Studium Wirtschaftsingenieurwesen - darum lohnt sich der Master

Studium Wirtschaftsingenieurwesen - darum lohnt sich der Master

Als Studiengangsleiter sind Sie der erste Ansprechpartner für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Warum sollten sich Bachelorabsolventen für den Master an der FH Kiel entscheiden?

Das Studium hat einen sehr hohen Praxisbezug und ist inhaltlich ideal auf die typischen Berufsfelder der Wirtschaftsingenieure zugeschnitten. Wir lehren und arbeiten gemeinsam in kleinen Gruppen. Um der internationalen Ausbildung Raum zu bieten, haben wir ein großes Mobilitätsfenster (ein oder zwei Semester) geschaffen, das die Studierenden nutzen können, um – ohne ihr Studium zu verlängern – an einer unserer Partnerhochschulen zu studieren. Und außerdem: Wir sind nicht nur die beste Hochschule der Welt – wir haben auch Strand und Meer vor der Haustür.

Für wen ist der Studiengang interessant? Was sind die Zugangsvoraussetzungen für den Master-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen?

Wer das Ziel, hat im Berufsleben Führungsverantwortung insbesondere in technikaffinen Bereichen zu übernehmen, ist bei uns richtig. Wir erwarten idealerweise ein erstes interdisziplinäres Studium, also z.B. einen Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen. Entscheidend ist neben anderen Punkten, dass Kompetenzen sowohl in technischen (55 LP), betriebswirtschaftlichen (50 LP) und in Integrationsmodulen (10 LP, z.B. Logistik) erworben wurden.

Was haben die Studierenden gemacht, bevor sie den Master an der Fachhochschule Kiel aufgenommen haben?

Rund die Hälfte der Studierenden hat an der FH Kiel Wirtschaftsingenieurwesen oder Internationales Vertriebs- u. Einkaufsingenieurwesen studiert. Einige wenige kommen von der CAU Kiel. Die übrigen kommen aus dem ganzen Bundesgebiet mit einem Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Studium an der Fachhochschule und einer Universität?

Das Stichwort „anwendungsorientiert“ beschreibt das schon ganz gut. Der Fokus liegt weniger auf der Forschung und mehr auf der Anwendung. Wir beschäftigen uns mit der Frage: Wie kann ich die aktuelle Theorie in der Praxis nutzen und komplexe, betriebliche Probleme lösen? Das macht sich in der Lehre bemerkbar, weil wir dadurch die Inhalte anders aufstellen als Universitäten.

Hinzu kommt, dass die Anwendungsorientierung durch den intensiven Kontakt zu den Unternehmen geprägt ist. Wir führen Projekte gemeinsam mit Unternehmen durch. Die Studierenden können so an realen Beispielen üben, wie bestimmte theoretische Erkenntnisse auf die Praxis übertragbar sind.

Einen weiteren Praxisbezug haben wir bei den Abschlussarbeiten. Diese werden im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen meistens in Unternehmen geschrieben.

Es ist auch typisch, dass die Lehrenden einen engen Bezug zur Praxis haben. So können wir als Fachhochschule sicherstellen, dass wir kein veraltetes oder verzerrtes Bild von der Praxis einbringen. Wir haben einen guten Draht zu Unternehmen und sehen immer wieder, was da bewegt wird.

Ist es nicht auch so, dass jeder Dozent vorher in der freien Wirtschaft gearbeitet hat?

Ja, das ist bezogen auf die Einstellungsvoraussetzungen ein wesentlicher Unterschied zwischen Fachhochschule und Universität. Man kann an einer Universität studieren, promovieren und seine Karriere in der Universitätswelt fortsetzen. Für die Lehre an der Fachhochschule muss ich fünf Jahre Berufspraxis außerhalb einer Hochschule nachweisen.

Der Studiengang hieß vor dem Wintersemester 18/19 „Technische BWL“. Hat sich außer dem Namen noch etwas verändert?

