Babette Müller-Reichenwallner hat Wirtschaftsingenieurwesen Internationaler Vertrieb und Einkauf (IVE) an der FH studiert.© K. Mauksch
Babette Müller-Reichenwallner hat Wirtschaftsingenieurwesen Internationaler Vertrieb und Einkauf (IVE) an der FH studiert.

Weichen gestellt für die Zukunft – von der FH Kiel in die internationale Bahnbranche

von Boh Quedens

Ohne den Rat einer Freundin wäre Babette Müller-Reichenwallner wohl nie in Kiel an der Fachhochschule gelandet. Sie brachte sie auf den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Internationaler Vertrieb und Einkauf (IVE) – der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere in der Bahnbranche. Heute, mehr als 15 Jahre später, arbeitet Müller-Reichenwallner als Chief Growth Officer beim belgischen Unternehmen OTIV. Dort verantwortet sie Vertrieb und Marketing in ganz Europa und treibt die Entwicklung autonomer Fahrtechnologien im Bahnsektor voran.

Studium an der FH Kiel – eine prägende Phase

Nach dem Abitur in Berlin absolvierte Babette Müller-Reichenwallner eine Ausbildung zur Werbekauffrau in Hamburg. Nach einem Auslandsaufenthalt in Barcelona wuchs der Wunsch, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Dann kam aus heutiger Sicht eine Portion Glück dazu. „Eine Freundin hat mich auf den Studiengang aufmerksam gemacht und mir damals den Studienführer per Post zugeschickt mit den Worten: „Guck doch mal, ob du nicht was Ordentliches machst“, erklärt Müller-Reichenwallner mit einem Augenzwinkern ihren Weg nach Kiel. Das Studium Wirtschaftsingenieurwesen Internationaler Vertrieb und Einkauf an der FH Kiel erwies sich als perfekte Wahl: Die Mischung aus Internationalität, Technik, Vertrieb und ‚viel Mensch‘ entsprach genau ihren Interessen. Während ihres Studiums von 2003 bis 2006 engagierte sie sich auch in der Fachschaft sowie als studentische Hilfskraft.

Nach erfolgreichem Abschluss blieb sie der FH Kiel treu: „Nach meinem Abschluss bin ich noch eine Weile an der FH geblieben, als Geschäftsführerin des Fachbereichs Maschinenbau. 2009 bin ich dann in die freie Wirtschaft zu Vossloh Locomotives gewechselt und bin seitdem im Bereich Schienenfahrzeuge tätig.“ Am Fachbereich initiierte sie maßgeblich zahlreiche Projekte, wie die Erstsemester-Information LüttEngineer, die Vortragsreihe Werkstattschnack, Erstsemester-/Studienfahrten oder das European Project Semester. Bei anderen, etwa dem StartIng-Projekt, dem Firmenkontakttag oder Raceyard, war sie in einer frühen Phase eng eingebunden oder hat diese für den Fachbereich entscheidend mitgestaltet. Viele dieser Initiativen prägen den Hochschulalltag bis heute. Als besonders inspirierend empfand sie die enge Zusammenarbeit mit engagierten Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Tobias Specker, Prof. Dipl.-Ing. Manfred Fischer und Prof. Dr. Martina Klocke, die nah an den Studierenden waren. Ihre Zeit an der FH Kiel beschreibt sie als „familiär, ereignisreich und prägend.“

Als Chief Growth Officer verantwortet Babette Müller-Reichenwallner den Aufbau von Vertrieb und Marketing für ein autonomes Fahrerassistenzsystem für Züge.©B. Müller-Reichenwallner
Als Chief Growth Officer verantwortet Babette Müller-Reichenwallner den Aufbau von Vertrieb und Marketing für ein autonomes Fahrerassistenzsystem für Züge.

