Portrai Björn Christensen vor FH Gebäude  © J. Brunn
Prof. Dr. Björn Christensen

Stellungnahme der FH Kiel zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrats

von Frauke Schäfer

Heute (7. November 2023) hat Wissenschaftsministerin Karin Prien die Empfehlungen des Wissenschaftsrats (WR) zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Schleswig-Holstein im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Der Schwerpunkt des Gutachtens lag auf dem Bereich Transfer. Zum Gutachten nimmt das Präsidium der Fachhochschule (FH) Kiel wie folgt Stellung:

„Die Fachhochschule Kiel begrüßt die Initiative des Landes, das Hochschulsystem begutachten zu lassen, ausdrücklich“, erklärt der Präsident der FH Kiel, Prof. Dr. Björn Christensen. „Wir freuen uns über die darin enthaltenden Empfehlungen und auf den Dialog mit dem Land. Grundsätzlich fühlen wir uns in unserem in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Kurs bestätigt.“

Bedeutung von Forschung und Transfer für das Land

Hochschulen sind ein zentraler Faktor für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes, erklärt der Wissenschaftsrat in seinem Gutachten. Als wichtige Innovationstreiber trügen vor allem die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (kurz HAW), zu denen auch die FH Kiel gehört, insbesondere über den Transfer zur Steigerung der Wertschöpfung bei. Dieser Transfer sei in Schleswig-Holstein besonders wichtig, weil es nur wenige größere Unternehmen mit eigener Forschungs- und Entwicklungsabteilung gebe. Dennoch seien auch die HAW im Bundesvergleich unterdurchschnittlich ausgestattet.

Handlungsbedarf sieht der WR gleich in mehrfacher Hinsicht. Zunächst einmal bei der finanziellen und personellen Ausstattung der Hochschulen. Der im Koalitionsvertrag vereinbarte jährliche Aufwuchs von 5 Millionen Euro sei ein Anfang, der Weg müsse jedoch weiter beschritten werden. Weitere finanzielle Mittel im Grundhaushalt seien notwendig, um die Forschung an den Hochschulen und hierbei insbesondere an den HAW weiterzuentwickeln. Konkret empfiehlt der WR an den HAW die Schaffung eines wissenschaftlichen Mittelbaus für die Forschung und mehr Spielraum für eine gegenfinanzierte Reduktion des Lehrdeputats zugunsten von Forschung und Transfer: Das Lehrdeputat an den HAW sei mit 18 Semesterwochenstunden zu hoch. Diese Empfehlung begrüßt FH-Präsident Christensen sehr: „Das ist eine Forderung, die wir schon sehr lange erheben. Insofern freut uns die Nachdrücklichkeit, mit der der Wissenschaftsrat diesen Punkt anmahnt. Deshalb möchten wir gerne möglichst kurzfristig gemeinsam mit dem Land verbindliche Rahmenbedingungen für gegenfinanzierte Deputatsreduktionen zugunsten der Aufgaben für Forschung und Transfer definieren.“

WR attestiert Bedarf an zusätzlichem Personal und Flächen

Neben einer stärkeren strukturellen und personellen Unterstützung benötigten die Hochschulen auch zusätzliche Flächen für Forschung, Transfer und Gründungen. „Bisher können Flächen für diese im Hochschulgesetz verankerten Aufgaben an der FH Kiel vorrangig über Projektfinanzierungen in Form von Anmietungen bereitgestellt werden“, bedauert Christensen. „Hier benötigen wir planbare und verlässliche Lösungen.“

Nachholbedarf sieht der WR in Bezug auf Kooperationen zwischen HAW und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die vor allem durch gemeinsame Berufungen flankiert werden sollten. Darüber hinaus regt der WR die Gründung von Fraunhofer Anwendungszentren an den HAWs an. „Wir arbeiten bereits vielfach mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und dem Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie in Itzehoe zusammen. Der Empfehlung, derartige Kooperationen auszubauen und weitere zu initiieren, folgen wir gerne“, erklärt FH-Kiel-Präsident Christensen.