Ja, im Grunde haben wir den Studiengang komplett umgekrempelt. Das Curriculum, das wir vorher hatten, wurde fast vollständig über Bord geworfen. Wir haben einen deutlich stärkeren Akzent in den Bereichen Supply Chain und Operations Management, B2B-Marketing und Einkauf gesetzt. Dort haben wir mehr Pflichtmodule positioniert. In Hinblick auf die Digitalisierung haben wir ein neues Modul im zum Informationsmanagement eingebaut. Digitalisierung ist aber selbstverständlich in fast allen Modulen relevant, auch wenn der Titel der Veranstaltungen dies nicht ausdrückt.

Digitalisierung ist in Unternehmen ja heute auch allgegenwärtig und schon „normal“…

Ja, egal ob man sich mit Produktionssystemen, strategischer Produktionsplanung oder strategischem Supply Chain Management beschäftigt, man hat man auch immer mit Informationsprozessen und Digitalisierung zu tun. Logistik ist heute ohne digitalisierte Informationsflüsse kaum vorstellbar.

Im Bereich Digitalisierung herrscht gerade eine große Aufgeregtheit. Aber bereits in den 60er Jahren hatten wir schon die ersten Systeme, die Digitalisierung zur Folge hatten. Die Thematik ist nicht neu. Dennoch durchdringt Digitalisierung heute mehr Themenbereiche und verändert auch sehr viel.

Wie werden die Studierenden auf den Wandel in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung vorbereitet?

Ziel eines Masterstudiums ist ja unter anderem, dass der Umgang mit Komplexität beherrscht werden soll. Komplexität bedeutet, dass die Dinge nie so vorhersagbar sind, wie man sich das wünscht. Es gibt immer Einflüsse, die man nicht berücksichtigen kann und gerade Digitalisierung hat das Potential, uns immer wieder zu überraschen. Wenn wir Studierende darauf vorbereiten, unternehmerische Entscheidungen in einer sich beständig verändernden Welt zu treffen, dann ist es genau diese Kompetenz, die auch dabei hilft, die Veränderungen der eigenen Arbeitswelt zu verstehen und mitzugestalten.  Die Zeiten, in denen von der Ausbildung bis zu Rente nur geringe Veränderungen des eigenen Arbeitsplatzes erlebt wurden, sind schon sehr lange vorbei. Vielleicht hat es sie auch nie gegeben. Von Hochschulabsolventen dürfen wir erwarten, dass sie in der Lage sind, ihre eigene Tätigkeit bzw. ihren eigenen Arbeitsplatz kritisch zu hinterfragen und im Zweifel auch zur Disposition zu stellen. Dies ist eine Konsequenz des Umganges mit Komplexität.

Der Studiengang wird vom Fachbereich Wirtschaft angeboten. Ist in Kiel der betriebswirtschaftliche Anteil am Studium verglichen mit anderen Hochschulen höher?

Ja, wir legen tatsächlich einen starken Akzent auf betriebswirtschaftliche Themen. Wir machen keine Vertiefung in einem bestimmten Technikbereich. Wir legen höheren Wert darauf, Führungskräfte auszubilden, die an der Schnittstelle Technik und Betriebswirtschaftslehre in Unternehmen tätig sind. Und der Vorbereitung auf diese Führungsaufgaben widmen wir in der Ausbildung mehr Raum.

Zum anderen stellen wir fest, dass der technische Hintergrund der Studierenden, die bei uns anfangen, sehr unterschiedlich ist. Zum Beispiel haben wir Studierende, die im Bachelor Elektrotechnik vertieft haben. Andere sind auf Maschinenbau spezialisiert. Damit haben wir zwei ganz unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen für die darauf aufsetzende Technik.

Um ihre Interessen trotzdem vertiefen zu können, bieten wir den Studierenden Wahlmodule. So können sie im Fachbereich „Informatik und Elektrotechnik“ etwas im Bereich Energietechnik machen. Oder im Bereich Schiffbau/Maschinenbau in unserem Fachbereich „Maschinenwesen“. Sie können sich ihr Technikprogramm so frei zusammenstellen.

