ein Mann an einem Geläder am Wasser© M. Brahms
Entscheidet sich seit 2020 jedes Semester auf's Neue, internationalen Studierenden ein Buddy zu sein: Ahmad Homam Diwan.

Studierenden helfen anzukommen – das Study-Buddy-Programm der FH Kiel

von Mariesa Brahms

Ahmad Homam Diwan ist seit 2020 in jedem Semester aufs Neue mit dabei – als Buddy hilft er internationalen Studierenden, in Kiel schneller Fuß zu fassen. Auf die Frage, was ihn dazu bewogen hat, fällt ihm die Antwort nicht schwer: „Mir gefällt es, mit Menschen aus verschiedenen Kulturen in Kontakt zu kommen“, sagt er entschieden. Er selbst studiert Bauingenieurswesen. Im Studium beschäftigt er sich also mit so allerhand Formeln und Gleichungen, in seiner Freizeit zeigt er Kiel von seiner schönsten Seite. Und das geht am einfachsten im Sommer, weiß der 25-Jährige: „Am liebsten gehe ich mit den Neuankömmlingen ans Wasser und zeige ihnen die vielen Strände der Stadt.“

Und weil er quasi zum festen Ensemble des Study-Buddy-Programms gehört, weiß er auch um die beliebtesten Ausflugsziele. In Kiel ist das neben der Waterkant zum Beispiel die Bergstraße, wo bei Bier und Billard oft schon am ersten Abend Freundschaften entstanden sind. Außerhalb der Stadt liegen Lübeck und Sylt hoch im Kurs der internationalen Studierenden.

Was die Gruppendynamik, die durch das Study-Buddy-Programm ermöglicht wird, so angenehm macht, ist, dass die Buddys nie auf sich allein gestellt sind. „Wir kümmern uns nicht im 1:1-Verhältnis um die Neuen, das nimmt auf jeden Fall viel Druck raus“, sagt der gebürtige Syrer. Normalerweise werden die Aktivitäten immer innerhalb der Gruppen unternommen, sodass mögliche Antipathien oder Startschwierigkeiten aufgefangen werden können. Allerdings kann sich Diwan an keine derartigen Fälle erinnern: „Seit meinem ersten Semester als Buddy habe ich dem Programm einzigartige und durchaus positive Erfahrungen zu verdanken.“

Und weil dem so ist, möchte er auch bis zu seinem Studienabschluss an der Fachhochschule Kiel dem Programm als Buddy erhalten bleiben. Wieso? „Weil man nirgendwo sonst, so viele unterschiedliche Kulturen auf einmal kennenlernt“, sagt er. Nach kurzem Überlegen fügt er noch hinzu: „Und weil sich meine Spanischkenntnisse seit 2020 deutlich verbessert haben.“

Dass Freundschaften, die man im Auslandssemester oder eben als Buddy schließt, einen ganz besonderen Stellenwert haben, das haben schon viele Studierende der Fachhochschule Kiel aus eigener Erfahrung erlebt.

Neben Freundschaften gibt es in der Geschichte des Programms sogar ein Beispiel dafür, dass einem im Ausland auch der Partner oder die Partnerin fürs Leben begegnen kann: Nino Akhobadze aus Georgien hat im Jahr 2018 ein Erasmus-Auslandssemester an der Fachhochschule absolviert. Ihr damaliger Buddy ist seit knapp einem Monat nun ihr Mann: Am 20. Mai haben sich die beiden das Ja-Wort im Schloss Bredeneek bei Preetz gegeben.

Zwischen 2018 und der Hochzeit hat sich in Ninos Leben allerdings noch viel geändert: Ihr Studium an der staatlichen Universität in Tiflis hat sie nach ihrem Aufenthalt in Kiel abgebrochen – um sich kurz darauf für den BWL-Studiengang an der Fachhochschule zu bewerben.

Nachdem sie angenommen wurde, zog sie in die Stadt, die sie vor nicht allzu langer Zeit als Erasmus-Studentin erkundet hatte. Obwohl sie regelmäßig in ihre Heimat fährt, bereut sie ihre Entscheidung nicht. „Das Programm hätte für mich nicht besser laufen können“, sagt die 24-Jährige lachend.

Ein neuer Studienplatz und dazu einen Ehemann – die Frage, was ihr an dem Study-Buddy-Programm eigentlich sonst noch so gefiel, scheint vor diesem Hintergrund etwas obligatorisch: „Als ich in Kiel angekommen bin, gab es furchtbar viel zu klären“, erinnert sie sich. Da sie von vielen bürokratischen Prozessen und noch mehr Papierkram, der einhergeht mit Auslandsaufenthalt, Wohnung und Studium, in der Landeshauptstadt begrüßt wurde, kam ihr das Programm gerade recht. „Es steht unglaublich viel an. Wenn man als internationale Studentin oder Student ankommt, jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt, das ist Gold wert“, findet Nino.

An ihre erste Woche in Kiel kann sie sich noch ganz genau erinnern. Obwohl sie zum Sommersemester angekommen war, also gerade dann, wenn Kiel sich oftmals mit ekligem und nassen Wetter rühmt, hat ihr heutiger Ehemann ihr Kiels Strände gezeigt.

Katharina Schüssler ist Koordinatorin des Programms und weiß genau, dass das Angebot nicht nur eine Stütze für die internationalen Studierenden ist, sondern auch die Buddys auf ihre Kosten kommen: „Viele der Buddys halten auch später noch den Kontakt zu den Studierenden aus dem Ausland.“

Neben dem Austausch zwischen neuen Kulturen ist auch der zu den anderen Fachbereichen etwas, was die Buddys schätzen. Das Programm wird Fachbereich-übergreifend angenommen und baut so die Barrieren zwischen Studierenden verschiedener Fachrichtungen ab. Die Aktivitäten tun ihr Übriges: In der Bergstraße oder im Schrevenpark geht interkultureller Austausch eben besonders gut.

Jede*r kann Buddy werden. Man kann das Programm auch ausprobieren, wenn man sich noch nicht sicher ist. Falls das Studium einen zu einer bestimmten Zeit im Semester zu sehr beanspruchen sollte, ist es auch kein Problem, einige Aktivitäten zu überspringen. Gruppendynamik sei Dank.

Und auf eben die verlassen sich Schüssler und ihre Kolleg*innen: „Wir kümmern uns darum, alle Buddys und Incomings zu vernetzen. Danach ziehen wir uns aber zurück“, erklärt sie. Die Studierenden wüssten allein schon am besten, wie und womit man das Ankommen in der Stadt für die Neuen zu einem schönen Erlebnis macht.

 

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