­men wei­ter. Manch­mal dau­er­te es nur etwas, bis er ant­wor­te­te. Für die in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den gab es auch eine Ein­füh­rungs­ver­an­stal­tung. Zu­sätz­lich or­ga­ni­sier­te ein in­ter­na­tio­na­les Ko­mi­tee Ak­ti­vi­tä­ten in Väs­terås und ganz Schwe­den, z.B. Rei­sen nach Lapp­land und zum Ski­fah­ren.

Was hat dir die Ein­ge­wöh­nung er­leich­tert?

Ich spie­le Hand­ball und habe mir in Väs­terås eine Hand­ball­mann­schaft ge­sucht. Da­durch habe ich di­rekt An­schluss ge­fun­den und schwe­di­sche Kon­tak­te ge­knüpft, aus denen Freund­schaf­ten ent­stan­den sind. Ich emp­feh­le jeder*m, sich im Aus­tausch­se­mes­ter eine Frei­zeit­ak­ti­vi­tät mit Ein­hei­mi­schen zu su­chen. Mit den an­de­ren Aus­tausch­stu­die­ren­den hatte ich an der Uni na­tür­lich auch zu tun, aber an Eras­mus-Ak­ti­vi­tä­ten habe ich gar nicht so oft teil­ge­nom­men.

Was war be­son­ders an der Hoch­schu­le? Wie war der Un­ter­richt?

Es gibt viele Un­ter­schie­de zur FH Kiel. Das Se­mes­ter ist zum Bei­spiel in zwei Pe­ri­oden auf­ge­teilt. Nach einer Pe­ri­ode ist ein Kurs ab­ge­schlos­sen. Das war ein an­ge­neh­mes Stu­die­ren, da man nicht meh­re­re Kurse par­al­lel hatte und eine Sache kon­zen­triert zu Ende brin­gen konn­te, bevor es wei­ter­ging. Man muss­te aber kon­ti­nu­ier­lich ar­bei­ten. Zudem hat sich mein Stun­den­plan jede Woche ge­än­dert. Ich hatte all­ge­mein we­ni­ger Vor­le­sun­gen, aber im Se­mes­ter mehr zu tun und muss­te z.B. deut­lich mehr Haus­ar­bei­ten schrei­ben, auch in Grup­pen­ar­beit. Da waren in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz und Ei­gen­in­itia­ti­ve ge­fragt. Denn in einer in­ter­na­tio­na­len Grup­pe kann sich die Ar­beits­mo­ral un­ter­schei­den. An die Un­ter­richts­spra­che Eng­lisch habe ich mich schnell ge­wöhnt. Das Ver­hält­nis zu den Do­zie­ren­den war ent­spannt, und sie waren sehr hilfs­be­reit. Wie in Schwe­den üb­lich, hat man sie mit dem Vor­na­men an­ge­spro­chen.

Wie ist das stu­den­ti­sche Leben in Väs­terås?

Der Cam­pus ist nicht gi­gan­tisch, aber es gibt zwei, drei nette Cafés für die Stu­die­ren­den. Von der Uni­ver­si­tät wer­den nicht so viele Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten wie z.B. Sport an­ge­bo­ten. Ak­ti­vi­tä­ten or­ga­ni­siert man eher pri­vat und nicht auf dem Cam­pus. Jeder hat dann ja auch sei­nen All­tag. Väs­terås an sich ist be­schau­lich, klei­ner als Kiel und im schwe­di­schen Win­ter fin­det das meis­te drin­nen statt.

Wie sind Sie fi­nan­zi­ell über die Run­den ge­kom­men?

Das Eras­mus-Sti­pen­di­um war sehr hilf­reich und reich­te für die Miete. Dar­über hin­aus soll­te man sich auf jeden Fall etwas an­spa­ren, wenn man nicht jeden Taler um­dre­hen und auch etwas un­ter­neh­men möch­te. Ich selbst habe täg­lich in mei­nem On­line-Shop ge­ar­bei­tet. Ich würde mit mo­nat­li­chen Aus­ga­ben von etwa 1.000 EUR rech­nen. Im­mer­hin ist es Schwe­den, wo Le­bens­hal­tungs­kos­ten deut­lich höher sind als in Deutsch­land.

Wie haben Sie sich durch den Aus­lands­auf­ent­halt wei­ter­ent­wi­ckelt?

Zum einen habe ich mich sprach­lich wei­ter­ent­wi­ckelt. Mein Eng­lisch hat sich enorm ver­bes­sert. Schwe­disch habe ich vor allem wäh­rend des Hand­ball­trai­nings ge­lernt. Es wur­den aber auch Schwe­disch­kur­se von der Hoch­schu­le an­ge­bo­ten. An sich bin ich sehr hei­mat­ver­bun­den und fühle mich in Kiel sehr wohl, aber ich habe ge­merkt, dass man sich auch wo­an­ders zu Hause füh­len kann. Da­durch, dass ich ein­ge­taucht bin, wo ich ab­so­lut nie­man­den kann­te, bin ich an­pas­sungs­fä­hi­ger und selb­stän­di­ger ge­wor­den. Ich gehe nun of­fe­ner auf an­de­re zu und habe auf viele Dinge eine ganz an­de­re Sicht.

Wel­che drei Rat­schlä­ge haben Sie für an­de­re Stu­die­ren­de?

1. Habt keine Angst vor einem Aus­lands­auf­ent­halt. Im Nach­hin­ein ist man so dank­bar, dass man diese Chan­ce hatte. Man braucht nicht zu be­fürch­ten, dass sich zu­hau­se alles ver­än­dert. Aber du ver­än­derst dich selbst - und zwar zum Po­si­ti­ven.

2. Geht immer für zwei Se­mes­ter ins Aus­land! (Ins­be­son­de­re in Skan­di­na­vi­en, wo die Win­ter lang sind.)

3. Sucht euch ein­hei­mi­sche Kon­tak­te durch Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten fern­ab der Hoch­schu­le, so­dass ihr ganz in das Leben im Gast­land ein­tau­chen könnt.

Die Fach­hoch­schu­le Kiel ko­ope­riert seit über 25 Jah­ren mit der Mä­lard­a­len Uni­ver­si­ty im Fach­be­reich Wirt­schaft, wel­cher am Cam­pus in Väs­terås an­ge­sie­delt ist. Mit rund 12.000 Stu­die­ren­den ist sie eine der grö­ß­ten Hoch­schu­len in Schwe­den. Väs­terås liegt etwa 100 Ki­lo­me­ter nord­west­lich von Stock­holm an Schwe­dens dritt­grö­ß­tem See Mä­la­ren.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen über die Hoch­schu­le er­hal­ten Sie auf https://​www.​mdh.​se/​int​erna​tion​al, im In­ter­na­tio­nal Of­fice oder bei Prof. Rune Gulev.

Schwe­disch ler­nen kön­nen Sie am Zen­trum für Spra­chen und In­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz.

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