Auf einer breiten Holztreppe sitzt das Team von Tricode. Jonas Reinhardt (vorne links) und Nikita Segal, dahinter Kathrin Boersch und Benno Lauther.© Tri­code
Das Team vom Start­up Tri­code hat die Blut­spen­de re­vo­lu­tio­niert: Jonas Rein­hardt (vorne links) und Ni­ki­ta Segal, da­hin­ter Kath­rin Bo­ersch und Benno Lau­ther im Co­wor­king­space Fleet7 in Kiel.

Stu­den­ten der FH Kiel und UKSH ver­öf­fent­li­chen Blut­spen­de-App

von Frau­ke Schä­fer

Junge Be­völ­ke­rungs­grup­pen für Blut­spen­den ge­win­nen, Spen­der*innen mo­bi­li­sie­ren und den Ver­wal­tungs­auf­wand für Kli­ni­ken mi­ni­mie­ren, dies waren die vor­ran­gi­gen Ziele eines 2018 ge­star­te­ten ge­mein­sa­men Ent­wick­lungs­pro­jekts vom Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein (UKSH) und zwei Stu­den­ten der Fach­hoch­schu­le (FH) Kiel. Jetzt ist es so­weit: Pünkt­lich zum Welt­blut­spen­de­tag am 14. Juni 2020 wird die „Sta­tus­plus Blut­spen­de-App“ ge­launcht und kann von Blut­spen­der*innen der Kli­nik­stand­or­te Kiel und Lü­beck ge­nutzt wer­den. Bun­des­weit be­steht In­ter­es­se an der App.

Hin­ter Jonas Rein­hardt und Ni­ki­ta Segal (FH Kiel) lie­gen auf­re­gen­de acht Wo­chen. Ge­mein­sam mit Benno Lau­ther (In­for­ma­tik-In­ge­nieur) und Kath­rin Bo­ersch (Me­di­cal In­ter­face De­si­gne­rin) waren die bei­den Wirt­schafts­in­for­ma­tik­stu­den­ten – neben ihrem Stu­di­um – voll­auf damit be­schäf­tigt, die von ihnen ent­wi­ckel­te „Sta­tus­plus Blut­spen­de-App“ in der so­ge­nann­ten Beta-Phase auf Herz und Nie­ren zu prü­fen. Nun sind auch letz­te Feh­ler be­ho­ben, das Feed­back der Test­nut­zer*innen po­si­tiv und die App ist ab Sonn­tag (14. Juni 2020) ver­füg­bar. „Mich an einer so um­fas­sen­den Ent­wick­lung für das UKSH zu be­tei­li­gen und mein Wis­sen aus­zu­bau­en, hat mich per­sön­lich be­geis­tert“, er­klärt FH-Kiel-Stu­dent Ni­ki­ta Segal. Und Jonas Rein­hardt er­gänzt: “Der Ge­dan­ke, dass wir einen Be­reich in der Me­di­zin re­vo­lu­tio­nie­ren kön­nen, der der­ar­tig sys­tem­re­le­vant ist, hat uns täg­lich an­ge­spornt.“

Die App, die auf allen gän­gi­gen Smart­pho­nes ge­nutzt wer­den kann, ist die di­rek­te Schnitt­stel­le der Spen­der*innen zur Kli­nik. Ihre Nut­zer*innen kön­nen ihren Blut­spen­de-Aus­weis eben­so di­gi­tal ab­ru­fen, wie ihre Ge­sund­heits­da­ten in Form eines klei­nen und gro­ßen Blut­bilds. So sind nicht nur der Hä­mo­glo­bin-Wert oder die An­zahl der wei­ßen und roten Blut­kör­per ein­seh­bar, es wird auch er­klärt, wel­che Funk­ti­on diese über­neh­men. Die Nut­zer*innen er­fah­ren, wann sie theo­re­tisch wie­der spen­den könn­ten und er­hal­ten die Mög­lich­keit, im Vor­feld selbst zu prü­fen, ob sie z.B. auf­grund einer Aus­lands­rei­se tem­po­rär nicht zur Spen­de zu­ge­las­sen sind. Au­ßer­dem, und dar­auf ist das Team um Jonas Rein­hardt be­son­ders stolz, zeigt die App, wenn eine Spen­de trans­fun­diert wurde. „Damit ist uns eine be­son­de­re In­no­va­ti­on ge­lun­gen“, so Rein­hardt. „Wir schaf­fen eine in die­ser Tiefe bis­lang ein­ma­li­ge Ver­bin­dung zwi­schen den Spen­den­den und der Spen­de selbst, die neben einem hohen emo­tio­na­len Wert auch eine kom­plett neue Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Blut­spen­de schafft. Ak­tu­ell gibt es keine, di­rekt mit un­se­rer App ver­gleich­ba­ren Pro­duk­te am Markt.“

Die Kli­ni­ken ih­rer­seits er­hal­ten eine Ba­ckend-Soft­ware und eine Schnitt­stel­le zu ihren häu­fig he­te­ro­ge­nen Sys­tem­be­stand­tei­len, um die me­di­zi­ni­schen Ge­sund­heits­da­ten für die Spen­den­den ver­füg­bar zu ma­chen. Sie kön­nen z.B. mit we­ni­gen Maus­klicks alle Spen­der*innen über die ak­tu­el­len Blut­vor­rä­te in­for­mie­ren oder in­di­vi­dua­li­sier­te Push-Be­nach­rich­ti­gun­gen ver­sen­den. Bei Ver­sor­gungs­eng­päs­sen ist ein Spen­den­auf­ruf an die App mög­lich, die Kli­ni­ken kön­nen damit viel schnel­ler als bis­her in Not­si­tua­tio­nen re­agie­ren. Bis­lang er­folg­te der Kon­takt zu Spen­der*innen pos­ta­lisch, ein ar­beits- und zeit­in­ten­si­ves Ver­fah­ren, bei dem bei Eng­päs­sen zu viel Zeit ver­lo­ren ging. Eine Zeit­er­spar­nis auf Sei­ten der Spen­den­den wol­len die Ent­wick­ler mit der ge­plan­ten Di­gi­ta­li­sie­rung von Spen­der-Fra­ge­bö­gen er­rei­chen. Dies könn­te den Do­ku­men­ta­ti­ons­auf­wand in den Blut­spen­de-Ein­rich­tun­gen mi­ni­mie­ren und die Ver­weil­dau­er vor Ort hal­bie­ren.

Ab Sonn­tag kön­nen In­ter­es­sier­te, die üb­li­cher­wei­se am UKSH Blut spen­den, die App nut­zen. Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken an­de­rer Bun­des­län­der haben In­ter­es­se an der Ent­wick­lung einer auf sie zu­ge­schnit­te­nen Blut­spen­de-App be­kun­det. Gut mög­lich also, dass das Team des mitt­ler­wei­le ge­grün­de­ten Start­ups Tri­code schnell wach­sen wird.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen auf der Web­site der „Sta­tus­plus Blut­spen­de App“: https://​blutspende.​sh

 

 

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