Mann sitzt im Mediendom und schaut Projektion in der Kuppel an© M. Knopp
Der Me­di­en­dom zeigt an sei­ner Kup­pel fas­zi­nier­de Bil­der des Welt­raums.

Was der Welt­raum 2019 für uns be­reit­hält

von Aenne Boye

Das gab es noch nie: Am Sams­tag­abend, 12. Ja­nu­ar, ver­folg­ten zeit­gleich ins­ge­samt 600 Zu­schau­er aus Kiel, Lu­zern, Müns­ter und Ber­lin live die wich­tigs­ten as­tro­no­mi­schen Er­eig­nis­se der Jahre 2019 und 2018. Marc Horat und Mar­kus Burch lei­te­ten den so­ge­nann­ten „Do­me­cast“ aus dem Pla­ne­ta­ri­um Lu­zern. Bei einem „Do­me­cast“ wer­den meh­re­re Pla­ne­ta­ri­en so live zu­sam­men­ge­schal­tet, dass für alle Zu­schau­er die glei­chen In­hal­te am Kup­pel­him­mel zu sehen sind.

Der Me­di­en­dom an der Fach­hoch­schu­le Kiel war fast aus­ver­kauft. Pünkt­lich saßen alle Be­su­cher auf ihren Plät­zen, denn die Re­fe­ren­ten Horat und Burch star­te­ten ihre 90-mi­nü­ti­ge Show aus Lu­zern um 19 Uhr un­ab­hän­gig davon, ob die an­de­ren Pla­ne­ta­ri­en be­reit waren.

Jah­res­rück­schau 2018

Bevor sie zur Jah­res­vor­schau kamen, be­gan­nen die bei­den Re­fe­ren­ten erst mit einem Rück­blick auf das as­tro­no­mi­sche Jahr 2018. „Ein High­light war na­tür­lich der Start des deut­schen As­tro­nau­ten Alex­an­der Gerst am 6. Juni“, er­klär­te Horat. „Gerst flog als ers­ter deut­scher Kom­man­dant zur In­ter­na­tio­na­len Raum­sta­ti­on (ISS).“ Fas­zi­nie­ren­de Bil­der des Ab­flugs lie­fen aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln über die Kup­pel des Me­di­en­doms: in­ner­halb der Ra­ke­te, vom Boden und im Welt­raum. Ein wei­te­rer Hö­he­punkt war der Blut­mond am 27. Juli, der für ganze 103 Mi­nu­ten am Him­mel zu sehen war. Genau ge­nom­men ist der Blut­mond eine to­ta­le Mond­fins­ter­nis, denn der Voll­mond be­wegt sich in den Schat­ten der Erde und ver­färbt sich rot. „Das kommt da­durch, dass den Mond dort kaum Son­nen­licht trifft. Die At­mo­sphä­re lenkt das Licht auf seine Ober­flä­che und lässt nur Rot durch“, be­rich­te­te Horat. Zu die­sem Zeit­punkt war der Pla­net Mars der Erde so nah wie seit 2003 nicht mehr. Des­halb war er sehr gut zu sehen.

Da­nach folg­ten fas­zi­nie­ren­de Bil­der des Mars. Die Sonde „Op­por­tu­ni­ty“ er­forsch­te den Mars, indem sie auf dem Pla­ne­ten circa 42 Ki­lo­me­ter zu­rück­leg­te. Auf der Kup­pel des Me­di­en­doms ver­folg­ten alle 62 Zu­schau­er die Fotos, die „Op­por­tu­ni­ty“ auf dem Mars mach­te. Rie­si­ge Vul­ka­ne und tiefe Can­yons er­stre­cken sich auf der Ober­flä­che des Pla­ne­ten. „Auf dem Mars gibt es au­ßer­dem viele Staub­stür­me, die auch den Son­den ge­fähr­lich wer­den kön­nen“, er­gänz­te Burch.

„2018 war das große Jahr der As­te­ro­iden“, kün­dig­te Horat an. „Meh­re­re Son­den sind zu As­te­ro­iden ge­flo­gen und er­zeug­ten Bil­der, die noch nie zuvor ein Mensch ge­se­hen hat.“ Bei­spiels­wei­se wurde der As­te­ro­id Benu mit 500 Meter Durch­mes­ser un­ter­sucht. Die Sonde ent­nahm dem Klein­pla­ne­ten Pro­ben, denn: Im 22. Jahr­hun­dert könn­te Benu der Erde ge­fähr­lich na­he­kom­men. „Diese For­schung dient auch der Me­tho­den­ent­wick­lung, um etwas gegen so einen Vor­fall tun zu kön­nen“, er­läu­ter­te Horat. Die Be­su­che­rin Anna Os­ter­mann war be­geis­tert: „Das Ganze ist zwar manch­mal etwas be­ängs­ti­gend, aber den­noch bin ich sehr be­ein­druckt. Au­ßer­dem kann ich mir den Welt­raum jetzt viel bes­ser vor­stel­len.“

Jah­res­vor­schau 2019

Schon bald gibt es die nächs­te to­ta­le Mond­fins­ter­nis – erst ein­mal die letz­te bis 2022. Sie fin­det in den Mor­gen­stun­den des 21. Ja­nu­ar statt und wird in Eu­ro­pa zum grö­ß­ten Teil sicht­bar sein. „Op­ti­mal wäre gutes Wet­ter und kein Nebel“, hofft Horat. Um die Fins­ter­nis lange be­ob­ach­ten zu kön­nen, soll­te sich ein tie­fer Nord­west­ho­ri­zont und eine er­höh­te Lage ge­sucht wer­den. Wer sich am 1. Juli in Süd­ame­ri­ka oder auf dem süd­li­chen Pa­zi­fik be­fin­det, kann dort die to­ta­le Son­nen­fins­ter­nis be­ob­ach­ten. „Be­son­ders gut zu sehen wird sie über Chile und Ar­gen­ti­ni­en sein“, kün­dig­te Horat an. Die Fins­ter­nis endet knapp süd­lich von Bue­nos Aires. Für die­je­ni­gen, die es im Juli nicht nach Süd­ame­ri­ka schaf­fen soll­ten, gibt es al­ler­dings noch die par­ti­el­le Mond­fins­ter­nis am 16. Juli. Der Mond wird zu zwei Drit­tel vom Schat­ten der Erde be­deckt sein. Nach die­sem neuen Blick­win­kel auf den Welt­raum käme er sich als Mensch so klein vor, so das Fazit von Be­su­cher Ma­xi­mi­li­an Brüg­ge.

Eine ent­täu­schen­de Nach­richt hatte Horat am Ende noch: „Ob­wohl im Au­gust Stern­schnup­pen-Hoch­zeit ist, wer­den Sie kaum wel­che sehen kön­nen. Mitte Au­gust ist Voll­mond, somit über­strahlt der helle Mond die Stern­schnup­pen.“

Aenne Boye

© Fach­hoch­schu­le Kiel