Feldweg© L. Gehde
Feld­weg an der Steil­küs­te Stohl

Die fünf schöns­ten Rad­tou­ren in und um Kiel

von Leon Gehde

Der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad­club (ADFC) be­wer­te­te bei sei­nem Fahr­rad­kli­ma-Test un­se­re Lan­des­haupt­stadt als eine der fahr­rad­freund­lichs­ten Städ­te zwi­schen 200.000 und 500.000 Ein­woh­ner*innen in ganz Deutsch­land. Kie­ler*innen haben also allen Grund, auf­recht im Sat­tel zu sit­zen! Jetzt, wo der Som­mer da ist, darf es gerne auch mal mehr sein, als der bloße Pen­del­weg zur FH oder Ar­beit. Des­halb haben wir für euch die fünf schöns­ten Rad­we­ge in und um Kiel zu­sam­men­ge­stellt. Das Motto: immer am Was­ser ent­lang!

Mit der „Adler“ über den Kanal Rich­tung Stohl mit Bo­xen­stopps

Steilküste©L. Gehde
Die Steil­küs­te Stohl bei Abend­däm­me­rung

Star­ten wir un­se­re Reise am Drei­ecks­platz am Kie­ler West­ufer, steht zu­nächst eine schnur­gra­de Fahrt nord­wärts auf der Hol­ten­au­er Stra­ße an. Am Nord-Ost­see-Kanal an­ge­langt er­rei­chen wir die „Adler“ - eine klei­ne Fähre, die uns und un­se­re Räder über den Kanal setzt. Die Fahrt ist kos­ten­los, wie Kai­ser Wil­helm II. es da­mals ver­spro­chen hatte, um Skep­sis der Be­völ­ke­rung gegen den Bau des Ka­nals ent­ge­gen­zu­wir­ken.

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Am an­de­ren Ufer an­ge­langt, fol­gen wir der als Allee an­ge­leg­ten Ka­nal­stra­ße ent­lang der Küste in öst­li­cher Rich­tung und ge­nie­ßen die be­schau­li­che At­mo­sphä­re des ru­hi­gen, alt­ehr­wür­di­gen Stadt­teils Hol­ten­au. Nach einer Weile setzt schritt­wei­ser In­dus­trie­sch­arm ein. Ein di­rekt am Was­ser ge­le­ge­ner Teil des ehe­ma­li­gen Stand­or­tes des Ma­ri­ne­flie­ger­ge­schwa­ders 5 (MFG 5) ge­hört der Stadt und ist öf­fent­lich zu­gäng­lich. Das Ge­län­de ist vor allem bei Skate­boar­dern oder In­line­fah­rer*innen be­liebt, lädt aber auch an­de­re Be­su­cher*innen zum Ver­wei­len ein.

Wir fah­ren wei­ter, bie­gen rechts in den Prie­ser Strand ein und neh­men im Zen­trum des Stadt­teils Fried­rich­sort er­neut die rech­te Ab­bie­gung in den Brau­nen Berg. Nach einer hü­ge­li­gen Wald­fahrt kom­men wir am wohl schöns­ten Küs­ten­strei­fen in­ner­halb der Kie­ler Stadt­gren­zen an – dem Fal­cken­stei­ner Strand. Wer von der Strand­ku­lis­se immer noch nicht be­ein­druckt ist, kann von hier immer wei­ter Rich­tung Nor­den der Küste fol­gen, bis zum Olym­pia­zen­trum Schilk­see, dem Leucht­turm Bülk oder sogar der Steil­küs­te Stohl.