Weichen gestellt: Nachhaltige Mobilität als Herzensangelegenheit

2009 wechselte Babette Müller-Reichenwallner zu Vossloh Locomotives in Kiel und fand – eher zufällig – ihre berufliche Heimat in der Bahnbranche. „Mir gefällt genau diese Schnittstelle zwischen technischem Projektmanagement, der Internationalität, wo ich meine Sprachen einsetzen und mit Menschen aus verschiedenen Ländern kommunizieren kann.“ Schnell entwickelte sie eine Leidenschaft für dieses Berufsfeld, sie baute sich ein weitreichendes Netzwerk auf und blieb der Branche treu. „Als ich vor 15 Jahren in die Branche gekommen bin, war ich in den allermeisten Meetings die mit Abstand jüngste und die einzige Frau, das hat sich glücklicherweise sehr verändert mit der Zeit,“ beschreibt sie die Herausforderungen zu Beginn ihrer Karriere. „Ich bin durch Zufall in die Bahnbranche gekommen, könnte mir heute aber kein besseres Umfeld vorstellen. Ich mag die Leute, das ist so eine Hands-on-Mentalität ist. Außerdem ist die Bahnbranche sehr krisensicher und international.“ Seit 2009 ist sie dieser Branche treu, Müller-Reichenwallner war in den gut 15 Jahren bei fünf Arbeitgebern tätig.

Die Bahn verbindet Länder und Menschen, und auch wenn sich die Grundprinzipien des Schienenverkehrs kaum verändert haben, sind Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) ein Innovationstreiber. Die Herausforderung: neue Technologien inklusive vieler Daten sollen mit neuen Mechaniken vernetzt werden. „Ich habe ja die letzten acht Jahre Innovationsprojekte im Schienenbereich betreut und verantwortet“, beschreibt Babette Müller-Reichenwallner ihre Leidenschaft für innovative, nachhaltige Mobilitätsprojekte. „Die Bahn ist die beste und nachhaltigste Art der Fortbewegung.“ Heute verantwortet sie als Chief Growth Officer beim belgischen Unternehmen OTIV den Aufbau von Vertrieb und Marketing für ein autonomes Fahrerassistenzsystem für Züge: „In meinem Job geht es darum, den gesamten Vertriebs- und Marketingbereich strukturiert aufzubauen – Wie ist der Markt? Wer sind die Kunden? Welche Vertriebskanäle nutzen wir? Wie ist die Preisgestaltung?“

Babette Müller-Reichenwallner spricht auf einem Event.©B. Müller-Reichenwallner
Babette Müller-Reichenwallner spricht auf einem Event.

Berufliche Flexibilität und persönliche Leidenschaften

In ihrer aktuellen Position bei OTIV, mit Sitz im belgischen Gent, ist sie europaweit im Einsatz – mal aus dem Homeoffice, im Headquarter in Gent, direkt bei Kund*innen oder auf Messen und Veranstaltungen. „Das Büro ist für mich nicht der Ort, an dem Arbeit passiert“, sagt sie und ergänzt: „Ich nutze es vor allem als Begegnungsstätte – für den Austausch mit Kolleg*innen, besonders aus anderen Abteilungen. Für konzentriertes Arbeiten bin ich oft lieber im Homeoffice oder nutze die Zeit im Zug auf meinen zahlreichen Dienstreisen.“ Neben der Kund*innenakquise ist sie viel unterwegs: „Ich bin regelmäßig auf Messen und spreche auf Konferenzen – einfach, um die Sichtbarkeit unseres Unternehmens zu stärken. So komme ich mit vielen Menschen ins Gespräch und kann unsere Technologie direkt vor Ort erlebbar machen.“ Zudem engagiert sich Müller-Reichenwallner für die MINT-Förderung und ist im Netzwerk „Women in Mobility“ sowie als Speakerin aktiv, um den Austausch und die Sichtbarkeit von Frauen zu stärken. Neben der Arbeit ist ihr Ausgleich besonders wichtig. Seit jungen Jahren spielt sie leidenschaftlich und hochklassig Hockey. „Dieses Jahr bin ich sogar für die Ü40-Nationalmannschaft nominiert und spiele im Juni in Valencia die Europameisterschaft“, erklärt sie stolz. So richtig abschalten von Job, Familie und Alltag kann sie aber nur mit Musik – sie singt leidenschaftlich in einem Chor: „Ich werde sicher keine Opernsängerin mehr, aber beim Singen bekomme ich den Kopf frei.“

Die Zeit an der FH Kiel möchte sie nicht missen. „Dort wurden die Weichen für meine Zukunft gestellt“, blickt Babette Müller-Reichenwallner auf ihr Studium zurück. Seither hat sie stets in stereotypen IVE-Berufen gearbeitet. Die Eisenbahnbranche sowie Vertrieb und Marketing im grenzüberschreitenden Umfeld sind über die Zeit zu ihrer Leidenschaft geworden. Ihr Plädoyer: „Die Bahn ist Rückgrat einer klimafreundlichen Zukunft – und genau da will ich mitgestalten.“

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