eine Frau© J. Kläschen

Me­cha­tro­nik-Stu­di­um: „Es ist toll, dass man die Theo­rie prak­tisch an­wen­den kann“

von Joa­chim Kläschen

Immer wei­ter in den Nor­den führ­te ihr Leben Bir­the Ritz: Nach einem Kom­mu­ni­ka­ti­ons-De­sign-Stu­di­um in Düs­sel­dorf und Ar­beits­le­ben in Ham­burg lan­de­te sie schlie­ß­lich der Liebe wegen in Kiel – und an der Fach­hoch­schu­le Kiel. Da sie sich nach einem span­nen­den Stu­di­um schlie­ß­lich in ihrem Beruf nicht wohl fühl­te, ent­schloss sie sich an der Kie­ler Förde zu einem Neu­an­fang. Ihre Wahl zwi­schen Me­di­en­tech­nik und Me­cha­tro­nik fiel zu Guns­ten des letz­te­ren aus - auch weil sie sich als In­ge­nieu­rin bes­se­re Be­rufs­aus­sich­ten ver­sprach.

„Mir war gleich am An­fang auf­ge­fal­len, wie wenig an­de­re Frau­en Me­cha­tro­nik stu­dier­ten. In mei­nem Jahr­gang waren wir le­dig­lich zu zweit, und auch in den an­de­ren Jahr­gän­gen sah es nicht an­ders aus“, er­in­nert sich Bir­the Ritz an ihre FH-An­fän­ge. Tat­säch­lich war sie nach einem Se­mes­ter die ein­zi­ge Frau in ihrem Jahr­gang, weil die Kom­mi­li­to­nin sich ver­ab­schie­de­te, da sie doch lie­ber eine Aus­bil­dung ma­chen woll­te. „Ich hätte es schon nett ge­fun­den, wenn ein paar mehr Frau­en da­ge­we­sen wären“, er­in­nert sich die Stu­den­tin, die aber gut mit ihren Kom­mi­li­to­nen klar­kam: „In Ar­beits­grup­pen mit männ­li­chen Stu­die­ren­den hatte ich häu­fig das Ge­fühl, dass wir schnell zur Sache kamen, die Kom­mu­ni­ka­ti­on di­rek­ter war und wir uns nicht mit Ne­ben­säch­lich­kei­ten auf­hiel­ten. Das hatte ich in stär­ker ge­misch­ten Teams an­de­res er­lebt.“

Die ers­ten Se­mes­ter ihres In­ge­nieurs-Stu­di­ums hat Bir­the Ritz noch gut in Er­in­ne­rung. Auf dem Pro­gramm stan­den viel Mathe und Phy­sik. Auch wenn sich ihre Be­geis­te­rung für die Theo­rie da­mals in engen Gren­zen hielt, ar­bei­te­te sie sich er­folg­reich durch den Stoff. Für ei­ni­ge ihrer Kom­mi­li­to­nen war die­ses theo­re­ti­sche Grund­la­gen­wis­sen al­ler­dings eine hohe Hürde. „Nach die­sen zwei an­spruchs­vol­len Se­mes­tern kennt man dann ei­gent­lich alle am Fach­be­reich, und das sorgt für ein sehr ent­spann­tes Klima“, re­sü­miert sie. Durch die über­schau­ba­re Zahl von Stu­die­ren­den emp­fand sie auch die Be­treu­ung durch die Leh­ren­den als sehr gut: „Wir hat­ten immer einen sehr guten Draht und einen sehr kur­zen Weg zu un­se­ren Profs.“

Die­ses ent­spann­te Klima schätzt sie auch an Kiel. „Wenn man aus dem Ruhr­ge­biet kommt, kann man es sich schwer vor­stel­len, in 20 Mi­nu­ten am Strand zu sein. Selbst aus Ham­burg be­deu­tet Strand immer einen Ta­ges­aus­flug; in Kiel macht man das ein­fach nach Fei­er­abend.“ Auch hat die Stadt für Bir­the Ritz die rich­ti­ge Größe. „Es ist hier über­schau­bar. Man fin­det und be­kommt alles, was man braucht, ohne dafür große Wege auf sich neh­men zu müs­sen.“