11,1 Ki­lo­me­ter Fahrt­stre­cke, 38 min Fahrt­zeit bis zum Fal­cken­stei­ner Strand

23,0 Ki­lo­me­ter Farht­stre­cke, 1 Std 15 min Fahrt­zeit bis zur Steil­küs­te Stohl

 

Ent­lang der Ka­nal­küs­te

Fluss©L. Gehde
Rad- und Fu­ß­gän­ger­weg am Nord-Ost­see-Kanal

Wer auf kei­nen Fall auf das Handy schau­en möch­te, ob man noch auf dem rich­ti­gen Weg ist, soll­te an der Küste des Nord-Ost­see-Ka­nals ent­lang­fah­ren. Viel Natur und Was­ser und dabei auch noch über jedes Falschab­bie­gen er­ha­ben - die Stre­cke ist nicht nur schön, son­dern auch prak­tisch. Auf wel­cher Seite man ent­lang­fährt, ob und auf wel­cher Höhe man auf die an­de­re Seite über­setzt und zu­rück­fährt, ist frei ge­stalt­bar. Fah­ren wir zum Bei­spiel wie­der mit der Adler auf die nörd­li­che Seite des Ka­nals, könn­ten wir theo­re­tisch in west­li­cher Rich­tung fast un­un­ter­bro­chen am Kanal ent­lang bis nach Bruns­büt­tel am an­de­ren Ende der 98 Ki­lo­me­ter lan­gen Was­ser­stra­ße ra­deln.

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Die erste, eben­falls kos­ten­lo­se Über­setz­mög­lich­keit per Fähre gibt es auf Höhe des Ört­chens Land­wehr, die nächs­te auf Höhe Se­hestedt. Wem das zu viel ist, kann ein­fach auf einer Seite des Ka­nals blei­ben und nach Be­lie­ben wie­der um­keh­ren.

Rund­weg bis Fähr­ver­bin­dung Land­wehr: 21,6 Ki­lo­me­ter Fahr­stre­cke, 1 Std 18 min Fahrt­zeit

Rund­weg bis Fähr­ver­bin­dung Se­hestedt: 52,1 Ki­lo­me­ter Fahrt­stre­cke, 2 Std 55 min Fahrt­zeit

 

Rund um den Wes­ten­see

See©L. Gehde
Der Wes­ten­see vom öst­li­chen Ufer aus

Rund um den Wes­ten­see soll­te man den Blick auf die Na­vi­ga­ti­ons­app nicht scheu­en. Bei all den Mög­lich­kei­ten möch­ten wir hier keine kon­kre­te Route vor­schla­gen. Jede*r schaut am bes­ten selbst, wel­cher Weg durch das See­ge­flecht am ver­lo­ckends­ten aus­sieht. Es ist mög­lich, den See mit dem Fahr­rad voll­stän­dig zu um­run­den, al­ler­dings führt die Tour nicht immer am Was­ser ent­lang. In jedem Falle war­tet hier eine Mi­schung aus dich­tem Wald, See­pan­ora­men, leicht hü­ge­li­ger Land­schaft und rei­zen­den klei­nen Ort­schaf­ten, die mit Reet­dach­häu­sern und ur­alten Bau­ern­hö­fen be­stechen.

Be­son­ders emp­feh­lens­wert ist, am öst­li­chen Rand des Sees der Stra­ße Lang’t Dörp zu fol­gen. Sie endet in einem Wald­ge­biet, wo es sich lohnt, das Fahr­rad ab­zu­stel­len und zu Fuß wei­ter­zu­ge­hen. Man ge­langt über einen Wald­wan­der­weg zu einer für nord­deut­sche Ver­hält­nis­se un­üb­lich hü­ge­li­gen Halb­in­sel, an deren höchs­ter Stel­le die Hoh­burg, ein Ver­eins­heim aus dem An­fang des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts, thront.

Ein­pa­cken soll­te man neben dem Fo­to­ap­pa­rat auch die Ba­de­sa­chen. Rund um den Wes­ten­see gibt es ei­ni­ge idyl­li­sche Ba­de­stel­len. Wo wir dabei sind, darf auch das Mü­cken­spray nicht feh­len. Die klei­nen Pla­ge­geis­ter mögen das Ge­wäs­ser näm­lich ge­nau­so gerne. Wer sich die An­fahrt mit dem Rad spa­ren will, nimmt in Kiel die halb­stün­dig fah­ren­de Re­gio­nal­bahn Rich­tung Husum und steigt an den Hal­te­stel­len Ach­ter­wehr oder Felde aus.

