Person in Polizeitauto zeigt Daumen hoch© Pri­vat

Ur­laub auf dem Po­li­ce De­part­ment

von Su­san­ne Meise

Die wei­ten Strän­de, be­ein­dru­cken­den Berge und Wäl­der Ka­li­for­ni­ens ma­chen den Gol­den State neben dem son­ni­gen Klima  und un­end­lich schei­nen­den Se­hens­wür­dig­kei­ten jedes Jahr zu einem be­lieb­ten Rei­se­ziel für tau­sen­de von Ur­lau­bern. Für Kris­tin, Stu­den­tin der Wirt­schafts­in­for­ma­tik im 8. Se­mes­ter, aber war etwas ganz an­de­res von In­ter­es­se: die Po­li­zei. Vier Wo­chen ab­sol­vier­te die 35-Jäh­ri­ge ein Prak­ti­kum beim Palm Springs Po­li­ce De­part­ment.

Die aus­ge­bil­de­te Fach­in­for­ma­ti­ke­rin stu­diert in Teil­zeit on­line und ar­bei­tet in Voll­zeit als An­ge­stell­te bei der Lan­des­po­li­zei. „Ich un­ter­stüt­ze Kri­mi­nal­be­am­te bei On­line-De­lik­ten“, er­klärt sie. In allen Fäl­len, in denen ein PC Tat­mit­tel sein kann, ist ihr Know-how ge­fragt - sei es Ebay-Be­trug, Kin­der­por­no­gra­fie oder die Suche nach Ver­miss­ten. Wie die Ar­beit bei den Kol­le­gen in Ame­ri­ka ab­läuft, woll­te sie schon lange un­be­dingt ken­nen ler­nen. „Ich habe ein Jahr Work&Tra­vel in Ka­na­da ge­macht, Eng­lisch ist meine Lieb­lings­spra­che, und ich habe Ver­wandt­schaft in den USA“, sagt Kris­tin zu ihrer Mo­ti­va­ti­on. Als ihre Dienst­stel­le Be­such von einem At­ta­che des FBI bekam, nutz­te sie den di­rek­ten Kon­takt für ihr An­lie­gen - mit Er­folg.

Eine von Prof. Dr. Dirk Hau­schildt or­ga­ni­sier­te Stu­di­en­rei­se ins Si­li­con Val­ley im Herbst ver­knüpf­te sie mit einem Prak­ti­kum, für das sie ihren Jah­res­ur­laub op­fer­te. Sie reis­te von der Me­tro­pol­re­gi­on 735 Ki­lo­me­ter wei­ter Rich­tung Süden nach Palm Springs. Auf dem dor­ti­gen Po­li­ce De­part­ment wurde sie offen auf­ge­nom­men. „Die Kol­le­gen haben sich sehr be­müht, mir zu er­mög­li­chen, was ich sehen woll­te“, er­zählt die In­for­ma­ti­ke­rin. So bekam sie Ein­blick in die As­ser­va­ten­kam­mer, be­glei­te­te die IT-Fach­leu­te, be­such­te die Not­ruf­zen­tra­le und die Ein­satz­leit­stel­le. Auch auf Strei­fe fuhr sie mit - eine will­kom­me­ne Ab­wechs­lung für die Po­li­zis­ten, die für ge­wöhn­lich immer al­lei­ne in den mit Lap­tops und Ma­schi­nen­ge­wehr aus­ge­stat­te­ten Po­li­zei­wa­gen un­ter­wegs sind. „So kön­nen sie mehr Prä­senz zei­gen in der Flä­che“, be­rich­tet Kris­tin. Bei Be­darf werde Un­ter­stüt­zung an­ge­for­dert. „Aber zwei Mi­nu­ten, bis Ver­stär­kung da ist, kön­nen auch ganz schön lang sein“, hat sie er­fah­ren, als sie mit ihrem Kol­le­gen bei einem nächt­li­chen Ein­satz zu häus­li­cher Ge­walt ge­ru­fen wurde. Ein Mann woll­te zu sei­ner Ex-Freun­din, hatte sich in der Tür ge­irrt und war beim Nach­barn ge­lan­det, was si­cher­lich nicht so dra­ma­tisch ge­we­sen wäre, hätte der Mann nicht Crys­tal Meth ge­nom­men.

Die Po­li­zei in Palm Springs ge­nie­ße ein hohes An­se­hen, hat Kris­tin fest­ge­stellt, höher als man es hier in Deutsch­land kennt. Auch gebe es kei­nen Un­ter­schied zwi­schen Schutz- und Kri­mi­nal­po­li­zei, und es sei ein­fa­cher, die Kar­rie­re­lei­ter nach oben zu stei­gen. Trotz einer Vier-Tage-Woche und einem Jah­res­ge­halt, das mit 90 000 bis 120 000 Dol­lar deut­lich über dem in Deutsch­land liege, sei es je­doch schwie­rig, Kräf­te für die Po­li­zei zu ge­win­nen, er­zählt die Kie­le­rin. „Als ich dort war, lief ge­ra­de eine Ak­ti­on: Wer sich be­warb und ge­nom­men wurde, er­hielt einen Bonus von 10 000 Dol­lar“, be­rich­tet sie wei­ter.

Be­wor­ben hat sie sich bei aller Liebe zu dem Land aber nicht, aus­zu­wan­dern ist für die In­for­ma­ti­ke­rin keine Op­ti­on: „Ich habe ein Jahr in Ka­na­da ge­lebt, ich weiß schon, was ich hier in Deutsch­land mit Ur­laub und Kran­ken­ver­si­che­rung habe.“ Zudem sei es um man­che Dinge schlech­ter be­stellt wie etwa den Da­ten­schutz. So gebe es eine öf­fent­li­che Da­ten­bank, in der ver­merkt ist, wo je­mand straf­fäl­lig ge­wor­den ist. Auch könn­ten Tat­ver­däch­ti­ge ohne rich­ter­li­che An­ord­nung über Face­book ge­sucht wer­den. „Das finde ich be­denk­lich“, sagt Kris­tin.

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