Ein Mann steht stolz neben einer elektrischen Vorrichtung.© FH Kiel

„Wie eine Ärz­tin oder ein Arzt in einen Men­schen ,rein­hö­ren‘ kann, so kann man elek­trisch auch in teure Gro­ß­ge­rä­te ,rein­hö­ren‘.“

von Katja Jantz

„Wie eine Ärz­tin oder ein Arzt in einen Men­schen ,rein­hö­ren‘ kann, so kann man elek­trisch auch in teure Gro­ß­ge­rä­te ,rein­hö­ren‘“, sagt Prof. Dr.-Ing. Kay Reth­mei­er. Der neue Pro­fes­sor am Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik der FH Kiel weiß, wie das genau funk­tio­niert.

KJ (Katja Jantz): Warum haben Sie Ihr Stu­di­um ge­wählt?   

KR (Kay Reth­mei­er): Elek­tro­tech­nik woll­te ich schon immer ma­chen. Der Schwer­punkt „Elek­tri­sche En­er­gie­tech­nik“ ergab sich eher aus der Tat­sa­che, dass 95 Pro­zent mei­ner Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen Klein­kram-Di­gi­tal­zeugs ma­chen woll­ten. Da habe ich mir über­legt, wie viele ich von denen dann in mei­ner Be­wer­bungs­pha­se spä­ter wie­der­se­hen würde...

KJ: Wie wür­den Sie Fach­frem­den Ihr Ar­beits­ge­biet er­klä­ren?   

KR: Wie eine Ärz­tin oder ein Arzt in einen Men­schen „rein­hö­ren“ kann, so kann man elek­trisch auch in teure Gro­ß­ge­rä­te „rein­hö­ren“ – ein Trans­for­ma­tor für ein Kraft­werk kann schon ein­mal fünf Mil­lio­nen Euro kos­ten. Die Kunst be­steht darin, den Trafo dabei weder kurz aus­zu­schal­ten noch ihn gar ganz zu zer­stö­ren.   

Si­cher­lich wis­sen Ärz­tin­nen und Ärzte nach einer Aut­op­sie auch sehr gut über den Zu­stand ihrer Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten Be­scheid, aber auch in der Me­di­zin­tech­nik haben sich wann immer mög­lich mi­ni­mal-in­ver­si­ve Ein­grif­fe durch­ge­setzt. In der Hoch­span­nungs­tech­nik heißt die­ses Ver­fah­ren On­line-Mes­sung. Am „le­ben­den“ Ob­jekt wird der Zu­stand be­stimmt und ge­ge­be­nen­falls eine „The­ra­pie“ ver­an­lasst.

KJ: Wo liegt der Schwer­punkt Ihrer bis­he­ri­gen Tä­tig­kei­ten?   

KR: Im Be­reich Dia­gnos­tik. Durch elek­tri­sche Mes­sun­gen soll dabei der Zu­stand eines Tra­fos, Ge­ne­ra­tors, usw. er­mit­telt wer­den. Ziel ist es, die Rest­le­bens­dau­er ein­zu­schät­zen, um die teu­ren Kom­po­nen­ten mög­lichst lange am Leben er­hal­ten zu kön­nen.

KJ: Warum haben Sie sich ent­schie­den, an der FH Kiel zu leh­ren?   

KR: Fach­hoch­schu­len bie­ten ge­gen­über Uni­ver­si­tä­ten den Vor­teil, sich in­ten­si­ver mit den Stu­die­ren­den be­schäf­ti­gen zu kön­nen. Spe­zi­ell für mei­nen fach­li­chen Fokus „Hoch­span­nung und EMV“ ist die FH Kiel her­aus­ra­gend aus­ge­stat­tet: eine große Hoch­span­nungs-Ver­suchs­hal­le und ein ak­kre­di­tier­tes EMV-Labor!

Die ge­rin­gen Stu­die­ren­den­zah­len der „Elek­tri­schen En­er­gie­tech­nik“ füh­ren zu einem idea­len Be­treu­ungs­ver­hält­nis. Im Hoch­span­nungs­la­bor der FH Kiel ist die Grup­pen­grö­ße aus Si­cher­heits­grün­den z. B. auf nur acht Per­so­nen be­grenzt. Da kann man noch wirk­lich etwas ler­nen!

KJ: Was wol­len Sie den Stu­die­ren­den ver­mit­teln?   

KR: Sa­chen zu ver­ste­hen, statt sie ein­fach nur zu „kön­nen“. Dazu noch eine ge­wis­se Pra­xis­re­le­vanz, denn im Be­rufs­le­ben ist das tech­ni­sche Wis­sen oft nur Kür statt Pflicht.

KJ: Was er­war­ten Sie von Ihrem ers­ten Se­mes­ter an der FH Kiel?   

KR: Neu­gie­ri­ge Stu­die­ren­de, nette Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, in­ter­es­san­te In­dus­trie­pro­jek­te und auch einen nach­sich­ti­gen und rück­sichts­vol­len Chef. ;-)

KJ: Was ver­bin­den Sie mit Kiel?   

KR: Kiel bie­tet „Gro­ß­stadt“, was be­son­ders nett ist, wenn man ein paar Mi­nu­ten wei­ter raus auf dem Dorf wohnt. So hat man bei­des, je nach Lust und Laune.

Kurz­bio­gra­fie   

seit Fe­bru­ar 2012 Pro­fes­sor für „Hoch­span­nungs­tech­nik, Hoch­strom­tech­nik und EMV“ am Fach­be­reich In­for­ma­tik und Elek­tro­tech­nik der FH Kiel   

2007 - 2012 Ap­pli­ka­ti­ons­in­ge­nieur Pri­mär­prüf- und Dia­gno­se­tech­nik bei OMIC­RON elec­tro­nics GmbH, Klaus (Aus­tria)   

2006 - 2007 Ent­wick­lungs­in­ge­nieur für Hoch­span­nungs­an­la­gen bei der Firma BAUR Prüf- und Mess­tech­nik, Sulz, Aus­tria   

2000 - 2006 Wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter (For­schung und Lehre) am In­sti­tut für En­er­gie- und Au­to­ma­ti­sie­rungs­tech­nik der TU-Ber­lin, Fach­ge­biet Hoch­span­nungs­tech­nik   

2002 - 2006 Lehr­auf­trag an der TFH-Ber­lin: Grund­la­gen der Elek­tro­tech­nik für Thea­ter- und Ver­an­stal­tungs­tech­ni­ker   

2005 - 2006 Ei­gen­stän­di­ge Durch­füh­rung von TE-Mes­sun­gen an en­er­gie­tech­ni­schen An­la­gen für das IPH-Ber­lin im In- und Aus­land   

Pro­mo­ti­on zum Thema „Neue Aus­kop­pel­ver­fah­ren und Sen­so­ren zur Vor-Ort-Teil­ent­la­dungs­mes­sung an Hoch­span­nungs-Ka­bel­an­la­gen“ an der TU-Ber­lin   

1999 Di­plom Elek­tro­tech­nik an der TU-Ber­lin

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