Leuchterscheinungen in den Zuleitungen im Blitzlabor der FH Kiel © J. Hartmann
Die ausgereifte Fototechnik von Jana Hartmann zeigt bisher unbekannte Leuchterscheinungen in den Apparaten und Zuleitungen der FH Kiel - neue Erkenntnisse auch für den Laborleiter Professor Kay Schmidt-Rethmeier.

Erfolgreicher Blitzmarathon, nicht nur für die Polizei

von Prof. Dr. Kay Schmidt-Rethmeier

„Autofahrer aufgepasst…“ hieß es in dieser Woche wieder deutschlandweit auf allen Radiofrequenzen. Ob Hamburg, Bremen, Kiel, ob Niedersachen, Nordrhein-Westfalen und sogar bis hinunter nach Hessen wurde vor verstärkten Radar-Kontrollen der Polizei gewarnt. Für Jana Hartmann, bildende Künstlerin mit Frankfurter Atelier, kein Grund, sich nicht ins Auto zu setzen und sich auf den fast 600 Kilometer langen Weg ins Blitzlabor der FH Kiel zu machen. Dort ging sie auf die Suche nach dem perfekten Blitz, ihn einzufangen auf digitalen Fotos, auf analogem lichtempfindlichen Papier oder handfest als Fulgurit in Form von zu Glas gewordenen Sand.

metallische Formen auf einer Holzplatte, die dem Fulgurit beim Wachstum helfen sollen©K. Schmidt-Rethmeier
Blitz trifft Kunst: Metallische Strukturen helfen dem Fulgurit beim Wachstum.

Trifft ein Blitz in der Natur nämlich in einen sandhaltigen Erdboden, so entsteht dort unterirdisch ein bis zu mehrere Meter langer handfester Blitzkanal aus Glas. Einige wenige dieser natürlichen Fulgurite sind in Museen zu bewundern, aber kann man diese Kunstwerke der Natur auch künstlich erzeugen und als Mensch sogar entscheidend beeinflussen? Genau dieser Fragestellung, der ambivalenten Beziehung zwischen Mensch und Natur, geht die Frankfurter Künstlerin zurzeit schwerpunktmäßig nach. Mit ihrer selbstgebauten Fulgurit-Maschine und mit eigenen Sand-Mischungen mit zum Teil geheimen Zusätzen zur Beeinflussung des Schmelzpunktes und der Farbgebung kam sie kurzerhand ins Kieler Blitzlabor und nutze die dortigen Generatoren zur Erzeugung künstlicher Blitze.

Blick auf Fulgurite, die auf einer Pappe zwischen zwei Temperaturmessgeräten überwacht abkühlen©K. Schmidt-Rethmeier
Aus Sand wird Glas: Einige Fulgurite kühlen neben der Temperaturmesstechnik ab auf Zimmertemperatur.

Mit Spannungen von bis zu einer Millionen Volt und Strömen von einigen hundert Ampere wurden unter Aufsicht des Laborleiters Professor Kay Schmidt-Rethmeier und des auf die Blitzanlagen spezialisierten Laboringenieures Jörg Kohlmorgen einige Dutzend Blitze „in den Sand gesetzt“. Mit zum Teil spektakulären bis interessanten Ergebnissen, die Jana Hartmann nun weiter untersuchen und verarbeiten will. Auch Laborleiter Professor Schmidt-Rethmeier nimmt etwas mit: Die ausgereifte Fototechnik von Jana Hartmann zeigt bisher unbekannte Leuchterscheinungen in den Apparaten und Zuleitungen der FH Kiel.

im Vordergrund eine Temperaturkamera, die den Versuchsaufbau mit der Fulgurit-Maschine im Hintergrund überwacht©K. Schmidt-Rethmeier
Im Hintergrund die Fulgurit-Maschine mit frischem Fulgurit. Die Temperaturkamera zeigt eine Temperatur von mehr als 270 Grad, anfassen verboten.

Ein Tag im Blitzlabor mit einigen Ergebnissen und mit noch mehr Ideen für einen Folgebesuch zur Verfeinerung der Fulgurite - das ist das Fazit der bildenden Künstlerin. Und Jana Hartmann will nicht bis zum nächsten bundesweiten Blitzmarathon warten, denn das Kieler Labor steht immer unter Strom, Blitze garantiert.

Eine Frau sitzt an einem Laptop und überwacht die abgegebenen Blitzströme im Hochspannungslabor der FH Kiel©K. Schmidt-Rethmeier
Jana Hartmann kontrolliert die gemessenen Blitzströme und Blitzspannungen am Computer.
Hochspannungsentladungen visualisiert analog auf Photopapier©J. Hartmann
Und so sehen die Hochspannungsentladungen auf Photopapier festgehalten aus.
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