Vor allem An­ge­bo­te an der FH jen­seits ihres Fach­be­reichs sind ihr bei der Rück­schau in po­si­ti­ver Er­in­ne­rung. „Die Schwen­ti­ne-Mensa und der Bun­ker-D mit dem Kino sind tolle Orte, und ich habe auch das Hoch­schul­sport-Pro­gramm ge­nutzt. Bei den In­ter­dis­zi­pli­nä­ren Wo­chen habe ich die Mög­lich­keit ge­nutzt, mei­nen In­ter­es­sen nach­zu­ge­hen und auch in an­de­re The­men­fel­der hin­ein­zu­schau­en.“ Neben einem Kur­sus in Öf­fent­lich­keit­ar­beit er­in­nert sie sich gerne an ein Fo­to­gra­fie-An­ge­bot, bei dem sie 3D-Fotos von Ob­jek­ten er­stell­te. Für sie dürf­ten gerne mehr Stu­die­ren­de von die­sen Mög­lich­kei­ten Ge­brauch ma­chen.

Eben­falls in guter Er­in­ne­rung sind der Mas­ter-Stu­den­tin ihre Pro­jekt­ar­bei­ten ge­blie­ben. Wäh­rend ihres Pro­jekt­se­mes­ters pro­gram­mier­te sie die Soft­ware für eine Wär­me­bild-Ka­me­ra. „Es war toll zu er­le­ben, wie das in den ers­ten Se­mes­tern mü­he­voll er­lern­te Wis­sen sich end­lich aus­zahl­te und dass man die Theo­rie prak­tisch an­wen­den konn­te.“ Wann immer sich Fra­gen er­ga­ben oder Pro­ble­me auf­tra­ten, fand sie schnell in ihren Ar­beits­grup­pen Ant­wor­ten, oder man half sich ge­mein­sam auf dem Weg zur Lö­sung. „Die­ses mit­ein­an­der und von­ein­an­der Ler­nen hat viel ge­bracht. Durch das Ver­ste­hen hat man viel mehr be­hal­ten, als ein­fach stumpf für Prü­fun­gen zu ler­nen.“

Wäh­rend ihres Stu­di­ums kam ihr Sohn Ma­this zur Welt. Doch sie hielt an ihrem Plan fest, ihr Stu­di­um durch­zu­zie­hen – statt der Re­gel­stu­di­en­zeit von sie­ben be­nö­tig­te sie daher zehn Se­mes­ter für den Ba­che­lor-Ab­schluss. „Kind und Stu­di­um lie­ßen sich an der FH gut mit­ein­an­der ver­ein­ba­ren“, er­zählt Bir­the Ritz. „Ich habe quasi in Teil­zeit stu­diert, war das aber auch ge­wohnt, da ich immer neben dem Stu­di­um noch 20 Stun­den ge­ar­bei­tet habe.“ Ihren Stun­den­plan stell­te sie sich so gut wie mög­lich zu­sam­men: „Wenn es an­ge­bo­ten wurde, habe ich ver­sucht, Block­se­mi­na­re zu be­le­gen. Zudem hatte ich auf­grund mei­ner Si­tua­ti­on als Mut­ter die Mög­lich­keit, mich vor an­de­ren in Kurse ein­schrei­ben zu kön­nen. So bin ich dann auch in Kurse ge­kom­men, die sonst schwe­rer zu be­kom­men sind.“

Auch nach ihrem Ba­che­lor hält Bir­the Ritz der FH Kiel die Treue und will ihren Mas­ter-Ab­schluss ma­chen. Ge­gen­wär­tig ar­bei­tet sie als Pro­jekt-In­ge­nieu­rin bei Prof. Dr. rer. nat. Ro­nald Ei­se­le an leis­tungs­elek­tro­ni­schen Mo­du­len, die unter an­de­rem in E-Autos ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Kon­kret setzt sie sich mit dem Auf­bau und der Ver­bin­dungs­tech­nik der Leis­tungs­mo­du­le aus­ein­an­der, die durch ihre Ar­beit ef­fi­zi­en­ter wer­den sol­len. Schlie­ß­lich kann ihre Ar­beit einen Bei­trag dazu leis­ten, dass nicht nur Fahr­zeu­ge bei glei­cher Leis­tung we­ni­ger En­er­gie ver­brau­chen müs­sen, son­dern auch Wind­kraft-An­la­gen durch die ver­bes­ser­ten Leis­tungs­mo­du­le mehr sau­be­re En­er­gie pro­du­zie­ren kön­nen.

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