Weiterentwicklung des Studienangebots

Der Wissenschaftsrat empfiehlt in seinem Gutachten, die Studienplatzkapazitäten im Bereich der Informatik und der Sozialen Arbeit im Land auszubauen. Beide Angebote werden an der FH Kiel sehr gut nachgefragt. „Mit unserer Ausrichtung auf Studienangebote in Bereichen, in denen ein maßgeblicher akademischer Fachkräftemangel herrscht, nehmen wir diese Anregung sehr gerne an, sofern das Land als Träger die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft.“

Darüber hinaus empfiehlt der WR, kooperative und hochschulübergreifende Studienangebote auszubauen. Auch in diesem Bereich ist die FH Kiel schon gut aufgestellt: Seit 2009 bietet sie zusammen mit der HS Flensburg den englischsprachigen Masterstudiengang Wind Engineering an; im Bereich des Masterstudiums Agrarwirtschaft kooperieren die CAU und die FH Kiel bereits erfolgreich, aktuell konzipieren CAU und FH Kiel einen gemeinsamen Masterstudiengang Batterietechnologie, der bei einer Finanzierungszusage durch das Land zeitnah starten könnte. So trägt die FH Kiel aktiv zur Sicherung wichtiger Fachkräfte bei, die nicht nur vor dem Hintergrund der Ansiedelung der Batteriefabrik von Northvolt in Heide dringend benötigt werden.

Auch dies entspricht einer Empfehlung des WR, der dafür plädiert, in Schleswig-Holstein mehr Studiengänge im Bereich der Energiewende einzurichten. Ein neues Forschungsgebiet sieht der Wissenschaftsrat in der maritimen Energiewende. Im Bereich der maritimen Studiengänge sei das Land aufgrund der Angebote der FH Kiel und der HS Flensburg schon sehr gut aufgestellt.: „Die Empfehlungen passen sehr gut in unsere Planungen, gemeinsam mit dem Institut für Maritime Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. gemeinsam Studienangebote und Forschungsprojekte zu entwickeln“, erklärt Christensen.

Anstrengungen zur Steigerung der Studierendenquote

Die Hochschule sieht ihren in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weg durch das Gutachten bestätigt. So empfiehlt der WR vor dem Hintergrund der im bundesvergleich niedrigen Studierendenquote in Schleswig-Holstein verstärkte Anstrengungen, mehr Schüler*innen im Land für ein Studium zu begeistern. Ein besonderer Schwerpunkt solle dabei auf ein Studium im MINT-Bereich, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, gelegt werden.

Tatsächlich hat die FH Kiel ihre Aktivitäten in diesem Bereich in den vergangenen Jahren bereits zielgerichtet ausgebaut: Mit dem 2021 ins Leben gerufenen Jugendcampus ist ein niedrigschwelliges Angebot für Schulklassen entstanden; die FH Kiel hat zahlreiche Kooperationsvereinbarungen mit Berufsbildenden Schulen in ganz Schleswig-Holstein unterzeichnet, in der die Anrechnung schulischer Leistungen auf das Studium vereinbart wurden. Darüber hinaus richtet die FH Kiel schon seit einigen Jahren die Regionalen Entscheidungen der LEGO League aus, betreibt das RobertaRegioZentrum und Schüler*innen-Wettbewerbe im Bereich der Robotik. Mit der Start-up Challenge SH wird der Gründungsgeist junger Menschen gefördert, ab dem kommenden Jahr findet der Regionalwettbewerb Jugend forscht an der FH Kiel statt. Christensen: „Es freut uns sehr, dass der unsererseits eingeschlagene Weg, Schüler*innen zielgerichtet für die Studienangebote an der FH Kiel zu begeistern, ausdrücklich seitens des Wissenschaftsrats gelobt wird. Diese Maßnahmen werden unsererseits als zentral angesehen, um unsere Studienangebote auszulasten.“

Ausdrücklich lobt der WR in seinem Gutachten das Studienkolleg der FH Kiel und dessen 2023 erfolgten Ausbau. Mit der Schaffung von Außenstellen an der TH Lübeck, der FH Westküste und HS Flensburg wurden dessen Kapazitäten deutlich erhöht. Damit sollen noch mehr ausländische internationale Studieninteressierte insbesondere auf ein ingenieurwissenschaftliches Studium an einer FH in Schleswig-Holstein vorbereitet und so perspektivisch dringend benötigte Fachkräfte im Land gehalten werden.

„Der Wissenschaftsrat hat die Bedeutung insbesondere der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften für die Innovationsfähigkeit des Landes und die Versorgung mit akademischen Fachkräften hervorgehoben“, resümiert Christensen. „Hierfür benötigen wir verlässliche Finanzierungszusagen und Erleichterungen der Rahmenbedingungen, die wir gemeinsam mit dem Land entwickeln und umsetzen möchten. Die FH Kiel als größte HAW des Landes fühlt sich in ihrer Ausrichtung und Strategie explizit durch das WR-Gutachten bestärkt.“  

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