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So­zi­al­ver­träg­li­che und Nach­hal­ti­ge IT-Be­schaf­fung für For­schungs­ein­rich­tun­gen in Schles­wig-Hol­stein

von Jan Win­ters / Uni Kiel

Die Elek­tro­nik­in­dus­trie ge­hört zu den welt­weit grö­ß­ten Wirt­schafts­zwei­gen. Doch der Wunsch nach bil­li­gen Pro­duk­ten be­güns­tigt häu­fig schlech­te Be­din­gun­gen für Ar­bei­te­rin­nen und Ar­bei­tern. Sie pro­du­zie­ren oft am Rande des Exis­tenz­mi­ni­mums unter gra­vie­ren­den Si­cher­heits- oder Ge­sund­heits­ri­si­ken. Die im Ver­bund ITSH-edu zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen in Schles­wig-Hol­stein haben sich daher 2017 ent­schlos­sen, die faire Her­stel­lung und Be­schaf­fung von IT-Hard­ware in ver­stärk­tem Um­fang zu un­ter­stüt­zen. Bei der Ge­stal­tung eines neuen ge­mein­sa­men Rah­men­ver­trags für die IT-Be­schaf­fung in 2017 wurde be­son­de­res Ge­wicht auf die Ein­hal­tung ent­spre­chen­der Kri­te­ri­en ge­legt. Er­gän­zend dazu hat sich ITSH-edu der NGO „Elec­tro­nics Watch“ an­ge­schlos­sen, um die Ein­hal­tung der Kri­te­ri­en fai­rer Pro­duk­ti­on und Be­schaf­fung durch An­bie­ter und Her­stel­ler von einer drit­ten In­sti­tu­ti­on über­wa­chen zu las­sen. Die enge Zu­sam­men­ar­beit mit die­ser un­ab­hän­gi­gen Mo­ni­to­ring-Or­ga­ni­sa­ti­on könn­te Mo­dell­cha­rak­ter für Deutsch­land haben.  

Unter Füh­rung der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel (CAU) ge­hö­ren fol­gen­de wei­te­re In­sti­tu­tio­nen dem Kon­sor­ti­um na­mens „ITSH-edu“ an: Eu­ro­pa-Uni­ver­si­tät Flens­burg, Fach­hoch­schu­le Kiel, Fach­hoch­schu­le Lü­beck, Fach­hoch­schu­le West­küs­te, GEO­MAR Helm­holtz-Zen­trum für Ozean­for­schung Kiel, Hoch­schu­le Flens­burg, In­sti­tut für Welt­wirt­schaft, IPN Leib­niz-In­sti­tut für die Päd­ago­gik der Na­tur­wis­sen­schaf­ten und Ma­the­ma­tik, Mu­sik­hoch­schu­le Lü­beck, Muthe­si­us Kunst­hoch­schu­le, Stu­den­ten­werk Schles­wig-Hol­stein, Uni­ver­si­tät zu Lü­beck, ZBW Leib­niz-In­for­ma­ti­ons­zen­trum Wirt­schaft.  

ITSH-edu dient als Forum für den Aus­tausch von In­for­ma­tio­nen und Ideen unter den ins­ge­samt 14 Mit­glieds­in­sti­tu­tio­nen. Bis zum Jahr 2020 wer­den sie Hard­ware wie PCs, Dru­cker, Bild­schir­me und Ser­ver vor­ran­gig über Un­ter­neh­men be­schaf­fen, die sich zur Ach­tung der Ar­beits­rech­te und zur Ein­hal­tung von Si­cher­heits­stan­dards in glo­ba­len Lie­fer­ket­ten ver­pflich­ten. Dazu wur­den Rah­men­ver­trä­ge mit den Un­ter­neh­men Becht­le ÖA di­rect GmbH für die Be­schaf­fung von PCs, Note­books und Dru­ckern inkl. Ver­brauchs­ma­te­ri­al, T-Sys­tems In­ter­na­tio­nal GmbH für die Be­schaf­fung von Ser­vern und Bild­schir­men sowie Can­com GmbH für die Be­schaf­fung von Apple-Hard­ware von ITSH-edu ab­ge­schlos­sen. Aus den auf ins­ge­samt zehn Mil­lio­nen Euro Vo­lu­men ge­schätz­ten Ver­trä­gen wur­den be­reits mehr als 1.200 Ge­rä­te be­schafft.  

