Professor Dr. Franziska Uhing steht an dem von ihr progrmamierten Roboter© A. Wim­ber
Prof. Dr. Fran­zis­ka Uhing wid­met sich ak­tu­ell Pro­jek­ten im Be­reich der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on und der Ge­sund­heits­tech­no­lo­gie.

Wie wird man ei­gent­lich Pro­fes­sor*in: Dr. Fran­zis­ka Uhing

von Ann-Chris­tin Wim­ber

Prof. Dr. Fran­zis­ka Uhing ist Lei­te­rin des Ba­che­lor-Stu­di­en­gangs Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion. Ihr For­scher­herz hängt ak­tu­ell in Pro­jek­ten im Be­reich der di­gi­ta­len Trans­for­ma­ti­on und der Ge­sund­heits­tech­no­lo­gie.

Dr. Fran­zis­ka Uhing, Pro­fes­so­rin für In­ter­ak­ti­ve Me­di­en, als Ur­ge­stein der Fach­hoch­schu­le Kiel zu be­zeich­nen, wäre wohl zu­tref­fend, aber nicht an­ge­mes­sen. Seit 22 Jah­ren ist sie an der Fach­hoch­schu­le, hat den Stu­di­en­gang Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion - kurz MMP - mit auf­ge­baut. Zum alten Eisen ge­hört sie den­noch nicht: Le­bens­lan­ges Ler­nen scheint das Credo ihrer Ar­beit zu sein.

Ur­sprüng­lich stu­dier­te die ge­bür­ti­ge Kie­ler Sprot­te Che­mie, Eng­lisch und Kunst auf Lehr­amt. Schon seit ihrer Ju­gend en­ga­giert sie sich im Ver­eins­sport. Das be­stärk­te die Ab­itu­ri­en­tin da­mals in ihrem Wunsch, mit jun­gen Men­schen zu ar­bei­ten. Aber: „Das Stu­di­um war ex­trem in­ter­es­sant, das Ziel aber nie wirk­lich, an eine Re­gel­schu­le zu gehen“, ge­steht Uhing. Sie ging für ein Jahr als As­sistant Tea­cher nach Eng­land und ent­schied sich dann: Un­ter­rich­ten ja, Lehr­amt nein. „Nach dem Stu­di­um hatte ich den Wunsch, mich selbst­stän­dig zu ma­chen“, er­zählt sie. Also grün­de­te sie eine Firma für mul­ti­me­dia­le In­for­ma­ti­ons- und Trai­nings­sys­te­me. Die war so er­folg­reich, dass sie bald ei­ni­ge Mit­ar­bei­ter hatte. Gleich­zei­tig bekam Uhing das An­ge­bot, am In­sti­tut für Bil­dungs­in­for­ma­tik zu pro­mo­vie­ren. „Im Nach­hin­ein war es keine gute Idee, das par­al­lel zu ma­chen“, gibt sie zu. Als dann noch ein Lehr­auf­trag an der FH Kiel hin­zu­kam, gab sie die Selbst­stän­dig­keit auf.

„Da­mals herrsch­te hier am In­sti­tut eine tolle Pio­nier­stim­mung“, er­in­nert sich Uhing. Auf­bau­ar­beit nennt sie das, was das Kol­le­gi­um und sie An­fang der 2000er Jahre ge­leis­tet haben. Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion war ein neues The­men­ge­biet; Mo­du­le muss­ten ent­wi­ckelt und Cur­ri­cu­la ge­schrie­ben wer­den. „Wir wuss­ten, dass wir das an­bie­ten müs­sen, was in der frei­en Wirt­schaft ge­braucht wird - das ist in un­se­rem Be­reich je­doch sehr schnell­le­big und auch heute eben­so an­spruchs­voll.“ Im Ver­gleich zu heute schätz­te Uhing da­mals das etwas un­kom­pli­zier­te Vor­ge­hen einer re­la­tiv klei­nen Do­zen­ten­grup­pe. „Es gab viele Dis­kus­sio­nen und Tref­fen in ir­gend­wel­chen Büros und auch reih­um pri­vat. Wir muss­ten erst ein­mal ar­ti­ku­lie­ren, was wir ei­gent­lich brauch­ten.“ Oft habe es Nacht­schich­ten ge­ge­ben. Zu Hause habe dann das Au-pair die Stel­lung ge­hal­ten, er­zählt die zwei­fa­che Mut­ter. „Mitt­ler­wei­le sei der Fach­be­reich so groß, dass Tref­fen mit dem ge­sam­ten Lehr­kör­per in den re­gel­mä­ßi­gen Jour Fixes statt­fin­den, aber das ist etwas an­de­res. Der Ide­en­aus­tausch läuft jetzt mehr­stu­fig. Frü­her kann­te ich sogar die Putz­frau per­sön­lich“, sagt Uhing und lacht.

