Der Mediendom auf dem Campus der Fachhochschule gab Besucher*innen am Wochenende einen Einblick in das Programm der nächsten Wochen. (Foto: Brahms)© M. Brahms
Der Me­di­en­dom auf dem Cam­pus der Fach­hoch­schu­le gab Be­su­cher*innen am Wo­chen­en­de einen Ein­blick in das Pro­gramm der nächs­ten Wo­chen. (Foto: Brahms)

Wo­chen­en­de der Mu­se­en: Ein Be­such in Me­di­en­dom und Com­pu­ter­mu­se­um

von Ma­rie­sa Char­lot­te Brahms

„Ich bin zu faul zum Rech­nen.“ Was mich ein wenig an mich selbst er­in­ner­te, ist Teil einer Rede von Kon­rad Zuse, dem Er­fin­der des ers­ten funk­ti­ons­fä­hi­gen Com­pu­ters der Welt. Der Name ist in den Krei­sen von IT-Ex­pert*innen und His­to­ri­ker*innen be­kannt – seit ver­gan­ge­nem Wo­chen­en­de ken­nen ihn neben mir noch ei­ni­ge Leute mehr, denn das Com­pu­ter­mu­se­um war Teil des Wo­chen­en­des der Mu­se­en 2021 in Kiel.

Unter nor­ma­len Um­stän­den hätte es mich nicht in das Mu­se­um ge­lockt – Com­pu­ter sind nicht un­be­dingt Teil mei­nes In­ter­es­sens­ge­bie­tes. Aber wenn sich mir die Mög­lich­keit bie­tet, so ziem­lich alle Mu­se­en der Stadt mit nur ein­mal Be­zah­len er­le­ben zu kön­nen, zeigt sich dann doch meine Neu­gier­de. Wäh­rend des Rund­gangs fühl­te ich mich ol­fak­to­risch in meine Grund­schul­zeit zu­rück­ver­setzt. Ge­nau­er ge­sagt an die Stun­den im Com­pu­ter­raum. Eine gute Stun­de ver­brach­te ich so zwi­schen re­chen­fä­hi­gen Re­li­qui­en aus Neu- und nicht so neuer Zeit, bis ich mich wei­ter mach­te zu mei­ner nächs­ten Sta­ti­on.

Auf dem Cam­pus be­fan­den sich näm­lich gleich zwei Pro­gramm­punk­te, die ich mit mei­nem Wo­chen­end-Ti­cket be­sich­ti­gen konn­te: Wäh­rend die Aus­stel­lung im Com­pu­ter­mu­se­um vom Re­chen­schie­ber zur Bruns­vi­ga-Re­chen­ma­schi­ne führ­te, die welt­weit gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts als „Ge­hirn aus Stahl“ be­kannt war, er­war­te­te mich im Me­di­en­dom die Pro­gramm­vor­schau der nächs­ten Wo­chen. Den Me­di­en­dom kann­te ich be­reits – Er­sti­wo­che sei Dank – nur hatte ich ihn noch nicht mit so vie­len un­ter­schied­li­chen Leu­ten ge­teilt. Ge­ra­de nach der Pan­de­mie­pau­se muss­te ich mich an diese Nähe erst ein­mal ge­wöh­nen. Dann er­in­ner­te mich die Vor­stel­lung wie­der daran, wie im­mer­siv so ein Ki­no­er­leb­nis ist.

24 Mu­se­en nah­men ins­ge­samt teil – und be­rei­te­ten so ein viel­fäl­ti­ges Pro­gramm über zwei Tage ver­teilt. Alt­ein­ge­ses­se­ne Kie­ler*innen wer­den sich noch an die Mu­se­ums­näch­te er­in­nern, die seit 2000 im Jah­res­takt statt­ge­fun­den haben. Nach­dem diese pan­de­mie­be­dingt im ver­gan­ge­nen Jahr aus­fal­len muss­te, wurde glei­ches Kon­zept nun von einer Nacht auf zwei Tage aus­ge­dehnt.

„Ich wohne jetzt schon etwas län­ger als ein Jahr in Kiel, hab aber noch nicht alle Mu­se­en be­sucht“, er­zähl­te Jo­han­nes Höhme, den ich auf dem Weg von der Kunst­hal­le an die Kunst­hoch­schu­le traf. „In der Kunst­hal­le war ich zwar schon des Öf­te­ren, aber für spä­ter steht zum Bei­spiel auch die Phar­ma­zie­his­to­ri­sche Samm­lung auf mei­ner Pla­nung.“ Ei­gent­lich kommt Jo­han­nes aus Leip­zig, heute wohnt und ar­bei­tet er in Kiel. Er fin­det, man müsse nicht un­be­dingt in die grö­ße­ren Städ­te Deutsch­lands fah­ren, um sich Kul­tu­rel­les und Kunst an­schau­en zu kön­nen. „Es lohnt sich ein­fach, sich mal um­zu­gu­cken, her­um­zu­fah­ren und die ei­ge­ne Stadt und Stadt­ge­schich­te zu er­kun­den“, sagte der 24-Jäh­ri­ge, „und dafür ist so ein Wo­chen­end-An­ge­bot echt gut.“

Ich wünsch­te ihm noch viel Spaß auf sei­ner Rund­tour durch Kiel und mach­te mich wie­der dran, mei­nem Plan für das Mu­se­ums­wo­chen­en­de nach­zu­kom­men. Mein nächs­ter Be­such soll­te der alten Mu gel­ten. Da hatte ich schon viel von ge­hört, selbst da ge­we­sen war ich al­ler­dings noch nie. Ich finde, Jo­han­nes hat Recht: An die­sem Wo­chen­en­de sah man seine Stadt doch mit etwas an­de­ren Augen.

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