Jonas Hippel© D. Schaum­burg
Jonas Hip­pel ist stell­ver­tre­ten­der Pres­se­spre­cher beim schles­wig-hol­stei­ni­schen Um­welt­mi­nis­te­ri­um.

Viel­falt, die be­geis­tert

von Jana Walt­her

Nach dem Ab­itur im Jahr 2010 am He­le­ne-Lange-Gym­na­si­um in Rends­burg ging es für Jonas Hip­pel (34) zu­nächst für den Zi­vil­dienst ins Aus­land. In der Nähe von Lon­don ar­bei­te­te er zwölf Mo­na­te lang in einer Schu­le für Kin­der mit psy­chi­schen Auf­fäl­lig­kei­ten. Eine prä­gen­de Zeit, die er nicht mis­sen möch­te, be­tont er. Zu­rück in Deutsch­land ging es dann in die Be­rufs­welt. In einer gro­ßen Ham­bur­ger Wer­be­agen­tur hat er eine Aus­bil­dung in der Mar­ke­ting­kom­mu­ni­ka­ti­on be­gon­nen – „eine klas­si­sche kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung“, wie er er­zählt. Zwei Jahre blieb er in dem Un­ter­neh­men bis ihm klar wurde: Da geht noch mehr. In der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che woll­te er gerne blei­ben, doch in­halt­lich soll­te es etwas kon­kre­ter wer­den, mehr in die Tiefe gehen.  

Des­halb zog es ihn zu­rück nach Schles­wig-Hol­stein an die Fach­hoch­schu­le Kiel. Dank sei­ner War­te­se­mes­ter durch die Aus­bil­dung konn­te ihm der hohe Nu­me­rus Clau­sus nichts an­ha­ben, und so schrieb er sich im Win­ter­se­mes­ter 2015 für den Stu­di­en­gang Öf­fent­lich­keits­ar­beit und Un­ter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­ti­on ein. „Ich weiß noch, dass der Stu­di­en­gang da­mals recht neu an der FH und auch sehr be­liebt war“, er­in­nert er sich.

Die Mi­schung aus Theo­rie und Pra­xis habe ihm von An­fang an be­son­ders gut ge­fal­len. Mit dem di­rek­ten Ver­gleich einer Aus­bil­dung im Hin­ter­kopf, wo nun mal die Pra­xis an obers­ter Stel­le steht, habe er sich be­son­ders für die wis­sen­schaft­li­che Ar­beit be­geis­tern kön­nen. „Dass es im Stu­di­um auch um Her­lei­tun­gen, wei­ter­füh­ren­de Ideen und das Hin­ter­fra­gen von be­stimm­ten Din­gen ging, fand ich un­glaub­lich in­ter­es­sant“, sagt er. Dabei habe er die Mög­lich­keit der Wahl­mo­du­le sehr ge­schätzt. Den Fokus legte Jonas auf po­li­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on sowie in­ter­kul­tu­rel­le Kom­mu­ni­ka­ti­on. Der Aus­tausch bei Letz­te­rem mit den in­ter­na­tio­na­len Stu­die­ren­den sei ihm in be­son­ders guter Er­in­ne­rung ge­blie­ben. 

Auch das Ra­dio­mo­dul würde ihm bei sei­ner täg­li­chen Ar­beit im Mi­nis­te­ri­um heute noch hel­fen. „Ich gebe öfter mal O-Töne, und da haben mir die Er­fah­run­gen an der FH wirk­lich ge­hol­fen.“ Damit meint Jonas zum Bei­spiel, be­son­ders bild­lich zu spre­chen, damit die In­for­ma­tio­nen an­schau­lich bei den Hörer*innen an­kom­men. Nie ver­ges­sen werde er au­ßer­dem den Rat von Prof. Dr. Bernd Stein­brink, da­mals Do­zent für Me­di­en­theo­rie, Me­di­en­tech­nik sowie mul­ti­me­dia­le An­wen­dun­gen. „Habt keine Angst vorm lee­ren Blatt“, habe der Pro­fes­sor immer ge­sagt. Die­ser Satz ist Jonas bis heute in Er­in­ne­rung ge­blie­ben.

Ei­gent­lich soll­te es beim Ba­che­lor­stu­di­um blei­ben, schlie­ß­lich hatte Jonas be­reits eine ab­ge­schlos­se­ne Aus­bil­dung im Ge­päck. Doch da ihm das Stu­die­ren so sehr zu­ge­sagt hatte, ging es noch wei­ter mit dem Mas­ter in An­ge­wand­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaf­ten. Heute sei er froh, den Mas­ter 2021 ab­ge­schlos­sen zu haben. Er glau­be, in der Be­rufs­welt – ins­be­son­de­re in der po­li­ti­schen Welt – sei es von Vor­teil, einen Mas­ter-Ab­schluss vor­wei­sen zu kön­nen.

