Prof. Dr. Weßels referierte in der Holtenauer Buchhandlung über künstliche Intelligenzen als Co-Autoren. (Foto: Brahms)© M. Brahms
Prof. Dr. We­ßels re­fe­rier­te in der Hol­ten­au­er Buch­hand­lung über künst­li­che In­tel­li­gen­zen als Co-Au­to­ren. (Foto: Brahms)

Spät­schicht trifft Wis­sen­schaft: Von Schwei­ne­hal­tung und Künst­li­cher In­tel­li­genz

von Ma­rie­sa Brahms

Am 6. Mai wurde das Wo­chen­en­de auf der Hol­ten­au­er Stra­ße in Kiel mit wis­sen­schaft­li­chen Vor­trä­gen ein­ge­läu­tet. Auch Do­zent*innen der Fach­hoch­schu­le waren unter den Re­fe­rent*innen. Ma­rie­sa Brahms aus der Cam­pus­re­dak­ti­on hat zwei von ihnen be­glei­tet.

Für mich fing der Abend um 18 Uhr im Wein­han­del Mar­xen an. Dort re­fe­rier­te Prof. Dr. Urban Hell­muth über neue und nicht so neue Er­kennt­nis­se in der Schwei­ne-For­schung. Hell­muth sel­ber ist seit dem Jahr 1990 als Pro­fes­sor für land­wirt­schaft­li­ches Bauen, Land­tech­nik und Tier­hal­tung am Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft in Os­ter­rön­feld tätig.

Eine ziem­lich lange Zeit – lo­gisch also, dass der Pro­fes­sor viel zu er­zäh­len hat. Und ob­wohl der Be­sit­zer des Wein­ge­schäfts schon Mühe hatte, alle Zu­schau­er*innen ir­gend­wie zu plat­zie­ren, kamen kurze Zeit nach Vor­trags­be­ginn noch in­ter­es­sier­te Gäste dazu – Män­ner und Frau­en jeden Al­ters.

Nach­dem Hell­muth sich und sei­nen Fach­be­reich vor­ge­stellt hatte, fing der etwa 25-mi­nü­ti­ge Vor­trag an. Was ich nach der Zeit, die mir viel kür­zer als an­ge­kün­digt vor­kam, an Er­kennt­nis­sen ge­sam­melt hatte: Schwei­ne sind sehr in­tel­li­gen­te und sau­be­re Tiere. Das ent­kräf­tet zwei der gän­gigs­ten Vor­ur­tei­le ge­gen­über den Tie­ren: „Sprü­che wie ‚du dumme Sau‘ zei­gen ei­gent­lich nur, wie wenig Ah­nung man­che Men­schen haben“, er­klär­te der Pro­fes­sor und gab ei­ni­ge An­ek­do­ten aus dem For­schungs­be­reich zum Bes­ten.

Was ich be­son­ders wis­sens­wert fand, ist, dass Hell­muth und seine Kol­leg*innen die Be­zeich­nung „tier­ge­recht“ dem Wort „art­ge­recht“ vor­zie­hen. Der Pro­fes­sor be­grün­de­te das so: „Die An­sprü­che von Schwei­nen sind in­di­vi­du­ell wie bei uns Men­schen.“ Je nach­dem, was für ver­schie­de­ne Er­fah­run­gen Schwei­ne ge­macht haben, un­ter­schei­den sie sich in ihren Be­dürf­nis­sen und Ver­hal­tens­wei­sen. „Da reicht es dann nicht, art­spe­zi­fisch zu den­ken“, führ­te er aus. Ein an­ge­reg­tes Ge­spräch zwi­schen Re­fe­rent und Zu­schau­er*innen schloss sich an.

Ich be­eil­te mich, nach dem Vor­trag mög­lichst schnell aus der Tür zur nächs­ten Sta­ti­on zu kom­men, denn immer mehr Men­schen be­tra­ten das klei­ne La­den­ge­schäft, um den zwei­ten Durch­gang des Vor­trags zu hören.

Sze­nen­wech­sel: In der Buch­hand­lung „Hu­gen­du­bel“ er­war­te­te mich ein Vor­trag mit dem Titel „Wenn die künst­li­che In­tel­li­genz zum Co-Autor wird“. Ge­hal­ten wurde die­ser von Prof. Dr. Doris We­ßels, die seit 2008 als Pro­fes­so­rin für Wirt­schafts­in­for­ma­tik an der Fach­hoch­schu­le lehrt.

Ich hatte mich oh­ne­hin auf das Thema ge­freut – viel­leicht würde ich einen Weg ent­de­cken, dem ge­le­gent­li­chen Ver­zwei­feln an Tex­ten zu ent­ge­hen.

Das Thema hielt, was ich mir davon ver­spro­chen hatte, und We­ßels‘ Vor­trags­wei­se tat ihr Üb­ri­ges. Denn nach einer kur­zen in­halt­li­chen Ein­füh­rung in das Thema, zeig­te die Pro­fes­so­rin der Zu­hö­rer*in­nen­schaft, was so eine künst­li­che In­tel­li­genz ei­gent­lich alles kann.

Um ein wenig Neid bei jenen zu ent­fa­chen, die den Vor­trag ver­passt haben: Dank des Pro­gramms, wel­ches mit un­zäh­li­gen Schrif­ten ma­schi­nell an­ge­lernt wurde, konn­ten wir den Best­sel­ler-Roman „Der Ge­sang der Fluss­kreb­se“ von Delia Owens nach dem letz­ten Ka­pi­tel ein­fach fort­schrei­ben. Funk­tio­niert hat das, indem die Pro­fes­so­rin den ab­schlie­ßen­den Pa­ra­gra­fen des Bu­ches in das Pro­gramm ein­gab und le­dig­lich einen Knopf drück­te. Das Er­geb­nis: circa zehn sprach­lich be­ein­dru­cken­de Sätze.

Auch nach die­sem Vor­trag kamen in der Fra­ge­run­de die The­men Ur­he­ber­recht und Moral auf. Dafür war die Zeit aber deut­lich zu knapp be­mes­sen. Mein In­ter­es­se war auf jeden Fall ge­weckt. Zu­hau­se an­ge­kom­men, füt­ter­te ich mich selbst mit ei­ni­gen Da­ten­sät­zen zu künst­li­chen In­tel­li­gen­zen. So einen er­kennt­nis­rei­chen Frei­tag­abend hatte ich lange nicht mehr.

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