„Um­welt­be­las­ten­de und ethisch frag­wür­di­ge Pro­duk­ti­ons­me­tho­den sind bei IT-Pro­duk­ten keine Sel­ten­heit. Des­halb ist es eine rich­tungs­wei­sen­de und bei­spiel­haf­te In­itia­ti­ve, ein Netz­werk der Nach­hal­tig­keit im Hoch­schul- und For­schungs­be­reich zu knüp­fen“, sagte Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin Karin Prien. „Schles­wig-Hol­stein über­nimmt damit eine Vor­rei­ter­rol­le. Ich hoffe, dass ITSH-edu nicht nur im Wis­sen­schafts­be­reich viele Nach­ah­mer fin­det.“  

CAU-Kanz­le­rin Clau­dia Ri­car­da Meyer freut sich über die In­itia­ti­ve: „Mit 3.500 Be­schäf­tig­ten ist die Uni­ver­si­tät einer der grö­ß­ten Ar­beit­ge­ber Kiels. Nach­hal­tig­keit und So­zi­al­ver­träg­lich­keit un­se­res Han­delns sind uns wich­ti­ge An­lie­gen, die wir zu­sam­men mit an­de­ren wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen im Land ent­schlos­sen för­dern.“ An­dre­as Thamm, Lei­ter des Re­fe­rats Be­schaf­fung an der CAU, er­gänzt: „Wir sehen eine be­son­de­re Ver­ant­wor­tung bei öf­fent­li­chen Ein­rich­tun­gen, bei der Be­schaf­fung auch nach­hal­ti­ge und so­zi­al­ver­träg­li­che Kri­te­ri­en ein­zu­hal­ten. Das gilt auch für IT-Hard­ware.“ Elec­tro­nics Watch be­ob­ach­te dafür so­wohl Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se als auch die Her­stel­ler von IT-Hard­ware.  

In Deutsch­land ist neben ITSH-edu bis­her nur die Lan­des­haupt­stadt Mün­chen Mit­glied bei Elec­tro­nics Watch. „Wenn öf­fent­li­che Auf­trag­ge­ber in vie­len Län­dern zu­sam­men aktiv wer­den, kön­nen sich die Ar­beits­be­din­gun­gen ver­bes­sern. Unser En­ga­ge­ment als Netz­werk von For­schungs­ein­rich­tun­gen kann somit durch­aus als eine Art Pio­nier­leis­tung ein­ge­stuft wer­den“, er­klärt Dr. Lars Kühnel vom Re­chen­zen­trum der CAU. Tho­mas Starck vom Zen­trum für In­for­ma­ti­ons- und Me­di­en­tech­no­lo­gi­en (ZIMT) der Eu­ro­pa-Uni­ver­si­tät Flens­burg er­gänzt: „Seit Jah­ren ver­su­chen viele Be­schaf­fer öf­fent­li­cher Ein­rich­tun­gen einen Weg zu fin­den, über die Markt­macht der öf­fent­li­chen Be­schaf­fung die Ar­beits­be­din­gun­gen in den Fa­bri­ken der IT-Her­stel­ler zu ver­bes­sern. Nach­fra­gen von Be­schaf­fungs­ver­bün­den an­de­rer Bun­des­län­der be­le­gen, dass wir einen guten, prag­ma­ti­schen Weg ge­fun­den haben, der hof­fent­lich viel Nach­ah­mer fin­det.“    

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen über Elec­tro­nics Watch: www.​ele​ctro​nics​watc​h.​org/​de  

Kiel, 23.02.18

 

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