 

Ent­lang der Schwen­ti­ne

Schildkröten©L. Gehde
Schild­krö­ten am Ufer der Schwen­ti­ne

Auch das Ost­ufer Kiels und seine Um­ge­bung haben selbst­ver­ständ­lich ihre Reize. Die Schwen­ti­ne bie­tet sich mit ihren zahl­rei­chen Über­que­rungs­mög­lich­kei­ten eben­falls für selbst ge­stalt­ba­re Rund­we­ge an, in dem man erst auf der einen und spä­ter auf der an­de­ren Seite wie­der zu­rück­fährt. Die Um­ge­bung der Schwen­ti­ne ist ein wah­res Na­tur­re­ser­vat. Der Fluss schlän­gelt sich durch schil­fi­ges Ufer­ge­biet und wirkt dabei na­he­zu ver­wil­dert.

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Dazu ge­sellt sich eine Tier­art, die viele hier wahr­schein­lich nicht ver­mu­ten wür­den: In Ufer­nä­he, meist auf gro­ßen trei­ben­den Baum­stäm­men sit­zen Schild­krö­ten. Und das so zahl­reich, dass man sehr gute Chan­cen hat, wel­che zu sehen, wenn man auf­merk­sam nach ihnen schaut. Wem nur Rad­fah­ren nicht genug ist und Lust auf noch mehr Schwen­ti­ne hat, kann sich ein Kanu lei­hen und damit die Ex­pe­di­ti­on fort­set­zen.

Für eine ge­müt­li­che, nicht zu weite Rad­tour emp­feh­len wir, an der alten Schwen­ti­ne­brü­cke zwi­schen den Stadt­tei­len Wel­ling­dorf und Neu­müh­len-Diet­richs­dorf zu star­ten und über die Brü­cke zwi­schen Rais­dorf und Ro­sen­feld auf der an­de­ren Seite wie­der zu­rück­zu­keh­ren.

18,8 Ki­lo­me­ter Fahrt­stre­cke, 1 Std 8 min Fahrt­zeit

 

Von Plön nach Eutin

Marktplatz©L. Gehde
Der Markt­platz von Eutin

Wer Kiel schon in und aus­wen­dig kennt, fin­det viel­leicht am Plö­ner See neue Per­spek­ti­ven. Mit­ten im Na­tur­park Hol­stei­ni­sche Schweiz ge­le­gen, bie­tet die Land­schaft nicht nur schö­ne Natur, son­dern mit Plön und Eutin auch zwei se­hens­wer­te Städ­te mit Ge­schich­te. Die Be­sich­ti­gung der Se­en­land­schaft und der bei­den Städt­chen lässt sich mit einer alles ver­ei­nen­den Fahr­rad­tour ver­bin­den!

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Beide Ort­schaf­ten ver­fü­gen über gut er­hal­te­ne his­to­ri­sche Stadt­ker­ne. Vor allem zwi­schen dem 18. und 19. Jahr­hun­dert er­leb­ten die bei­den je­weils an Seen lie­gen­den Städ­te eine kul­tu­rel­le Blü­te­zeit. Fach­werk­häu­ser, Markt­plät­ze mit Kopf­stein­pflas­tern, Kir­chen und Schloss­re­si­den­zen prä­gen die Stadt­bil­der Plöns und Eu­tins.

Das Prak­ti­sche dabei ist: so­wohl Plön als auch Eutin ver­fü­gen über einen Bahn­hof mit Re­gio­nal­bahn­ver­bin­dung nach Kiel. Steigt man an einem aus, kann man von dem an­de­ren aus wie­der zu­rück­fah­ren. Bei ge­schick­ter Rou­ten­füh­rung fährt man nur ver­ein­zelt über Rad­we­ge an Schnell­stra­ßen ent­lang. An­sons­ten lie­gen an der Stre­cke der Große Plö­ner See, der Suhrer See, der Diek­see und ei­ni­ge klei­ne­re Seen. Kurz vor Eutin führt der Weg durch das Ber­gen­ge­hölz, das zum aus­gie­bi­gen Wald­ba­den ein­lädt.

18,1 Ki­lo­me­ter Fahr­stre­cke, 1 Std 7 min Fahrt­zeit zwi­schen den Stadt­ker­nen Plön und Eutin

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