Haben die Studierenden in der Regel konkrete Vorstellungen, was sie nach dem Abschluss machen wollen?

Es ist sehr unterschiedlich. Einige haben sehr klare Vorstellungen auch hinsichtlich ihrer technischen Orientierung. Ich habe Menschen erlebt, die sich im Rahmen ihres Bachelorstudiums mit Windenergie beschäftigt haben und später auch unbedingt in der Branche arbeiten wollen. Sie wissen dann auch, ob sie in eine Vertriebstätigkeit wollen oder eher im Produktionsbereich oder im Projektmanagement arbeiten möchten.

Wir haben aber auch Menschen, die ihr Erststudium absolviert haben und immer noch auf der Suche danach sind, was sie später machen wollen. Aber die Begeisterung für Technik ist bei allen da. Und die Ergänzung durch betriebswirtschaftliche Themen ist bei denen, die bei uns ankommen, in der Regel auch ausdrücklich gewünscht. Die Studierenden erkennen, dass sie mit ihrer Qualifikation nicht in einer Sachbearbeitungsposition bleiben wollen. Der typische Karriereschritt führt nach einigen Jahren in eine Führungsposition.

Wie sehen typische Einstiegsjobs für die Absolventen aus?

Im Bereich Supply Chain Management könnte das so aussehen: Man beginnt in einer Planungsstelle oder Assistenzstelle. „Logistikplanung“ könnte die beispielsweise heißen. In deren Rahmen könnte man sich mit der Logistikplanung in Unternehmen beschäftigen. Etwas ähnliches kann man sich im Bereich Produktion vorstellen. Im technischen Vertrieb hätte man vielleicht klassische Außendienstaufgaben. Auf der Einkaufsseite haben wir Stellen im strategischen Einkauf für technische Güter. Ein Beispiel: Wenn ich im Bachelor Elektrotechnik vertieft habe, wäre ich dafür prädestiniert, in einem Unternehmen wie Siemens technische Komponenten zuzukaufen.

Warum sind Absolventinnen und Absolventen Ihres Studienganges interessante Bewerber auf dem Arbeitsmarkt?

Wir bereiten unsere Absolventinnen und Absolventen gut auf den Arbeitsmarkt vor, sie sind sofort praxistauglich. Sie müssen nicht erst einen „Praxisschock“ verdauen, bevor sie im Unternehmen ankommen. Sie können sofort eingesetzt werden. Aufgrund der Anwendungsorientierung wissen unsere Studierenden am Ende ihrer Ausbildung, wie Praxis funktioniert. Hinzu kommt, dass viele unserer Studierenden bereits in spannenden Jobs arbeiten, die einen konkreten Bezug zum Berufsbild haben. Zum Beispiel in einer Entwicklungsabteilung oder im Einkauf.

Welchen Tipp fürs Berufsleben wollen Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben?

Fühlen Sie tief in sich hinein, woran Sie Freude und Spaß haben. Das ist das wichtigste überhaupt.

Man darf heute nicht davon ausgehen, dass man mit einer einzigen Entscheidung für die nächsten 50 Jahre die Weichen stellt. Man kann noch so viele andere Pfade beschreiten. Finden Sie erst einmal etwas, wo Sie sich wohl fühlen und wobei Sie Begeisterung für empfinden.

Abgesehen von der Fachhochschule? Warum ist Kiel Ihrer Meinung nach ein guter Ort zum Studieren?

Ich meine, dass Kiel als Hochschulstandort viele Vorteile hat. Kiel ist nicht zu groß und nicht zu klein. Die Stadt bietet viel studentisches Leben, sie ist sehr lebenswert. Der Standort ist gleichzeitig sehr bodenständig und durch Industrie geprägt. Wenn man sich für Wassersport begeistert, ist man hier auch sehr gut aufgehoben. Und wenn man im Sommer am Strand lernen möchte, ist Kiel perfekt geeignet.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Isabelle Wieser