Hydraulischer Versuchsstand© F. Klein
An hy­drau­li­schen Ver­suchs­stän­den und Schnitt­mo­del­len ver­schie­de­ner öl­hy­drau­li­scher und an­triebs­tech­ni­scher Kom­po­nen­ten ler­nen die Stu­die­ren­den die Grund­la­gen der Hy­drau­lik.

Tech­nik für die Sinne

von Felix Klein

Im Un­ter­ge­schoss von Ge­bäu­de C12 ar­bei­tet man mit Druck. Wer die Trep­pen hin­ab­steigt, an den rich­ti­gen Stel­len links und dann rechts ab­biegt, hat gute Chan­cen, vor den Türen des Hy­drau­li­kla­bors zu lan­den. Im ge­räu­mi­gen Vor­raum ste­hen nicht nur Ti­sche und Stüh­le für die Vor­le­sung, son­dern auch eine hy­drau­li­sche Ab­kant­ma­schi­ne. „Mit bis zu 300 000 New­ton kann sie Ble­che bie­gen“, weiß Dr.-Ing. Jo­chen Ha­sen­path, Pro­fes­sor für Ent­wick­lung, Kon­struk­ti­on und An­triebs­tech­nik an der Fach­hoch­schu­le Kiel. Er ist der Herr der Hy­drau­lik-Hal­len. Neben der Ma­schi­ne ste­hen in den Räu­men ver­schie­de­ne Pum­pen und Ver­suchs­stän­de. Alles zum An­fas­sen, hin und wie­der steigt einem der Ge­ruch von Öl in die Nase: „Hy­drau­lik muss man füh­len, schme­cken, rie­chen und hören“, be­tont der Pro­fes­sor.

hydraulische Pumpen und Motoren©F. Klein
Ver­schie­de­ne hy­drau­li­sche Pum­pen und Mo­to­ren

Doch was ist Hy­drau­lik und wo steckt sie drin? Ein Bei­spiel fin­den viele Men­schen an ihrem Fahr­rad, wenn hy­drau­li­sche Brem­sen für den nö­ti­gen Still­stand sor­gen. Ihrer Funk­ti­ons­wei­se liegt das­sel­be phy­si­ka­li­sche Prin­zip zu­grun­de, das auch He­be­büh­nen, Bag­ger­ar­me und Flug­zeug­fahr­wer­ke be­wegt: Übt man Druck auf eine Flüs­sig­keit in einem ge­schlos­se­nen Sys­tem aus, gibt diese ihn gleich­mä­ßig wei­ter. Bleibt man bei der Fahr­rad­brem­se, sieht das so aus: Wird der Brems­he­bel ge­zo­gen, ver­schiebt die­ser einen Kol­ben, der Druck auf das Hy­drau­lik­öl im Brems­schlauch aus­übt. Die­ses gibt den Druck wei­ter an die Brems­ba­cken, die sich zu­sam­men­zie­hen. Das Fahr­rad steht still.

Motorrad-Hebebühne©F. Klein
An­hand einer Mo­tor­rad-He­be­büh­ne er­le­ben Stu­die­ren­de, wel­che Kräf­te in den Sys­te­men schlum­mern.

„Mich fas­zi­niert ins­be­son­de­re die Fle­xi­bi­li­tät und die hohe En­er­gie­dich­te, die sol­che Sys­te­me mit sich brin­gen“, be­tont Ha­sen­path. Er hat dabei we­ni­ger die Fahr­rad­brem­se im Sinn, son­dern viel eher Land­ma­schi­nen und Bau­stel­len­fahr­zeu­ge. Hier geben die hy­drau­li­schen Sys­te­me den Druck nicht nur wei­ter, son­dern ver­stär­ken ihn sogar – Phy­sik macht‘s mög­lich. Die grund­le­gen­den Prin­zi­pi­en der Tech­no­lo­gie lehrt der Pro­fes­sor ge­mein­sam mit An­dre­as Gra­ß­mann und einem wei­te­ren Mit­ar­bei­ter im Labor für Hy­drau­lik. „Dort haben wir ver­schie­de­ne Ver­su­che auf­ge­baut, zu denen die Stu­die­ren­den im Vor­hin­ein eine Auf­ga­ben­stel­lung be­kom­men.“

Garage mit Gabelstabler und Radlader©F. Klein
Ga­bel­stap­ler und Rad­la­der ste­hen in einer ge­räu­mi­gen Ga­ra­ge nahe dem Labor. An den Fahr­zeu­gen er­le­ben die Stu­die­ren­den die Tech­no­lo­gie in der Pra­xis.

Die an­ge­hen­den Ma­schi­nen­baue­rin­nen und Ma­schi­nen­bau­er ar­bei­ten dort an ein­fa­chen Ver­suchs­stän­den, um die Sys­te­me von Grund auf ver­ste­hen zu kön­nen. Das reicht von einer was­ser­hy­drau­li­schen Ver­suchs­an­la­ge, an der die Stu­die­ren­den Hebel um­le­gen kön­nen, um Druck und Vo­lu­men­strom zu än­dern, bis hin zur Mo­tor­rad-He­be­büh­ne. Dabei er­le­ben sie, wel­che Kräf­te in den Sys­te­men schlum­mern und wel­che Tü­cken es gibt. Ein be­son­de­res Schman­kerl: Ga­bel­stap­ler und Rad­la­der ste­hen in einer ge­räu­mi­gen Ga­ra­ge nahe dem Labor. An den Fahr­zeu­gen er­le­ben die Stu­die­ren­den die Tech­no­lo­gie in der Pra­xis, denn wie schon er­wähnt: Hy­drau­lik muss man füh­len, schme­cken, rie­chen und hören kön­nen.

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