Über die Stel­le im Mi­nis­te­ri­um ist Jonas dann ganz klas­sisch über eine Aus­schrei­bung ge­kom­men. Das pass­te per­fekt zu sei­nem Wunsch, in sei­ner Hei­mat Schles­wig-Hol­stein zu blei­ben. „Klar, ein biss­chen Ge­duld war nach mei­nem Mast­ab­schluss von Nöten, denn Kiel ist ja nicht un­be­dingt eine Me­di­en­stadt. Doch dann bot sich mit der Stel­len­aus­schrei­bung als stell­ver­tre­ten­der Pres­se­spre­cher im Um­welt­mi­nis­te­ri­um für mich die per­fek­te Mög­lich­keit.“ Das war im Herbst 2021. Ins­be­son­de­re die hohe Re­le­vanz der The­men hät­ten ihn von der Ar­beit in der Pres­se­stel­le über­zeugt. „Der Kli­ma­wan­del ist in aller Munde, Um­welt ist ganz oben auf der Agen­da – und das völ­lig zu­recht. Mit mei­ner Ar­beit in der Pres­se­stel­le habe ich das Ge­fühl, etwas wirk­lich Sinn­vol­les zu tun und wich­ti­ge The­men in die Ge­sell­schaft zu trans­por­tie­ren.“

Neben dem hohen Maß an Re­le­vanz sei es aber auch die Viel­falt, die ihn bei sei­ner Ar­beit immer wie­der aufs Neue be­geis­te­re und auch for­de­re: „Ein Um­welt­mi­nis­te­ri­um küm­mert sich ja nicht nur um klas­si­sche Um­welt­he­men. Als ich dort an­ge­fan­gen habe, waren zum Bei­spiel auch die Be­rei­che Land­wirt­schaft und Di­gi­ta­li­sie­rung im Mi­nis­te­ri­um an­ge­sie­delt“, er­zählt er. Heute ver­rät schon der Titel, wel­che The­men­viel­falt dort noch immer zu fin­den ist: Mi­nis­te­ri­um für En­er­gie­wen­de, Land­wirt­schaft, Um­welt und Natur.

In sei­nem Job müsse Jonas auch kurz­fris­tig schnell Ent­schei­dun­gen tref­fen. Das könne schon mal echt her­aus­for­dernd sein, wenn zum Bei­spiel ein Jour­na­list oder eine Jour­na­lis­tin in­ner­halb einer Stun­de eine Rück­mel­dung be­nö­tigt. „Es ist schon auch mal stres­sig, wenn alle gleich­zei­tig etwas von einem wol­len, und es ist auch ab­so­lut kein Ho­me­of­fice-Job. Der Aus­tausch mit den Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten im Hause und auch mit dem Mi­nis­ter selbst sind un­ver­zicht­bar“, be­tont er. Jonas selbst müsse na­tür­lich kein Fach­mann für Tech­ni­schen Um­welt­schutz oder für Wind­kraft­an­la­gen sein. Aber ein ge­wis­ses Grund­wis­sen und eine schnel­le Auf­fas­sungs­ga­be sei für seine Ar­beit schon er­for­der­lich. Und man müsse sich auch in­ner­halb des Hau­ses gut ver­net­zen, um zu wis­sen, wen man zu wel­chen The­men be­fra­gen kann. Die Kom­ple­xi­tät der The­men sei zu Be­ginn be­son­ders her­aus­for­dernd ge­we­sen – und ist es auch heute noch.

Für Jonas sei kein Tag im Mi­nis­te­ri­um so rich­tig plan­bar. Das mache die Ar­beit auch so in­ter­es­sant. „Das Um­welt­mi­nis­te­ri­um wird ja manch­mal auch als das Drau­ßen­mi­nis­te­ri­um be­zeich­net. Das passt, wenn ich mir über­le­ge, wie viel ich drau­ßen im Land mit dem Mi­nis­ter oder den Staats­se­kre­tä­ren un­ter­wegs bin“, sagt er. Damit meint Jonas zum Bei­spiel den Be­such in Arnis vor ein paar Mo­na­ten, um sich ge­mein­sam mit dem Lan­des­küs­ten­schutz die Deich­bruch­stel­len in­fol­ge des Hoch­was­sers an­zu­se­hen. Der Job brin­ge einen auch an Orte, an die man sonst ver­mut­lich nicht so ein­fach ge­kom­men wäre. So stand Jonas im letz­ten Jahr auf einer Wind­kraft­an­la­ge, um Fotos zu ma­chen, oder be­glei­te­te die erste Flüs­sig­gas­an­lie­fe­rung auf dem LNG-Ter­mi­nal in Bruns­büt­tel. Auch habe er schon meh­re­re Hal­li­gen be­ruf­lich be­sich­ti­gen dür­fen. „Ich habe Schles­wig-Hol­stein durch meine Ar­beit noch ein­mal ganz an­ders ken­nen­ge­lernt.“

Bei all dem Input und dem stres­si­gen All­tag geht es für Jonas zum Aus­gleich mehr­mals die Woche zum Sport, am liebs­ten Lau­fen, Fuß­ball­spie­len oder auch mal ins Fit­ness­stu­dio. „Das brau­che ich ein­fach, weil meine Bild­schirm­zeit im Job recht hoch ist und ich da ein­fach einen guten Aus­gleich be­nö­ti­ge.“

Wie es zu­künf­tig für Jonas wei­ter­geht? „Mal sehen.“ Auf jeden Fall möch­te er in Kiel blei­ben, und auch erst ein­mal im Mi­nis­te­ri­um. Was da­nach kommt, lässt er auf sich zu­kom­men, The­ma­tisch sei er offen, und genau das habe er ja auch in sei­nem Stu­di­um ge­lernt: Sich in ver­schie­de­ne neue The­men rein­zu­ar­bei­ten und zu kom­mu­ni­zie­ren. 

© Fach­hoch­schu­le Kiel