Die Pro­fes­so­rin muss­te sich auch in neue Pro­gram­me ein­ar­bei­ten. „Ich bin von Natur aus neu­gie­rig. Das hilft mir bis heute, mich mit zahl­rei­chen The­men­ge­bie­ten zu be­fas­sen.“ Ob Java-Script, In­ter­ak­ti­ons­de­sign, dy­na­mi­sche Web­sei­ten­ge­stal­tung oder Ele­men­te des E-Lear­nings – Uhing ver­sucht, die Ent­wick­lun­gen im Markt zu an­ti­zi­pie­ren und im Lehr­plan zu eta­blie­ren. Dass mul­ti­me­dia-be­zo­ge­ne In­hal­te wie Game De­sign nur noch am Rand an­ge­bo­ten wer­den, liegt nicht an man­geln­der Ak­tua­li­tät, son­dern an der Markt­ent­wick­lung. „Das Geld ver­die­nen sel­ten die Ent­wick­ler, son­dern die Her­stel­ler“, be­dau­ert Uhing. „Ich finde, das müs­sen wir nicht un­ter­stüt­zen.“ Al­ler­dings: „Skills in allen neuen For­ma­ten des Be­wegt­bilds oder auch platt­form­über­grei­fen­de In­sze­nie­rung von In­hal­ten set­zen stra­te­gi­sche, ge­stal­te­ri­sche wie tech­ni­sche Kom­pe­ten­zen glei­cher­ma­ßen vor­aus. Das soll Pro­gramm sein.“

Der­zeit be­schäf­tigt sich Uhing mit Ro­bo­tik, ins­be­son­de­re Mensch-Ro­bo­ter-In­ter­ak­ti­on,  der Schnitt­stel­le zwi­schen Mensch und Ma­schi­ne. An­wen­dun­gen im Ge­sund­heits­be­reich rei­zen Uhing, sie hat gerne mit Men­schen zu tun. „Ich habe das Ge­fühl, etwas zur Ver­bes­se­rung der Le­bens­si­tua­ti­on bei­tra­gen zu kön­nen. Der Be­darf an au­to­ma­ti­sier­ter Un­ter­stüt­zung wächst und wird immer wich­ti­ger.“ Uhing war 2017 be­reits Pro­jekt­lei­te­rin des deutsch-dä­ni­schen In­ter­reg-Pro­gramms Health-CAT, das sich mit der Ent­wick­lung von Ro­bot­erlö­sun­gen zur Un­ter­stüt­zung von Pfle­ge­kräf­ten be­schäf­tig­te, sowie des 2021 ge­star­te­ten Pro­jekts Han­Di­Rob, das einen in­tel­li­gen­ten Ro­bo­ter zur Ver­bes­se­rung der Hand­hy­gie­ne ent­wi­ckel­te. In ihrem neuen Pro­jekt Hos­pi­Bot wol­len Uhing und ihre Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen einen freund­li­chen Be­glei­ter schaf­fen, mit dem Men­schen über Dis­play, Laut­spre­cher und Mi­kro­fon Kon­takt auf­neh­men und Hilfe rufen kön­nen. „Ro­bo­ter wer­den Teil un­se­rer Zu­kunft sein“, ist die Lei­te­rin des Ba­che­lor-Stu­di­en­gangs Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion über­zeugt. „Warum nicht dann auch daran mit­ge­stal­ten.“ Sie sieht es auch als ihre Auf­ga­be an, für ihre Stu­die­ren­den zu­kunfts­träch­ti­ge Ar­beits­fel­der zu fin­den. „Ich gehe davon aus, dass wir, im Aus­tausch mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, in den nächs­ten zwei Jah­ren den Stu­di­en­gang in­halt­lich wie­der ein Stück an­pas­sen müs­sen.“

Eins ist si­cher: Die Zeit der Pio­nier­ar­beit im Be­reich In­for­ma­ti­ons­sys­te­me und in­ter­ak­ti­ve Me­di­en ist vor­bei. Der Fach­be­reich Me­di­en ist mit Prof. Uhing und ihrem Kol­le­gi­um sehr gut ge­rüs­tet für die Zu­kunft.

 

© Fach­hoch­schu­le Kiel